Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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14OKT2023
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„Du bist für mich gestorben!“ Ein heftiger Satz. Aber manchmal sagen Menschen das – zu einem Freund oder Familienmitglied zum Beispiel. Vielleicht war ihnen die andere Person früher einmal sehr nah, vielleicht war es auch immer schon irgendwie schwierig. Jedenfalls ist jetzt nochmal was Schlimmes passiert – so dass man einen deutlichen Schlussstrich zieht. „Du bist für mich gestorben!“ Geht es danach noch weiter?

In der Bibel gibt es eine Geschichte [vgl. Lukas 15,11-32], in der am Anfang genau das passiert: Da fordert ein junger Mann seinen Vater auf, ihm das zukünftige Erbe schon vorzeitig zu überlassen. Als ob der Vater schon jetzt gestorben wäre. Der Sohn macht das Erbe komplett zu Geld, bricht alle Zelte ab und verlässt sein Zuhause.

Eine Erzählung mitten aus dem Leben. Und sie könnte damit auch schon wieder zu Ende sein. Aber es geht dramatisch weiter: Der Sohn kann sein Leben in Freiheit nur eine kurze Zeitlang genießen. Das viele Geld ist bald weg, und er landet auf der Straße. Der Sohn ist „tot“, heißt es später dazu. Er hat seinen Vater für tot erklärt, sich dabei aber auch selbst vom Leben abgeschnitten.

Wenn Beziehungen enden, betrifft das ja alle Beteiligten. Und alle sind davon herausgefordert, tragen ihre Verletzungen mit sich herum. Ein anderer Mensch lässt sich nicht einfach mal so eben für tot und weg erklären. So wie auch wirklich Verstorbene nicht sofort aus der Welt sind, sondern noch weiter Bedeutung haben und die anderen prägen.

Die biblische Geschichte vom für tot erklärten Vater und vom gestorbenen Sohn hat Jesus erzählt. Und er wollte damit sagen: Mit Gottes Hilfe können Menschen neu anfangen. Wer vom Leben abgeschnitten ist, kann neue Kraft bekommen. Egal, was in der Vergangenheit vorgefallen ist.

In der Geschichte findet sogar die beendete Beziehung zwischen Sohn und Vater eine Fortsetzung. Die beiden versöhnen sich miteinander, teilen wieder Leben. Der Sohn „war tot und ist wieder lebendig“ [Lukas 15,32], heißt es zum Schluss.

Mir persönlich macht das Mut. Ich merke: Bei Gott haben auch meine Verletzungen Platz, ich muss sie nicht kleinreden. Und gerade auf diese Weise können sie heil werden, so dass es gut weitergeht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38539
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