SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

09AUG2023
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Heute mit Anna Görder und mit Nina und Erik aus meiner Reli-Klasse. Gemeinsam haben sich die Elftklässler vor den Ferien gefragt, was die alten Geschichten der Bibel mit unserem Leben heute noch zu tun haben könnten. Ich finde, die Gedanken der jungen Leute sind klasse. Darum sollen sie diese Woche in den Abendgedanken das Wort haben sollen:

Nina:
Hallo, ich bin Nina. Ich möchte ihnen eine Situation beschreiben, die ich beobachtet habe: Ein junges Pärchen, zwei Männer, gehen miteinander in die Stadt. Vielleicht wollen sie einfach nur eine Tasse Kaffee trinken. Eine Gruppe Jungs kommt ihnen entgegen. „Ihr Schwuchtel!“, schreien sie dem Paar entgegen. „Das ist doch krank!“, höre ich einen von ihnen sagen. Das Pärchen geht zügig weiter. Was sollen sie auch tun? Aber auch sonst sagt niemand etwas, obwohl viele Menschen auf der Straße unterwegs sind. Was würden Sie tun? Sich für die schwächere Partei einsetzen, auch wenn die Stärkeren so deutlich in der Übermacht sind?

Die Bibel besteht aus Erzählungen von Erfahrungen mit Gott. In der Geschichte von Schifra und Pua (2.Mose 1,15ff) machen zwei Hebammen die Erfahrung, dass Gott sie stützt, als sie gegen einen vermeintlich stärkeren Gegner vorgehen: Als der Pharao ihnen anordnet, die neugeborenen Jungen aus dem Volk Israel umzubringen, lügen sie ihn an. Damit riskieren sie ihr Leben. Aber sie wissen: Gott sagt „Man soll nicht töten!“. Er liebt alle und jeden.

Wären Sie so weit gegangen? Hätten Sie sich getraut, sich dem König zu widersetzen?

Widerstand an den Tag legen, um für seine eigene Meinung einzustehen, ist heute vielleicht manchmal leichter. Wir sind durch Gesetze geschützt. Aber: Würden Sie dem jungen Paar helfen?

Erik:
Guten Abend. Ich bin Erik und ich denke: Schifra und Pua, die hebräischen Hebammen, zeigen einen unglaublich mutigen Widerstand gegen die Unterdrückung durch den Pharao. Sie handeln einzig und allein so, wie es ihnen ihre eigene Überzeugung sagt. Egal, was die Konsequenzen für sie sind. Egal, was die Leute dazu sagen.

Mir macht diese Geschichte Mut. Es wird klar, dass auch eine Minderheit sehr wohl etwas machen kann. Auch ich probiere, mich für Minderheiten stark zu machen und für deren Rechte zu kämpfen. Ich gehe zum Beispiel zum Christopher Street Day, einer Demonstration, die sich für die Rechte von Personen einsetzt, die Lesbisch oder Schwul oder Trans usw. sind. Auch das ist nicht immer einfach. Manchmal wird man ausgelacht. Oder sogar beleidigt. Aber ich finde es wichtig, dass jede und jeder in Deutschland und der Welt ganz frei und ohne Angst sagen kann: „Das bin ich!“

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