SWR2 Wort zum Tag

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21JUL2023
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Der Apostel Petrus sitzt vor der Himmelstür. Er hat die Schlüssel zum Himmel in der Hand und entscheidet, wer hineindarf. Das bekannte Bild stützt sich auf eine Geschichte der Bibel, in der Jesus die Himmelsschlüssel an Petrus übergibt.

Im Lauf der Zeit haben Theologen und kirchliche Verantwortliche die Aufgabe des Petrus ausschließlich auf jene übertragen, die ein Amt in der Kirche ausüben. Und das halte ich für falsch. Denn damit gehören die Amtsträger zu den Entscheidern und ich als einfacher Christ bin auf sie angewiesen, ob ich in den Himmel komme.

Dabei hat es ja, als Jesus gelebt hat, noch gar keine Kirche gegeben, wie wir sie heute kennen und verstehen. Die Vorstellung, dass Petrus am Himmelseingang wacht, ist erst entstanden, als die ersten Christen erlebt haben, dass Petrus sie anführt. In meinen Augen passt es aber sehr wohl zu dem, was Jesus sagt. Aber ich denke es gilt nicht nur für Petrus. Ich brauche kein Amt, um anderen Menschen ein Stückchen Himmel näher zu bringen. Und wenn ich andere damit froher machen kann, macht mich das selbst auch froh. Jesus geht es ja vor allem darum, dass die Menschen schon in ihrem Leben etwas vom Himmel erfahren. Und nicht erst nach dem Tod. Das Himmelreich ist kein regional begrenztes Gebiet in Raum und Zeit, sondern ein Zustand, in dem es allen Menschen so geht, dass sie glücklich und unbeschwert miteinander leben können. Es geht also darum, es in diesem Leben umzusetzen. Das ist ja auch deshalb so motivierend, weil ich dann mit dem Glück des Himmels nicht auf eine Zeit nach dem Tod warten muss, sondern jetzt schon ahne, wie es im Himmel sein wird. Das, was ich  hier und heute Gutes erlebe ist für mich ein Vorgeschmack für das, was ich mir nach dem Tod erhoffe. Jesus geht so mit jedem Menschen, der es möchte, eine Beziehung ein, in der er die Schlüssel für das Himmelreich bekommt.

Wenn ich als Christ also die Schlüssel des Himmelreichs habe, dann will ich heute noch damit anfangen, es aufzuschließen, so dass viele andere mit mir eintreten. Die Menschen, mit denen ich heute zu tun habe, sollen glücklicher und gestärkt sein, wenn wir auseinander gehen. Einem Menschen voller Selbstzweifel mache ich Mut, damit er mit Stolz das anschauen kann, was er geleistet hat. Wenn wir in der Schule in diesen Tagen die Zeugnisse ausgeben, will ich die Schüler darauf aufmerksam machen, wo sie etwas können, wo sie Fortschritte gemacht haben anstatt jetzt noch zu sagen, was ich noch alles erwartet hätte. Ich hoffe, dass sie sich dann selbst mit Stolz anschauen und mit einem Lächeln weitergehen. Dann habe ich ihnen ein Stück dieses Himmels eröffnet. Und mir selbst auch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38057
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