Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
„Wer das Himmelreich nicht so annimmt wie ein Kind, wird nicht hinein-kommen“, hat Jesus einmal gesagt. (Lk 18,17)
Und er hat das nicht zu irgendwelchen Leuten gesagt; er hat es zu seinen engsten Vertrauten gesagt, den Jüngern. Die wollten ihn eigentlich gerade vor einer Gruppe Kinder abschirmen. Aber damit ist Jesus überhaupt nicht einverstanden gewesen. Und dann hat er diesen berühmten Satz gesagt.
Warum? Ich glaube, Jesus wollte den Jüngern etwas klarmachen.
Die Jünger haben ja ganz schön was auf sich genommen, als sie sich Jesus angeschlossen haben. Sie haben alles stehen und liegen lassen, um ein Leben als Wanderprediger zu führen. Und aus meinem spontanen Rechtsempfinden heraus würde ich behaupten:
„Die haben sich das Reich Gottes nun wirklich mehr als verdient!“
Und vielleicht haben die Jünger das auch manchmal so bei sich gedacht, wenn sie gerade frustriert waren; wenn sie Jesus mal wieder nicht so ganz verstanden haben und Kritik einstecken mussten... Vielleicht haben sie sich dann mit dem Gedanken getröstet: „Schön und gut, aber wenigsten das Himmelreich ist uns sicher!“
Und nun das! „Wer das Himmelreich nicht so annimmt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen.“ Das bedeutet doch: ausgerechnet diejenigen, die noch nichts zustande gebracht haben und die nichts vorweisen können, die dazu noch schwach sind und bedürftig - ausgerechnet die sollen unsere wahren Vorbilder sein...? Ja, ist denn dann die ganze Anstrengung umsonst gewesen?
Aber dann kommt mir miteinemmal der Gedanke:
Wir sind doch alle einmal Kinder gewesen. Sie. Ich. Die Jünger. Alle Menschen. Wir alle tragen doch diesen Schatz noch in uns: Dieses kindliche Wesen, gerade mal dem Himmelreich entsprungen, noch so verletzlich und klein..., aber angefüllt bis an den Rand mit Vertrauen und Staunen.
Vielleicht sollten wir diesen Schatz mal wieder heben.
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