SWR3 Gedanken

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29DEZ2022
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Mein Zug, mit dem ich von Köln nach Freiburg wollte, ist in Offenburg gestrandet. Und da habe ich eine Neuauflage der Geschichte vom Barmherzigen Samariter erlebt! Das ist diese Erzählung von Jesus, in der einer überfallen und halbtot geschlagen wird. Angehörige seiner eigenen Peergroup gehen einfach an ihm vorbei. Gerettet wird er dann von einem, von dem er das nicht erwartet hätte.

Aber jetzt wieder zu mir in Offenburg. Nicht überfallen und auch nicht verwundet, dafür aber echt im Stress, weil ich einen wichtigen Termin in Freiburg hatte. Deshalb habe ich beschlossen zu trampen. Eine ganze Weile stand ich also mit ausgestrecktem Daumen an der wenig aussichtsreichen Innenstadtstraße.

Endlich hat ein Kroate angehalten und mich extra zur Autobahnauffahrt gebracht, obwohl er woanders hinwollte. An der Auffahrt stand ich nur kurz - ein nahöstlich aussehender Taxifahrer hat mich unentgeltlich mitgenommen. Den letzten Teil der Strecke bin ich dann mit einem Russen auf Montage gefahren.

Der Kroate, der Taxifahrer, der Russe – sie haben meinen Tag gerettet. Im Gegensatz zu all den Offenburgern, Freiburgern und anderen deutschen Autofahrer:innen. Die den Augenkontakt mit mir vermieden haben, um gar nicht erst überlegen zu müssen, ob sie mich mitnehmen.

Ach ja, und bevor ich’s vergesse: mit dem Russen habe ich mich auf der Fahrt ziemlich kontrovers unterhalten. Und dann ist er extra für mich einen Umweg gefahren. Damit ich gut nach Hause komme und nicht doch noch überfallen werde.

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