Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

01FEB2023
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Ich bin ein Fan der Vesperkirchen. Ich mag einfach alles daran. In früheren Jahren war ich manchmal nur zum Essen da oder ich habe mitgearbeitet. Am liebsten hab ich die Geschirrkisten getragen. Mit dem sauberen Geschirr nach oben und dem benutzten wieder nach unten. Es hat sich so gut angefühlt, am Abend die schweren Arme und Beine zu spüren. Für manche bedeutet Vesperkirche ein paar Stunden Wärme, als Abwechslung zur kalten Wohnung oder der Straße. Und wer meistens allein ist, kann so mal wieder die eigene Stimme hören, weil man am Tisch jemanden zum Reden hat.

Zur Vesperkirche zu gehen, ist manchmal auch eine Herausforderung, denn plötzlich ist man direkt mit Leuten zusammen, mit denen man sonst nie was zu tun hat. Manche Leute kommen zur Vesperkirche, weil es eine geschickte Gelegenheit ist, zeitlich begrenzt mit anzupacken. All das macht die Vesperkirchen so bunt und wertvoll. Und ich bin mir sicher, dass auch Jesus an ihnen seine Freude hat und sie segnet. Denn es ist ein Herzensanliegen von ihm, dass Menschen zusammenkommen, um miteinander zu essen. Er hat schon zu seiner Zeit in Galiläa dafür gesorgt, dass sich Menschen treffen und das Essen miteinander teilen, weil so Gemeinschaft entsteht und sich die Menschen anschließend besser verstehen. Jesus wusste: Liebe geht durch den Magen. Auch die Liebe Gottes. Ihm ging es nie nur ums Geistliche. Er will, dass es den Menschen rundum gut geht. An Leib und Seele.

Auch in den Vesperkirchen geht es um mehr als um gefüllte Mägen. Freiwillige stehen zum Gespräch bereit. Manchmal sorgen Friseure für den neuen Look für jene Gäste, die sich keinen Haarschnitt leisten können. Und ab und zu ist auch noch die Ärztin im Haus und hält Sprechstunde. Jesus war gelegentlich in der Rolle des Gastgebers, doch war er auch einfach nur Gast. Das war jedes Mal ein Besuch mit Nachwirkungen. Für die Gastgeber ist es zum Glücksfall geworden, dass er ausgerechnet zu ihnen gekommen ist. So sagte er beim Verabschieden zum Zolleinnehmer Zachäus: „Heute bist du gerettet worden, zusammen mit allen, die in deinem Haus leben.“ Und das Leben des Zolleinnehmers Zachäus war danach tatsächlich ein anderes. So befreit und voll neuer Möglichkeiten. Das wünsche ich uns in den Vesperkirchen, dass Jesus uns berührt und beglückt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37003
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