SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

09FEB2023
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Jetzt ist das Jahr gerade Mal sechs Wochen alt. Da kann man schon noch fragen, was man von dem Jahr so erwartet, finde ich. Jedenfalls habe ich das in der Schule meine Klassen gefragt. Sie sollten sich im Raum aufstellen. In die eine Ecke, wenn sie die Zukunft ganz entspannt sehen. Und in die andere Ecke, wenn sie sich eher Sorgen machen, was dieses Jahr noch alles auf uns zukommen könnte. Was mich dabei echt zum Nachdenken gebracht hat, war: je älter die Kinder waren, desto mehr von ihnen standen in der „Sorgen-Ecke“.

Bei dem, was gerade so auf unserer Welt los ist, würde ich vermutlich auch eher in der „Sorgen-Ecke“ stehen. Andererseits möchte ich mir eigentlich gar nicht immer nur Sorgen machen. Schon allein deshalb, damit meine Kinder trotzdem mit Freude aufwachsen können. Mir hilft da ein Satz von Jesus, den er mal gesagt hat: „In der Welt habt ihr Angst. Aber fasst Mut, ich habe die Welt besiegt!“ Ich finde es gut, dass Jesus nicht gesagt hat: „Macht Euch keine Sorgen.“ Oder: „Ihr braucht keine Angst zu haben.“ Nein. Ich glaube, dass er gewusst hat, dass es einfach Sachen auf unserer Welt und in unserem Alltag gibt, die uns Angst machen. Damals, wie heute. Damals waren es vielleicht die Angst vor den Römern – der Besatzungsmacht. Oder die Angst vor Krankheiten. Heute ist es die Angst vor einem Krieg, der sich ausbreitet. Oder die Angst, die Strom- oder Gasrechnung nicht mehr bezahlen zu können. Und auch die Angst vor manchen Krankheiten ist noch geblieben.

Deshalb geht der Satz von Jesus ja auch noch weiter. Fasst Mut, sagt er, ich habe die Welt besiegt. Ich verstehe das so: Dass nicht alles, was uns Angst macht und uns Sorgen bereitet, plötzlich weg ist. Nein. Aber Jesus hat uns durch sein Leben immer wieder gezeigt, dass es mehr als das gibt. Eine Welt, wie Gott sie sich für uns gewünscht hat. Ohne, dass sich Nationen angreifen. Ohne, dass jemand krank wird. Und genau dieses Mehr ist es, das mir eigentlich Mut macht. Denn ein bisschen was von dieser anderen Welt, wird sichtbar, wenn ich was dafür tue. Mich zum Beispiel gerade in der Schule dafür einsetze, wie Kinder und Jugendliche miteinander und mit mir umgehen.

Ich habe mich am Ende dann auch in keine der Ecken gestellt. Eher in die Mitte. Aber doch mehr Richtung entspannte Zukunft. Genau deshalb. Weil ich ein Stück weit, in meinem Alltag, was dafür tun kann, dass wir nicht nur voller Sorgen in die Zukunft schauen.

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