Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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14AUG2023
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Neulich war ich mit unseren drei Kindern ein Wochenende über weg – bei einer Vater-Kind-Freizeit auf dem Zeltplatz. Irgendwann beim Mittagessen in der Schlange sah uns ein älterer Mitarbeiter länger interessiert an – und meinte dann: „Ja, das ist schon was – drei Tage so ganz ohne Mama!“

Natürlich war das als Kompliment für uns vier gedacht. Vielleicht gerade für unsere jüngere Tochter – die war mit knapp sechs Jahren das kleinste Kind in der ganzen Gruppe. Und sicher waren die drei Tage in dieser Zusammensetzung auch ein kleines Abenteuer, keine Frage.

Trotzdem habe ich mich erst mal geärgert. Über das alte Familienbild, das in diesem Satz mitschwingt. Und über die Vorstellung, dass Kinder vor allem ihre Mutter brauchen. Ich bin ja auch sonst oft genug allein mit den dreien. Im Moment ist meine Frau sogar häufiger weg bei der Arbeit als ich. Und – ihr an meiner Stelle würde niemand so was sagen. Dass Kinder länger ohne Papa sind, gilt sozusagen als normal.

Aber dann habe ich weiter nachgedacht. Meine Frau und ich haben in letzter Zeit häufiger über dieses Thema gesprochen. Also darüber, wer eigentlich welche Verantwortung für unsere Kinder trägt. Und wir haben gemerkt: Manche Dinge landen immer noch ganz automatisch bei ihr. Oft sind das nur Kleinigkeiten, aber zusammengenommen den Tag über wird das ganz schön viel. Auch wenn ich meistens mitmache und unterstütze – an viele Dinge muss letztlich sie denken, damit es klappt. Und tatsächlich ist meine Frau insgesamt häufiger mit unseren Kindern in Kontakt als ich. Wir haben uns vorgenommen, das weiter zu ändern nach und nach. Aber wir merken auch immer wieder: Das ist ein langer Weg, den wir beide sehr bewusst gehen müssen. Sonst läuft es doch wieder so wie immer – und die Familien-Last ist weiter ungleich verteilt.

Die Vater-Kind-Freizeit ist da immerhin ein Schritt. Für nächsten Sommer melden wir uns auf jeden Fall wieder an. Dann packe ich hoffentlich auch die Klamotten ganz allein zusammen – was ich vergesse, ist dann meine Sache … Und vielleicht sind drei Tage so ganz ohne Mama bis dahin ja wieder ein Stück normaler geworden.

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