Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

29JAN2023
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„Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst.“ Laut der Bibel ist es das wichtigste Gebot. Und zugleich ist es so herausfordernd.

Wie soll das gehen, mit Menschen, die ich mir nicht ausgesucht habe? Die manchmal unausstehlich sind? Die mir das Leben schwermachen? Die Dinge von sich geben, die mich einfach nur abschrecken? In letzter Zeit lese ich immer wieder den Tipp: „Halte dich von Leuten fern, die dir nicht guttun.“ Sozusagen die Konmari-Aufräum-Methode, in diesem Fall nicht für Gegenstände, sondern für Menschen. „Wer einem keine Freude macht, wird aus den persönlichen Kontakten aussortiert.“ Es gibt Situationen, da hilft - aus Selbstschutz - nur noch Abstand. Zum Beispiel, wenn Gewalt im Spiel ist. Doch ich will Menschen eigentlich nicht aufgeben. Und bei vielen könnte ich das auch gar nicht. Mit ihnen werde ich weiter zu tun haben, ob ich will oder nicht. Ich bin der Meinung, dass das Liebesgebot mir im Umgang mit ihnen hilft. Denn so weiß ich, ich soll lieben. Und wenn ich das absolut nicht kann? Nun, dann soll mir Gott bitte schön dabei helfen. Es war ja seine Idee.

Und tatsächlich hab ich genau das schon erlebt. Dass mir in dem Moment die Liebe für Leute, die mir eigentlich gegen den Strich gehen, zugeflogen ist. Ich bin überzeugt, Gott hat sie mir in dem Moment geschenkt. Und ob mit oder ohne Liebe macht einen Unterschied. Denn selbst anstrengende Leute reagieren nicht immer gleich. Sie können mehr oder weniger grummelig sein. Mehr oder weniger aggressiv. Sie können mehr oder weniger Machtspiele spielen. Und so habe ich die Chance, dass mein Verhalten von ihnen gespiegelt wird. Lieben heißt nicht, dass ich alles gut finden muss. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ heißt für mich, dass ich versuche, zu verstehen, warum mein Gegenüber so reagiert. Geht es ihm um Wertschätzung? Um was geht‘s ihm? Meine Liebe ihm gegenüber – die dann hoffentlich in dem Moment da ist - macht, dass ich ihn verstehen will.  Und Liebe bringt es mit sich, dass ich jemanden besser akzeptieren kann. Und wenn ich mich verletzt fühle, hoffentlich verzeihe. Liebe ist etwas Positives, sie ist göttliche Lebenskraft. Sie ist so viel besser, als sich von negativen Gefühlen zerfressen zu lassen. Deshalb will ich sie hochhalten. Und wenn meine eigene nicht ausreicht, bitte ich Gott um Hilfe. So könnt’s gehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37000
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