Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

04AUG2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Wenn ich zu spät komme, dann ist das vor Allem für die Andern ärgerlich. Für mich selbst ist es vielleicht peinlich, aber ein echtes Problem habe ich ja eigentlich nur, wenn die andern irgendwann aufhören, auf mich zu warten. Wenn sie dann zum Beispiel ohne mich aufbrechen ins Kino oder zu einer Wandertour.

In der Bibel steht die Geschichte von der Arche Noah, diesem Rettungsschiff, das Noah im Auftrag von Gott mitten auf trockenem Land baut, um für die große Sintflut gerüstet zu sein. Die soll kommen, weil Gott es bereut, die Menschen erschaffen zu haben. Sie sind nämlich inzwischen hoffnungslos gottlos. Und das ist nicht ganz im Sinne des Erfinders. Die Bibel berichtet ausführlich davon, wie nun Noah ein riesiges Schiff genau nach Gottes Anweisungen zusammen zimmert, um dann, wenn die Welt untergeht, eben doch von allen Geschöpfen ein Paar zu retten. Denn am Ende will Gott eben doch Zukunft und Hoffnung für seine Schöpfung.

Und jetzt kommen eben alle in dem Tempo, das ihnen eigen ist. Die flinken und schnellen Exemplare sind natürlich gleich da, wie immer, die haben die Nase vorn und wären längst zur Abfahrt bereit. Aber Noah wartet. Ich stelle mir vor, dass er wohl zu allen noch so ungeduldigen Gesellen gesagt hat: „Wir fahren erst ab, wenn die Schnecken da sind! Solange bleiben die Türen und offen. Erst wenn die Langsamsten an Bord gekommen sind, ist das Schiff komplett besetzt.  Vorher nicht!“

Oft haben wir zu wenig Geduld und können es nicht abwarten, bis der Wagen rollt. Dabei sind wir angehalten, auch auf die Spätankömmlinge zu achten. Alle sollen mitgenommen werden, ohne mitgenommen auszusehen. Ans rettende Ufer wird diese Welt nur kommen, wenn auch die Langsamen lange genug Zeit haben, in Gottes Rettungsboot zu steigen. Und dann geht die Fahrt erst richtig los.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38127
weiterlesen...