SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

23APR2023
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Musik 1          

W. A. Mozart: „Halleluja“ aus „Exsultate, jubilate“ KV 165 mit Albrecht Mayer (Oboe d’amore) und Deutsche Kammerphilharmonie Bremen

 

Das Lied zum Sonntag kommt heute aus Italien. In Mailand ist diese Musik erstmals erklungen, vor genau 250 Jahren. Der Komponist aber stammt aus Österreich. Womöglich ahnen sie es schon: Wolfgang Amadeus Mozart hat das komponiert, im jugendlichen Alter von 16 Jahren! Alles dreht sich schwungvoll um ein einziges Wort: um den christlichen Jubelruf „Halleluja“. Kein zweites Wort könnte besser sagen, was die Osterzeit bedeutet, in der wir gerade sind.

 

Musik 2          

Mozarts „Halleluja“ mit Carolyn Sampson (Sopran) und The King’s Consort, Leitung: Robert King

 

Mozarts virtuose Musik lässt mich aufatmen und stimmt mich österlich. Mozart konnte vieles, was ihm begegnet ist, einfach leicht nehmen. Er will die Gegensätze spielerisch versöhnen: hoch und tief, ernst und heiter, Leid und Freude. Mir gelingt das nicht immer so gut. Wenn ich wegen eines Problems in der Stimmung des Karfreitags bin, dann stecke ich oft darin fest und alles dreht sich nur noch darum. Mozart strahlt pure Lebensfreude aus. Und Glaubensfreude. Er traut den Musizierenden viel zu. Und er vertraut darauf, dass sie in den schwindelerregenden Höhen, die er ihnen zumutet, nicht abstürzen.

 

Musik 3           vokale Fassung (Carolyn Sampson)

 

Mozarts „Halleluja“ ist der Schluss eines längeren Stückes, das mit den lateinischen Worten „Exsultate, jubilate“ beginnt. Diese Aufforderung heißt übersetzt „Jauchzt und jubelt“. Viele sind von Mozarts Musik und besonders von seinem Bravourstück „Exsultate, jubilate“ fasziniert. Zum Beispiel die österreichische Dichterin Ingeborg Bachmann. Wenn sie etwas ganz Großartiges beschreiben wollte und ihr dazu keine Worte mehr einfielen, dann borgte sie sich einfach Mozarts Klänge aus. Ingeborg Bachmann schreibt dann, dass alles so sein soll wie „Exsultate, jubilate“. (Musik)

Dabei erzählt sie auch von einem „geheimnisvollen Buch“, wie von einer Verheißung, die wirklich alles in pure Freude verwandelt. Sie schreibt: „Ein Brausen von Worten fängt an in meinem Kopf und dann ein Leuchten, einige Silben flimmern schon auf, und aus allen Satzschachteln fliegen bunte Kommas, und die Punkte, die einmal schwarz waren, schweben aufgeblasen zu Luftballons an meine Hirndecke, denn in dem Buch, das herrlich ist und das ich also zu finden anfange, wird alles sein wie EXSULTATE JUBILATE.“

 

Musik 4          

instrumentale Fassung  (Albrecht Mayer)

 

Ingeborg Bachmann ist begeistert von dem geheimnisvollen Buch. Vor ihrem geistigen Auge erlebt sie, wie alle, die nur eine einzige Seite daraus gelesen haben, vor Freude einen Luftsprung machen und dazu beglückt ausrufen: „Hört nur, hört! schaut nur, schaut! Ich habe etwas Wunderbares gelesen, darf ich es euch vorlesen?“ (Musik)

Für mich klingt das wie eine Vision von Ingeborg Bachmann. Und diese Vision hat für mich viel mit Ostern zu tun. Denn auch von Ostern wird in einem wunderbaren Buch erzählt – in der Bibel. Sehr spannungsvoll, so wie Mozarts Musik! Jesu Auferstehung streicht den Karfreitag ja nicht einfach durch und übertönt ihn nicht lautstark. Aber Ostern lässt alles, was dunkel ist, in neuem Licht erscheinen. Im Licht des biblischen „Halleluja“, das Mozart so unnachahmlich für uns vertont hat.

 

Musik 4          

Schluss des Stückes (vokale Fassung)

 

Autoren

Text: Bibel/Liturgie, Musik: Wolfgang Amadeus Mozart (1773)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37531
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