SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

15JAN2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

„Wohin gehe ich, wenn es mir nicht gut geht?“ Diese Frage bleibt ein Leben lang aktuell. Die Menschen, die für mich da sind, wenn es nicht rund läuft, sind bei mir dieselben wie die, die als erstes erfahren, wenn es gut gegangen ist. Ganz gleich, ob ich mit einem unklaren Befund vom Arzt komme oder strahle vor Glück, weil es mit einer Bewerbung geklappt hat. Kann Gott auch so eine Adresse sein? Das heutige Lied zum Sonntag „Wohin soll ich mich wenden…“ spricht Gott als so eine Adresse an. Er gehört für mich maßgeblich zu dieser Unterstützergruppe, zu der auch meine Eltern und Freunde gehören, früher meine Großeltern und Lehrer.

Die Frage nach dem „Wohin“ ist für die Menschen besonders bedrängend, die momentan auf der Flucht sind oder deren Leben bedroht ist von Hunger und Kälte. Sie suchen Menschen, die sie aufnehmen, und einen Ort, wo sie geborgen und geschützt sind:

 

Musik 1:

Wohin soll ich mich wenden,

wenn Gram und Schmerz mich drücken?

Wem künd' ich mein Entzücken,

wenn freudig pocht mein Herz?

Zu dir, zu dir, o Vater,

komm ich in Freud' und Leiden,

du sendest ja die Freuden,

du heilest jeden Schmerz.

M 10843, LC 08748

Dass Menschen bei Gott ihren Halt finden, ist ein wesentliches Merkmal, wenn man glaubt. Das hat zu allen Zeiten Menschen getröstet. Gerade auch, als Johann Philipp Neumann die Texte für die Deutsche Messe geschrieben hat. Franz Schubert hat sie 1826 vertont. Viele habe die Ideen der Revolution verfolgt und gleichzeitig erlebt, wie Napoleons Kriege dazu geführt habe, dass es den Menschen schlechter geht. Viele waren vertrieben, arm und mit Krankheiten belastet. Es war auch eine Zeit, in der Missernten viele hungern ließen. Die alten Sicherheiten waren zerstört und ob die neue Ordnung Sicherheit gibt, war fraglich. Schubert sucht in dieser Zeit nach neuen Wegen, die Herzen der Menschen zu erreichen. Statt in Latein zu singen, geht das für ihn besser in Deutsch, wo jeder seinen Kummer und seine Sorgen ausdrücken kann. Er gibt diesem Text eine Melodie, die sehnsuchtsvoll ist und gleichzeitig tröstet.

 

Auch wenn der Text für die heutige Zeit altbacken und kitschig klingen mag, bedeutet er den Menschen viel, die dieses Lied gerne singen. Diese Musik tröstet, weil sie Sehnsucht und Kummer ausdrückt. Sie gibt mir persönlich Kraft, meine Sorgen in dieses Lied zu legen und meine Probleme zu meistern, weil ich Gott an meiner Seite habe:

 

Musik 2:

4. Süß ist dein Wort erschollen:

Zu mir, ihr Kummervollen!

Zu mir! Ich will euch laben,

Euch nehmen Angst und Not.

Heil mir! Ich bin erquicket!

Heil mir! Ich darf entzücket

Mit Dank und Preis und Jubel

Mich freu'n in meinem Gott.

M 10843, LC 08748

 

 

Musikquellen:

  • Musik:Deutsche Messe, D 872, Rias-Kammerchor, Rundfunk-Symphonie-Orchester Berlin unter der Leitung von Marcus Creed, M 10843, LC 08748
https://www.kirche-im-swr.de/?m=36834
weiterlesen...