Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

28MAI2023
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Ich bin bei Heike auf der Dachterrasse, irgendwo mitten in Mannheim. Und meine Freundin regt sich tierisch auf. Sie wedelt wild mit ihren Armen, um eine Taube zu vertreiben.

Eigentlich ist Heike gar nicht so, aber jetzt schimpft sie: „Diese ‚Ratten der Lüfte‘. Kleckern alles voll.“

Ich bin auch kein großer Fan von Tauben. Aber heute ist ihr Tag, denn heute ist Pfingsten. Der Feiertag für den Heiligen Geist, und die Taube ist das Symbol für diesen Heiligen Geist oder anders gesagt, für die Kraft Gottes. Heute feiern Christen, dass Gott den Menschen seinen Geist schickt – als Beistand und treuen Begleiter in allen Lebenslagen. 

Tauben sind treue Tiere. Es heißt, dass sie ein Leben lang mit ihrem Partner zusammenbleiben. Deshalb sind schön gepflegte weiße Tauben auch bei Hochzeiten so beliebt. Ich finde das kitschig, aber es steckt etwas Schönes dahinter. Die Tauben erinnern mich daran, dass auch Gott treu ist. Weil Gott auch dann da bleibt, wenn es mir nicht gut geht und es in meinen Beziehungen schwierig wird.

Aber Tauben sind nicht nur treu. Züchter schwören darauf, dass Tauben auch besonders zuverlässig sind. Man denke nur an die Brieftauben. Und sogar in Grimms Märchen kommen sie vor: bei Aschenputtel zum Beispiel. Da werden zwei Tauben zu echten Seelentrösterinnen.

Und auch in der Bibel haben Tauben eine positive Rolle. Eine Taube bringt Noah den Ölzweig als Zeichen dafür, dass die Sintflut vorbei ist. Und im alten großen Liebeslied der Bibel, im Hohelied der Liebe, vergleicht der junge Mann seine Geliebte mit einer Taube, weil sie so schön ist. Und noch ein Beispiel aus der Bibel: als Jesus getauft wird, da heißt es: „er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen“[1].  

Die Tauben sagen mir viel über Gott. Die schönen weißen Tauben der Taubenzüchter und die grauen schmutzigen Tauben, die in der Stadt überall sein können. 

Die Taube trägt gewissermaßen Gottes Geist durch die Luft und in die Welt. Und sie trägt ihn an alle Orte, egal wie schön oder hässlich, dreckig oder ungemütlich es dort zugeht.  

Das ist mir wichtig in meinem Glauben: dass Gott da ist, überall. Mit Gott geht es nicht darum, dass alles immer nur hübsch oder sauber aussieht oder ich mir die Welt schönrede.

Heute feiere ich, dass Gott als Beistand überall dabei ist. Auch im Dreck, im Müll oder auf der Straße. Gott schickt seinen Beistand oder seine Seelentröster ganz zuverlässig und treu überall hin, auch dorthin, wo Tauben sind. 

 

[1] Mt 3, 16.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37730
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