Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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24MAI2023
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Am Wochenende feiern wir Pfingsten. Gott schüttet sich in seinem Geist hinein in die Welt. Und gerade im Frühling scheint dieser Geist allgegenwärtig.

Und sooft ich kann, gehe ich jetzt eine Runde durch den Wald. Hier wird mein Herz weit, ich atme mit jeder Faser meines Körpers das Neue ein. Alle Sinne sind offen. Meine Augen sehen das frische Grün, das niemals so zart und wunderschön ist wie gerade im Mai. Meine Ohren hören das Zwitschern der Vögel, die vom Leben singen. Ich rieche den Flieder und bin wie betrunken von diesem Duft. Ich laufe durch den Wald und staune. Jedes Frühjahr neu, als sähe ich es zum ersten Mal. Und mein Herz ist voll und mein Mund singt eines meiner Lieblingsmailieder: Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottes Güt. Des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht. Und ich höre genau hin und ich weiß: Das Leben ist ein Geschenk. Und die Schöpfung in der ich lebe auch. Und gerade im Frühling habe ich den Eindruck, dass die ganze Schöpfung mitstaunt, dass sie lebt und wächst, grünt und blüht.

Doch all das Grün und das pralle Leben können nicht darüber hinwegtäuschen, wie bedroht die Schöpfung ist. Mir wird das wieder mal besonders deutlich, als ich in einer Ausstellung die Bilder eines Fotografen sehe. Er hat auf seinen Wanderungen durch den Pfälzer Wald die Folgen des Klimawandels eingefangen, vertrocknete Erde, abgestorbene Bäume, überflutete Städte. Und aus dem Staunen über die Schönheit der Schöpfung wird ein Seufzen, ein Schmerz über die Zerstörung.

Wenn ich auch in Zukunft noch durch Gottes Schöpfung laufen, staunen, loben und singen will, braucht es neben Gottes Geist auch meinen persönlichen Einsatz. Es ist nicht egal, wie ich lebe. Und jeden Tag neu kann ich mich entscheiden aus dem Staunen etwas wachsen zu lassen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37708
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