SWR2 Wort zum Tag

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02AUG2023
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Im Namenstags-Kalender finde ich heute Petrus Faber – der hieß eigentlich Pierre Favre, war geboren 1506 als Sohn einer Bauernfamilie in Savoyen; bildungshungrig ging er trotz seiner ländlichen Herkunft zur Schule und zum Studium der Theologie nach Paris. Da und in Rom hat er dann mit Ignatius von Loyola und weiteren fünf Männern bald schon den Jesuitenorden gegründet.

Interessant und beachtlich bis heute oder heute erst recht wieder, finde ich, ist Petrus Fabers grundlegende Einstellung, wenn er mit anderen Menschen und Meinungen oder gar mit Gegnern umzugehen hatte: er wollte sie gewinnen für die richtige Meinung, für den richtigen Glauben, für gute Entscheidungen… Aufgeschrieben und gelebt hat er das mitten in einer Zeit harter Auseinandersetzungen um Einheit oder Spaltung der Kirche in und nach der Reformation:

„Als Erstes“, schreibt er, „muss, wer den Irrgläubigen unserer Zeit helfen will, zusehen, dass er ihnen viel Liebe entgegenbringt und dass er sie in Wahrheit liebt, indem er seinen Geist von allen Überlegungen freimacht, die der Achtung vor ihnen abträglich sein könnten.

Als Zweites müssen wir ihre Gunst zu gewinnen suchen, dass sie uns lieben und uns einen guten Platz in ihrem Geiste geben. Das geschieht, wenn man sich mit ihnen freundschaftlich über Dinge unterhält, die ihnen und uns gemeinsam sind, und sich vor allen Streitgesprächen hütet, wo einer den anderen herabzusetzen sucht.“ 

Zuerst nach gemeinsamen Punkten und Einsichten suchen, statt sich gleich kritisch in die Haare zu geraten und zu streiten: Wie wichtig wäre das heute wieder angesichts schnell hingetwitterter oder gefacebookter Verurteilungen und Abwertungen, von Spott oder gar Hass und Häme über andere Menschen, die ja oft nur scheinbar anders sind! Das Gemeinsame besprechen – und Achtung ausdrücken vor den anderen oder sogar sowas wie Sympathie mit ihnen und Verständnis für ihre Meinung, auch wenn ich sie falsch finde: Das wäre eine menschlichere Grundlage für das weitere Gespräch. Und von da aus kann ich dann natürlich mein Gegenüber auch freundlich einladen: überleg' doch noch mal, ob meine Idee oder meine Meinung oder Entscheidung besser passt – auch für dich.

Brücken bauen statt Mauern errichten; Achtung und Sympathie füreinander – vielleicht sogar Liebe: Wäre doch ein Gewinn für alle online – und offline natürlich sowieso.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38145
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