Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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18MRZ2023
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Manchmal klingen komplizierte Zusammenhänge ganz klar und einfach. Zum Beispiel, wenn Eltern über die Lehrkräfte ihrer Kinder sprechen: „Die denken sich doch gar nicht richtig in die Schüler rein.“ – „Die wissen halt nicht, was im Familienalltag so los ist.“ – „Und selbst haben sie wochenlang Ferien.“

… und umgekehrt fallen im Lehrerzimmer oft ähnlich deutliche Aussagen: „Die Eltern tragen ihren Kindern doch alles hinterher.“ – „Die kommen ihrem Erziehungsauftrag nicht nach.“ – „Kein Wunder, dass die Leistungsbereitschaft so zurückgegangen ist.“

Ich habe schon auf beiden Seiten gestanden, all diese Sätze mitgehört. Und immer wieder ertappe ich mich dann dabei, betreten-bestätigend zu nicken – oder sogar mit einzustimmen in die Beschwerdeflut. Weil mir natürlich immer irgendwelche passenden Beispiele und Erfahrungen einfallen. Und weil es halt so einleuchtend und logisch klingt, wenn nur eine Perspektive zu bedenken ist.

Aber in Wirklichkeit ist es eben viel komplizierter. Das merkt man, wenn man die eigene, einseitige Sicht mal verlässt. Es gibt eben weder „die Lehrer“ noch „die Eltern“. Die allermeisten Beteiligten kommen ihren Aufgaben richtig gut nach, sie stehen aber auch vor gewaltigen Herausforderungen.

So richtig deutlich wird das wohl erst, wenn die verschiedenen Seiten persönlich ins Gespräch miteinander kommen. Zum Beispiel bei einem Elternabend, im Rahmen der Schulkonferenz, über ein gezielt vereinbartes Treffen. Oder man läuft sich zufällig über den Weg und fragt spontan nach.

Auch Jesus hat dafür gesorgt, dass Menschen eine andere Perspektive kennengelernt haben. Er hat immer wieder ganz verschiedene Leute an seinen Tisch eingeladen. Dort haben sie gemeinsam gegessen, Gastfreundschaft erfahren. Und gleichzeitig sind sie sich auf einer neuen Ebene begegnet. Das hat grundlegend was verändert und in Bewegung gesetzt.

Bei Lehrerinnen, Lehrern, Eltern kann das vielleicht so aussehen, dass sie sich wirklich füreinander interessieren. Und auf diese Weise mitbekommen, dass zur Begleitung der Kinder im Unterricht und zu Hause eben noch viel mehr gehört als man von außen sieht. Und Wege finden, sich dabei gegenseitig wertzuschätzen und zu helfen. Dann ist aus dem Übereinander ein Miteinander geworden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37273
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