SWR2 Wort zum Tag

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26SEP2023
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Gefühlt immer mehr gläubige Menschen berufen sich gern und leicht auf die „höchste Instanz“: Das und jenes sei „Gottes Wille“, argumentieren auch Christenmenschen.  Klingt ein wenig nach Mittelalter. Da hieß es „Gott will das“ – und auf ging‘s in blutige Kreuzzüge und Gemetzel. Das ist Geschichte – aber wie gesagt: auch neuerdings entzieht sich mancher der weiteren Diskussion, weil inzwischen sowieso die Argumente fehlen.

An diese Leute musste ich denken angesichts einer  vordergründig ganz anderen Geschichte.  Da gibt es von einem Trierer Vorort aus eine steile und enge Straße Richtung Autobahn auf der Eifelhöhe. Zwei oder drei Haarnadelkurven machen es noch enger –  und auch deswegen verbieten unten im Tal mehrere Schilder die Weiterfahrt für Fahrzeuge mit mehr als 2,8 Tonnen. Ignoriert hatte das Verbot der Fahrer eines 32-Tonnen-Sattelzugs. Erste Kurve noch geschafft – aus der zweiten mussten ihn dann  Feuerwehr und zwei Schwerlastkräne herausretten.

Sein Navi hatte ihm diesen Weg gezeigt, sagte der LKW-Fahrer; ich verlasse mich auf das Navi – ist doch eine höhere Instanz als ich. Und dann – da ähnelt der Trucker eben  manchen fundamentalistischen Gläubigen – warum sollte ich dann noch selbst nachdenken oder mich auf Verbote einlassen oder andere Hinweise wahrnehmen.  Die oberste oder jedenfalls höhere Instanz will das von mir und jetzt…

Das kann schlimme Folgen haben – siehe Kreuzzüge oder festgefahrener Truck; aber auch wenn es weniger schlimm kommt, ist es oft genug falsch. Schon richtig: Wer an Gott glaubt, vertraut das eigene Leben  und die Mitmenschen und die ganze Welt ja eigentlich Gott an. In der zuversichtlichen Hoffnung, dass Gott für seine Schöpfung  nur das Gute will – und immer noch das Bessere.

Nur: Wenn ich daran mitarbeiten will – also am Guten und am immer Besseren für Welt und Menschen, für Schöpfung und Geschichte: wenn ich das ernsthaft will,  muss ich auch alle Kräfte aktivieren,  die der SchöpferGott mir dafür mitgegeben hat. Hingucken also, aufmerksam bleiben und selbst nachdenken. Mich klug beraten mit anderen denkenden Menschen. Wahrnehmen, was die Menschen in meiner Umgebung jetzt brauchen, was die Welt wirklich verbessern kann –  oder im Fall des Navis einfach nur, was jetzt aus gutem Grund verboten oder einfach unmöglich ist.

Und dann handeln, weiterfahren oder den Kurs korrigieren. Manchmal ist der richtige Weg ja ein bisschen länger als der kürzeste. Am Ende geht es schneller voran – für mich selbst und viele andere Und das will auch der liebe Gott, glaubt auch altfried g. rempe, Trier von der katholischen Kirche…

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