SWR4 Abendgedanken

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12MAI2023
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Eine Geschichte von Jesus finde ich besonders schön. In der Bibel wird erzählt, dass er einen Gelähmten geheilt hat und daraufhin Schwierigkeiten bekommen hat. Das Problem war nämlich, dass er ihn an einem Sabbat geheilt hat, also am Ruhetag, an dem keine Arbeit erlaubt ist. An diesem Tag soll man beten und ruhen. So wie laut Bibel auch Gott am siebten Tag der Schöpfung ausruht. Dieses Ausruhen ist wichtig, keine Frage. Das gilt besonders aktuell, wo viele Menschen unter Burnout und Erschöpfungsdepressionen leiden.

Die Schriftgelehrten haben Jesus deswegen angegriffen und eine Diskussion mit ihm angefangen. Dabei ist deutlich geworden, dass er genau wusste, was er da tut. Er hat den Menschen geheilt und gleichzeitig damit seine Religion kritisiert. Er ist auch für Gesetze und Vorschriften. Aber wichtiger, als alle Gesetze einzuhalten, ist ihm, dass es den Menschen gut geht. Sein Statement dazu ist bekannt: Der Ruhetag wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Ruhetag (Mk 2,27).

Ich würde es aber seltsam finden, wenn er den Gelähmten nur geheilt hat, um seine Kritik anzubringen und die Diskussion loszutreten. Streiten ist nicht das /vorrangige Ziel für Jesus. Aber er nimmt es in Kauf, wenn es darum geht, dass der Glaube uns Menschen guttun soll.

An anderen Stellen der Bibel wird auch von Jesus gesagt, dass er Pausen machen musste. Dann zieht er sich zurück und betet oder setzt sich einfach nur. Auf dem Friedhof bei uns in der Nähe gibt es eine Skulptur: Jesus sitzt auf einem Stein und ruht einfach nur aus.

Ich schaue dieses Bild gerne an. Ich mag die Vorstellung, dass Jesus eine Pause braucht. Aber er macht nicht Pause, weil es vorgeschrieben ist. Er ruht aus, weil er sich verausgabt hat und alles dafür gegeben hat, dass es den Menschen gut geht. Das Wohl der Menschen lässt ihm einfach keine Ruhe.

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