Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

01AUG2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Es ist hoffentlich nie zu spät für die Hoffnung – zumindest soll es nie zu spät sein. Sie stirbt bekanntlich zuletzt und am Besten gar nicht. Gott jedenfalls gibt die Hoffnung so schnell nicht auf.

Das jedenfalls erzählt Jesus einmal anhand einer kleinen Geschichte. Sie handelt von einem Gärtner und von einem Feigenbaum. Der ist nicht nur feige, sondern auch noch faul. Er steht da im Garten seines Besitzers und tut sonst gar nichts, will heißen: er bringt keine Früchte. Und das nicht nur einmal, sondern schon jahrelang. Und da ist es dem Besitzer irgendwann zu viel bzw. zu wenig, auf jeden Fall für den Baum zu spät. “Hau ihn ab!““ sagt er verärgert zu seinem Gärtner.

Mir ist das unerträglich, dass er nichts trägt. Der Ärger ist so groß wie verständlich, aber der Gärtner will die Hoffnung noch nicht ganz aufgeben. Er widerspricht ganz mutig und sagt: „Gib ihm noch ein Jahr!“ Und er verspricht, sich noch einmal ganz besonders um den Baum zu kümmern, ihn zu hegen und zu pflegen, auf dass er im nächsten Jahr vielleicht doch noch aufblüht und gedeiht, ehe es wirklich zu spät für ihn ist. Und genau so, meint Jesus, macht es Gott mit seinen Menschen, wenn sie feige und faul zu sein vorgeben, sich hängen lassen und es zu nichts bringen. Ein Jahr auf Bewährung, ein Jahr Bewahrung, weil es noch nicht zu spät ist. Weil doch noch so viel in uns steckt, womöglich volle Blüten und tolle Früchte nicht auszuschließen sind, weil es noch nicht zu spät ist, was die Hoffnung auf unser Wachsen und zu Werden anbelangt. So dass wir am Ende doch noch in den Himmel wachsen, dass wir uns kraftvoll durchästeln und ausstrecken nach dem Licht, das uns antreibt und den Garten dieser Erde zum Paradies macht, ein bisschen wenigstens, weil unser Gärtner einen grünen Daumen hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38124
weiterlesen...