SWR2 Wort zum Tag

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05AUG2023
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Dass die Zinsen wieder steigen, wirbelt in unserer Volkswirtschaft einiges ganz schön durcheinander. Ein Haus bauen oder kaufen – plötzlich für viele junge Familien wieder kaum noch denkbar.

Weltweit ist das mit den wachsenden Zinsen aber noch viel schlimmer: Deswegen fordert etwa die Vulnerable Group of 20 eine Reform und wirklichen Schuldenerlass für die ärmsten Länder der Welt. Sonst wären Entwicklungs-Fortschritte gefährdet – auch wegen der Folgen des Klimawandels gerade für arme Länder.

Schulden erlassen – für alle, die das brauchen: das fordern auch kirchliche Hilfswerke; und die können sich dabei auf die Bibel berufen – da findet sich ein spannendes Gebot, immer mit der Zahl „sieben“ im Hintergrund.

Ganz am Anfang: nach sechs Tagen Schöpfungsarbeit ruht Gott aus – am siebten Tag, dem Shabbat ist Ruhe – da können sich alle erholen: die Menschen, die Tiere und Pflanzen und alles andere. Weitergedacht: das siebente Jahr soll Sabbat-Jahr sein – Da soll auch das Land selbst Ruhe haben…

Und richtig interessant wird es nach sieben mal sieben Jahren. Das fünfzigste Jahr wird Jobeljahr genannt, shnat hajovél oder auch Erlassjahr. Ziemlich revolutionär – zu biblischen Zeiten und heute erst recht. Das Erlassjahr ist Vorbild für den geforderten Schuldenerlass heute. Die reichen Länder sollen den armen und verschuldeten des Südens ihre Schulden ganz oder teilweise erlassen. Eine biblische Idee, eigentlich sehr modern. Weltweit anwendbar. Leider seit Jahren nur wenig erfolgreich.

Dabei geht es im biblischen Jobeljahr noch heftiger zu: Alle Sklavinnen und Sklaven sollen frei sein und heimgehen – und vor allem: Jeder Israelit soll sein Land zurückerhalten; Grund und Boden gehört ja eigentlich Gott und ist von Gott nur „gepachtet“. Alle 50 Jahre also günstiger Rückkauf oder gleich Rückgabe . Bodenbesitz wird umverteilt, das stellt die Gleichheit aller Menschen wieder her und macht einen gemeinsamen Neuanfang möglich für arme und reiche Leute – ähnlich wie der Schuldenerlass ...

Das Land gehört Gott oder weniger fromm dem Staat oder der Kommune. Und wer wohnen und leben will und muss, kann bezahlbar wohnen… Das wäre auch für heute doch mal eine interessante Idee.

Den Armen ihre Schulden erlassen; Grund und Boden preisgünstig verpachten… Ist vielleicht doch mehr als eine biblische Utopie – hofft altfried rempe…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38148
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