SWR3 Worte

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01APR2023
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Gedanken am Morgen von der Autorin Meike Winnemuth über das kleine Wörtchen „müssen“:

Ich muss, ich muss, ich muss: Das ist inzwischen die Standard-Sprachregelung, wenn man von seinen Plänen spricht. Ich muss noch ein Geburtstagsgeschenk kaufen. Ich muss heute Abend ins Konzert. (…).

Dabei muss man wahnsinnig wenig, wenn man mal darüber nachdenkt. Sterben, klar, irgendwann. Atmen, damit man nicht so schnell stirbt. Das war’s dann aber auch schon, dahinter öffnet sich direkt das weite Feld der Möglichkeiten und persönlichen Entscheidungen. Wer ein Kind hat, (…) muss es vom Kindergarten abholen, keine Diskussion. Aber selbst Dinge, die unvermeidbar sind, profitieren immens davon, wenn man sich das Zwangs- und Jammerwort „muss“ verkneift. Ich hole mein Kind ab. Ich komme später, ich will noch den Rasen mähen.

Oft ist es nur eine Frage der Formulierung, die dafür sorgt, dass man sich die Entscheidungsfreiheit wieder zurückerobert (…).

 

Quelle: Meike Winnemuth, Weniger müssen müssen, alles in allem – Für eine erfüllte zweite Lebenshälfte, Andere Zeiten e.V., Hamburg 2019, 155.

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