SWR4 Abendgedanken

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29DEZ2022
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Ich frage mich in letzter Zeit oft, was eigentlich gerade mit unserer Welt los ist. Krankheiten, Kriege, Katastrophen. Auch die Advents- und Weihnachtszeit hat sich dieses Jahr deshalb irgendwie dunkler angefühlt. Da passt es vielleicht ganz gut, dass es in diesem Jahr auch nicht so viel Beleuchtung gegeben hat. Auf der Welt ist eben nicht alles hell, strahlend und in Ordnung.

Jesus hat Mal selber von sich gesagt, dass er das Licht der Welt sei. Und genau dieses Licht kam an Weihnachten zu uns. Gott ist zu uns gekommen, weil er es ganz genau wissen wollte, wie es ist als Mensch zu leben. Und wie es ist Mensch zu sein.

Ich denke, dass viele Probleme von damals genau die gleichen gewesen sind, wie heute. Es gab auch damals die Armen, die wenig bis nichts hatten. Es gab die Reichen, die vor lauter Geld gar nicht wussten, wohin mit ihrem Reichtum. Die sich Paläste gebaut haben und vom Fenster aus in die Slums der Armen rüber schauen konnten.

Es gab mächtige Herrscher, die im Prinzip machen konnten, was sie wollten. Und die, die von der Hand in den Mund gelebt haben. Und eigentlich ist es heute doch auch noch so.

Natürlich haben wir uns weiterentwickelt. Gott sei Dank. Wir haben Fortschritte gemacht in der Medizin und Technik. Und ich dachte, wir wären auch friedlicher geworden und vernünftiger. Aber der neue Krieg in Europa, in der Ukraine hat mir deutlich gezeigt: Es gibt eben immer noch Menschen, die ein genug nicht kennen. Die immer noch mehr Macht brauchen. Und denen es scheinbar ganz egal ist, was sie damit anderen Menschen antun. Bei denen Profit an erster Stelle steht. Und die vermutlich alles kurz und klein schlagen würden, damit sie nicht zugeben müssen: Ich lag falsch.

Jesus hat uns da in seinem Leben was ganz anderes vorgelebt. Ihm war es wichtig seinen Freunden zu zeigen, dass nur eines wirklich wichtig ist. Und zwar, wie wir Menschen miteinander umgehen. Menschlichkeit ist wichtig – und nicht Ruhm und Macht. Und – und das ist vielleicht das wichtigste überhaupt – dass Jesus dann immer bei uns sein wird. Auch heute. Und gerade dann, wenn ich mich frage, was mit der Welt eigentlich los ist. Bei allem, was wir in den letzten Jahren erlebt haben, könnte man sicher Denken, dass die Zukunft finster aussieht. Und vielleicht am liebsten den Kopf in den Sand stecken. Aber genau das will ich nicht. Denn: das Licht ist da. Es ist nicht umsonst, menschlich zu bleiben. Wir können füreinander da sein und ganz viele Menschen sind füreinander da. Die Reichen und Mächtigen werden das vielleicht niemals verstehen. Aber ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass die Menschlichkeit zählt. Das macht unsere Welt ein bisschen heller. Und dafür brauchen wir keine Weihnachtsbeleuchtung.

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