Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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27SEP2023
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Die ersten Blätter sind gelb und rot gefärbt. Nicht nur in den Wäldern, auch an den Rebstöcken ist der Herbst besonders schön und eindrücklich. Da kann man die Fülle und das Glück des Herbstes voll empfinden. Es riecht ein wenig erdig und nach der Trockenheit des Sommers ist nun die Feuchtigkeit da. Obst, Gemüse, Wein duften, sind erntereif oder schon in den Keller und den Kühlhäusern gelagert.

Abends genieße ich momentan gerne die letzten Sonnenstrahlen des Tages mit einem Glas in der Hand. Beim Anblick des roten Sonnenuntergang am Horizont lasse ich die Gedanken schweifen und bewundere Gottes wundervolle Schöpfung. So oder so ähnlich sieht der perfekte Herbsttag für mich aus.

So oder so ähnlich finde ich – sollte auch der Herbst des Lebens sein. Die Früchte sind gewachsen und reif, die Ernte wird eingebracht und eingelagert zur Nutzung und zum Genuss. Nichts mehr müssen aber vieles können. Das ist für mich der Herbst des Lebens.

So sieht mein Freund Thomas das auch: Von turbulenten Zeiten in Familie und im Beruf kann er berichten – von Erfolgen aber auch von Niederlagen. Aber jetzt im Herbst des Lebens, sagt er: „Weißt du, ich weiß was ich kann und auch, was ich nicht kann. Ich sehe, was ich Gutes erreicht habe und lebe mit dem, was nicht gelungen ist. Ich muss mich nicht mehr beweisen oder messen nur um des Wettbewerbs, des Vergleichs willen.

Ich will das, was ich kann, sinnvoll einsetzen, will die Welt noch gestalten. Meine kleine Welt. Mit meinen Gaben. Und dabei meine Schwächen, die ich inzwischen ja auch gut kenne - vermeiden. Ich habe vieles in meinem Leben gelernt, so manchen Rückschlag eingesteckt, aber auch vieles erreicht. Nun darf ich die Ernte einfahren. Muss eigentlich nichts mehr, kann aber vieles. Das ist ein schönes, ein gutes Gefühl.“

Nichts mehr müssen aber vieles können. Das ist eine schöne Vorstellung vom Herbst des Lebens.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38438
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