Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Ich hatte neulich Urlaub, zwei ganze Wochen lang. Toll! Aber dann bin ich in ein ziemliches Loch gefallen. Ich war niedergeschlagen und viel zu viele Sorgen haben sich eingestellt, und Zeit zum Nachdenken war ja nun reichlich vorhanden. Dann kam auch noch ein Infekt dazu. Nein, das war nicht schön.
Zum Glück ging es nach `ner Zeit wieder aufwärts. Ich hab gedacht, ich erzähle das heute hier, denn vielleicht hilft anderen, was mir geholfen hat.
Ich habe mir, meiner Familie und einem guten Freund unter Tränen eingestanden, dass ich nicht mehr kann. Es hat gutgetan, mich so ehrlich zu machen. Danach habe ich mich in Hörbücher geflüchtet, mit Biographien von Leuten, die unglaubliche Herausforderungen gemeistert haben. Zuletzt war es die Lebensgeschichte eines jungen Mannes aus Guinea auf der Suche nach seinem Bruder. Zu hören, wie andere mit schwierigen Situationen umgegangen sind, hat mir Mut gemacht. Ich konnte mit diesem Blick von außen auch meine Probleme besser von außen angucken. Beim Zuhören habe ich dann praktische Dinge gemacht, wie die Küche geputzt oder für ne Freundin Socken gestrickt. Das waren so kleine Erfolgserlebnisse am Rande. Was mir auch geholfen hat, war, mich mit meinen düsteren Gedanken in Gottes Liebe zu flüchten. Das klingt vielleicht seltsam, doch so hab ich es empfunden. Ich habe gemerkt, dass ich mit meinem Grübeln nicht weiterkomme und habe Gott gebeten, sich zu kümmern. Mir ging’s nicht darum, mich aus der Verantwortung zu stehlen, doch ich war mir sicher: manches, über das ich mir Sorgen mache, kann ich nicht beeinflussen. Und bei allem anderen, komme ich mit Gott zusammen am besten weiter. Ich hab das auch früher schon so erlebt, dass ich mit Gott im Rücken Probleme überwinden kann. Und ich weiß, dass er gerne für mich da ist. So wie für jeden anderen auch. Nach ein paar Tagen ist es mir deutlich besser gegangen. Ich weiß aber auch, dass es schwer sein kann, allein aus so einem Loch herauszukommen. Wenn es durch nichts und niemanden besser wird, dann, darf und muss ich mir Hilfe suchen. Es könnte auch eine Depression sein, die mich so kraft- und mutlos sein lässt. Dann ist es wichtig, dass ich mir jemanden suche, der mich bei den nächsten Schritten unterstützt. Hausärztin, Seelsorger oder die Telefonseelsorge können gute Ansprechpartner sein. Die wissen weiter. Es gibt Hoffnung und Hilfe.
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