Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

16MRZ2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

„Meine Kinder machen mich glücklich! Sie geben mir so viel zurück. Mehr brauche ich gar nicht.“ Immer wieder höre ich das Eltern sagen, so oder so ähnlich. Ich spüre dann ganz viel Freude in ihren Erzählungen. Und klar, als Vater kann ich das nachvollziehen, wie man so empfinden kann. Ich selbst kenne auch Momente, in denen ich das Gefühl habe: Die drei kleinen Wunderwerke unter unserem Dach – allein für die schon ergibt mein Leben Sinn, jede Anstrengung lohnt sich dafür.

Und zugleich denke ich: Es darf nicht von vornherein die Aufgabe von Kindern sein, ihre Eltern glücklich zu machen. Sie sollen in ihr eigenes Leben hineinfinden, ihren Weg in Freiheit gehen. Das geht aber nicht, wenn sie gleichzeitig Erwartungen ihrer Eltern erfüllen sollen. Auch wenn sich das nur unbewusst abspielt. Kinder spüren das ja trotzdem, haben eine feine Antenne dafür.

Besonders schwierig wird es, wenn Kinder persönliche Krisen ihrer Eltern ausgleichen sollen. Sie sozusagen aufmuntern müssen, weil doch sonst vieles so schwer ist im Leben. Dieser Auftrag überfordert Kinder in jedem Fall. Daran können sie schwer leiden, auch später noch als Erwachsene.

„Kinder sind eine Gabe des Herrn“, heißt es mal in der Bibel [Psalm 127,3]. Für mich heißt das: Kinder anvertraut zu bekommen, das ist ein Geschenk Gottes. Und ein Geschenk kann ich niemals einfordern oder als selbstverständlich voraussetzen. Es kommt sozusagen als Extra noch obendrauf, aus purer Liebe. Und daran kann und soll ich mich freuen.

Für mein Lebensglück jedoch sind meine Kinder nicht verantwortlich. Und auch kein anderer noch so wichtiger Mensch. Dazu muss ich schon selbst finden, anstatt andere mit meinen Vorstellungen und Erwartungen zu überfordern.

Dieser Weg ist vielleicht länger und schwieriger. Aber wenn er mir gelingt, bin ich ja auch selbst viel freier. Dann habe ich ein festes Fundament – und kann um so fröhlicher mit anderen das Leben teilen. Zum Beispiel mit meinen Kindern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37271
weiterlesen...