SWR2 Wort zum Tag

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09SEP2023
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Nehmen Sie mal ein Thema, das Ihnen wirklich wichtig ist; und dann suchen sie die relevantesten Argumente – nicht für ihre Meinung zu diesem Thema, sondern für die Gegenposition. Das schlägt der Journalist Dirk von Gehlen in einem Buch vor. Ein interessanter Gedanke: einfach mal die Perspektive wechseln.  

Das fände ich mal für eine Talkshow im Fernsehen interessant. Das meiste, was dort gesagt wird, ist erwartbar. Oft geht es scheinbar nur darum, „seinen“ Punkt zu machen; man will sich von den anderen Diskutanten abgrenzen und versucht gar nicht den anderen zu verstehen oder auf ihn einzugehen. Ein gemeinsames Ringen nach Lösungen findet so nicht statt. Wie interessant wäre es, wenn alle mal in vertauschten Rollen diskutieren müssten. Stellen Sie sich doch mal vor, wie das wäre, wenn Friedrich Merz die Positionen von Ricarda Lang verteidigen müsste und umgekehrt. Ich glaube, da kämen ganz neue Erkenntnis- und Verständigungsprozesse in Gang. Bei Diskutanten und Zuschauerinnen.

Polarisiert sei unsere Gesellschaft, höre ich immer wieder. Ich glaube, da könnte es helfen, sich stärker mit den Argumenten Andersdenkender auseinanderzusetzen und nicht immer auf denselben gedanklichen – manchmal vielleicht auch ausgetretenen Pfaden – zu laufen.

Das kann man überall ausprobieren, wo Menschen anderer Meinung sind als ich: im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz. Vielleicht könnte das einer gespaltenen Gesellschaft helfen, wieder mehr zusammenzufinden.

Ich versuche das jetzt einfach gleich mal. Ich bin zum Beispiel ein großer Fan davon, dass möglichst wenig Autos in den Städten fahren.

Aber bequem ist das Autofahren in der Stadt halt schon. Man ist trotz des vielen Verkehrs oft meistens schneller am Ziel als mit anderen Verkehrsmitteln. Und wenn ich einkaufe, kann ich die Sachen entspannt nach Haus transportieren. Regen stört mich auch nicht. Anders als zu Beispiel auf dem Fahrrad. Der öffentliche Nahverkehr ist oft auch keine vernünftige Alternative. Da hakt es vielerorts doch ziemlich an der Zuverlässigkeit und Bequemlichkeit. Nein, unter diesen Bedingungen kann man die Menschen nicht ernsthaft dazu auffordern, weniger Auto zu fahren. Aber natürlich – es gibt auch gute Gegenargumente…   

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