SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

26SEP2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Können Sie sich das vorstellen? Es gibt bald keinen Kaffee mehr! Ich trinke jeden Tag Kaffee. Einen am Morgen und einen am Nachmittag, manchmal noch abends einen Espresso. Kaffee ist für mich nicht nur einfach ein Getränk. Kaffee hat für mich mit einem guten Lebensgefühl und mit Gemeinschaft zu tun. Oft sag ich zu Kollegen oder Freundinnen: „Lass uns auf einen Kaffee treffen“. Ein Tag ohne Kaffee - da würde mir echt was fehlen.

Noch etwa 25 Jahre, dann könnte dieses Szenario tatsächlich Realität sein – es gibt keinen oder nur noch wenig Kaffee auf der Welt. Weil der Klimawandel die Kaffee-Anbaugebiete zerstört hat. Den empfindlichen Kaffee-Pflanzen ist es zu heiß geworden, die Böden sind zu trocken, der Regen kommt zur falschen Zeit. Experten können mit Studien ziemlich genau vorhersagen, dass es so kommen wird.[1]

Aktuell findet in ganz Deutschland gerade die sogenannte Faire Woche statt; da gibt es Infos und Aktionen rund um den Fairen Handel. Fairer Handel das bedeutet kurz zusammengefasst: Menschen, die für uns auf der Südhalbkugel Lebensmittel anbauen oder Produkte herstellen, bekommen dafür einen Lohn, von dem sie leben können. Dieser Lohn macht es ihnen möglich, so zu wirtschaften, dass die Natur nicht geschädigt und Arbeiter nicht ausgebeutet werden. Und Kaffee ist das wichtigste Produkt beim Fairen Handel, mit den Kaffeebohnen hat der Faire Handel vor 50 Jahren sogar begonnen.

Durch den Klimawandel ist jetzt auch dieser ganze Faire Handel bedroht. Darunter Hunderttausende kleinbäuerliche Betriebe, die Kaffee für uns anbauen. Um darauf aufmerksam zu machen, lautet das Motto der diesjährigen Fairen Woche: „Fair. Und kein Grad mehr!“

Es ist längst bekannt: Menschen auf der Südhalbkugel tragen mit ihren Lebensgewohnheiten am wenigsten zum Klimawandel bei. Und sind gleichzeitig am stärksten von den Folgen betroffen. Deshalb finde ich es nur fair, wenn wir sie wenigstens finanziell unterstützen, damit sie eine Chance haben, mit den Klimaveränderungen umzugehen. Denn die sind ja jetzt schon spürbar. Die Kaffee-Ernten sind kleiner, die Qualität wird schlechter, neue Krankheiten zerstören die Kaffeepflanzen.

Mich beeindruckt, dass die kleinbäuerlichen Kaffee-Produzenten aber trotzdem nicht resignieren. Sie suchen neue Wege. Sie verlagern Anbau-Fläche in höhere Regionen, wo es kühler ist. Sie versuchen es mit Biodiversität, also unterschiedliche Pflanzen, auf ihren Anbauflächen. Sie nutzen erneuerbare Energien, usw. 

In 25 Jahren werde ich wohl keinen Kaffee mehr mit Kolleginnen trinken aber hoffentlich noch mit meinen Senioren-Freundinnen. Damit es aber überhaupt noch Kaffee gibt und damit der nicht nur uns guttut, sondern vor allem denen, die ihn für uns angebaut haben, ist Fair gehandelter Kaffee für mich schon lange eine klare Entscheidung.

 

[1]https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2022/01/studie-kaffee-wird-kuenftig-knapp

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38431
weiterlesen...