Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

23JUL2023
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„Ich hätte vor Scham in den Boden versinken können.“ Das beschreibt ein Gefühl, das an die Nieren geht. So komme ich mir vor, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Wenn ich richtig versagt habe; wenn ich mich irgendwie peinlich verhalten habe oder ertappt fühle; wenn ich ungewollt eine Grenze übertreten habe oder wenn ich ausgelacht werde. Menschen, die sich schämen, laufen im Gesicht oft rot an oder zittern sogar. Haben Angst; vor allem Angst, das Gesicht zu verlieren; Angst, abgelehnt zu werden.

Das ist dann wirklich zum In-den-Boden-versinken oder zum Fortlaufen. Kinder halten sich dabei oft die Augen zu – sie wollen sich damit „wegmachen“. „Ich will hier weg“ - das ist der innere Hauptimpuls, wenn ich mich richtig schäme.

Scham kann die ganze Person in Frage stellen. Denn da stecken oft die Botschaften drin: „Ich habe versagt. Ich werde meinem Anspruch nicht gerecht – oder dem der anderen. Ich bin nicht so, wie ich sein will.“ Dann passiert es leicht, dass jemand an sich zweifelt und innerlich gegen sich selbst angeht. Dabei kann das Schamgefühl auch etwas Gutes haben. Es kann mich warnen und schützen. Es kann mir zeigen, wo eine Gefahrenquelle für mich liegt, wo ich mich wirklich ungut verhalten habe – dann kann ich daraus etwas Lebenswichtiges lernen. Das bringt mich dann weiter.

Scham kann einen Menschen aber auch verängstigen. Wenn er dann allzu sehr an sich zweifelt und sich runtermacht. Oder wenn er das Schamgefühl in Zukunft dadurch vermeidet, dass er sich anpasst, dass er sich so verhält, wie die anderen das wollen. Am Ende ist er dann nicht mehr er selbst.

Wenn ich mich schäme, mag ich mich in diesem Moment selbst nicht. Will so eigentlich nicht sein. Aber wenn ich anders sein will, dann muss mich erst einmal selbst annehmen können. So, wie ich bin. Dann fällt es mir leichter, mich hie und da zu ändern.

Mir hilft dabei die innere Gewissheit, dass Gott mich so annimmt, wie ich bin, und dass er mir meine Fehler und Fehltritte verzeiht. Vor ihm brauche ich mich auch nicht zu schämen – denn er kennt mich ja durch und durch. Und nimmt mich an, wie ich bin. Gottseidank!

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