Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Morgen fahren wir mit der Gondel auf den Berg und laufen den Höhenweg.“ Meine Freundin und ich sitzen über der Wanderkarte. Wir planen die Tour für den nächsten Tag, wie jeden Abend.

Wir machen gemeinsam Urlaub in Südtirol. Und heute wissen wir: Am nächsten Tag wollen wir direkt in der Höhe loslaufen und nicht erst den Berg erklimmen.

Am nächsten Morgen gleiten wir mit der gelben Gondel hoch auf den Berg, die Sonne scheint, ein leichter Wind weht, perfektes Wanderwetter. Doch als wir aus der Bergstation rauskommen, wartet ein sehr steiler Anstieg auf uns. Wir müssen uns den Höhenweg also erst erarbeiten. Richtig Lust haben wir nicht, aber wir laufen los, langsam und stetig. Der Weg führt uns über eine Skipiste des Winters, hier und da liegt noch ein wenig Schnee.

Endlich erreichen wir den Höhenweg. Schmal schlängelt er sich am Berg entlang, durch einen Kiefernwald hindurch. Wir achten auf jeden unserer Schritte, denn der Weg ist sehr steinig und von Baumwurzeln durchzogen.

An einer ziemlich engen Wegstelle kommt uns ein älteres Ehepaar entgegen. Ich reiche dem Mann die Hand, denn er hat Schwierigkeiten, die Steinstufe auf dem Weg zu bewältigen.

Seine Frau macht sich Sorgen. „Wie weit ist es denn noch?“ Sie haben den Weg etwas unterschätzt. „Noch ca. 2 km“, sagen wir. Die Frau ist erleichtert und unsere Wege trennen sich wieder.

„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Hier oben auf dem Höhenweg verstehe ich diesen Satz von Jesus noch einmal neu.

Der Jesus-Weg ist nicht unbedingt leicht. Er fordert mich heraus. Ich kann nicht einfach unbedacht loslaufen. Manchmal muss ich stehenbleiben und nachdenken, wie nun der nächste Schritt aussehen kann.

Auf dem Jesus-Weg komme auch schon mal ganz schön ins Schwitzen. Und wer mein Nächster ist, ist vollkommen klar, denn hier oben kann man sich nicht aus dem Weg gehen, sondern ist anders als im Tal aufeinander angewiesen.

Meine Freundin und ich erreichen eine Lichtung und der Ausblick ist grandios. In der Ferne die schneebedeckten Gipfel der Berge, ganz unten im Tal liegt ein See. Wir bleiben mitten auf dem Weg stehen und spüren das Leben.

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