Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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25FEB2023
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Ein Tipp der Physiotherapeutin hat bei uns zuhause etwas durcheinandergebracht. Sie hat meinem Mann und mir empfohlen, die Plätze am Esstisch zu tauschen. Sie meint, gegen die Verspannung im Nacken könnte helfen, einfach mal die ein oder andere Drehung zu verändern. So steht meine Kaffeetasse nicht mehr an meinem gewohnten Platz und ich dreh meinen Kopf nicht nach rechts, sondern eben nach links, wenn ich mit meinem Mann spreche. Nun hoffe ich, dass der gewünschte Effekt eintrifft.

Die Blickrichtung zu verändern, kann die ein oder andere Verspannung lockern, nicht nur im Nacken. Mir fällt das in Diskussionen auf. Wenn verschiedene Meinungen sich gegenseitig blockieren. Auch bei einem Konflikt kann es helfen, die eigene Sichtweise zu überprüfen. Verschiedene Haltungen zu akzeptieren und dann abzuwägen, was weiterführt. Zugegeben, das ist wesentlich anstrengender als einfach mal den Sitzplatz am Esstisch zu tauschen.

Denn dazu gehört auch, dass ich kritisch prüfe, ob meine Blickrichtung tatsächlich so klar und zielführend ist. Vielleicht kann ich verstehen, warum der Kollege die Dinge anders anpackt als ich mir das wünsche, wenn ich das Ganze aus seiner Perspektive heraus betrachte. Oder ich kann auch besser nachvollziehen, warum die Nachbarin sich über Sträucher ärgert, die von meinem Garten über den Zaun wachsen. So manches Problem könnte sich dadurch verändern.

Wenn ich die Blickrichtung einfach mal ändere, quasi die Dinge von einem anderen Platz aus betrachte, kann ich eine neue Perspektive gewinnen. Entdecken, wo meine Ansicht vielleicht einseitig ist oder wo ich zu sehr meine Gewohnheit und meinen Vorteil im Blick habe. Manchmal braucht es dazu einfach einen anderen, der mir klar sagt: Tausch mal deinen Platz! Versuch das Ganze mal aus einer anderen Perspektive zu sehen! Das ist unbequem. Es kann aber die ein oder andere Blockade lösen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37152
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