SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

06JAN2023
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Das Ende ist nah. Das Ende von Weihnachten. Für die evangelische Kirche endet heute die Weihnachtszeit, für die Katholiken am kommenden Sonntag. Und auch bei mir zu Hause schmücken wir in den nächsten Tagen den Christbaum ab. Und dann wandern Maria, Josef und die Heiligen Drei Könige zusammen mit den anderen Krippenfiguren wieder in den Keller. Das Fest ist äußerlich vorbei. Im Herzen mag ich aber noch länger Weihnachten feiern.

Weihnachten bedeutet für jeden was anderes. Für manche ist es das Familienfest schlechthin. Man hat Zeit füreinander, macht es sich schön. Andere fühlen sich an Weihnachten besonders einsam. Und für viele bedeutet Weihnachten einfach Arbeit, weil sie Ärztin, Pfleger oder Busfahrerin sind.

Die Weihnachtstage sind für alle eine besondere Zeit, selbst wenn man arbeitet. Es sind Ferien und Feiertage und viele Menschen haben Urlaub. Es ist weniger los. Das fällt mir immer zwischen Weihnachten und Neujahr auf, wenn weniger Autos fahren und man Nachbarn beim Spazieren trifft. Diese Woche war schon wieder mehr Trubel und auch daran merke ich, dass die Weihnachtszeit zu Ende geht und langsam wieder der Alltag anklopft.

Doch Weihnachten ist mehr als eine Pause für unsere Gesellschaft. In der Weihnachtsbotschaft steckt so viel Kraft: Gott wird Mensch. Er erlebt am eigenen Leib, wie es sich anfühlt, zu träumen, Bauchweh zu haben, vor Glück zu lachen, geliebt oder ausgestoßen zu sein und schließlich auch, wie es ist zu sterben. Das ist kein ferner, anonymer Gott, sondern einer, der in ganz einfachen Verhältnissen auf die Welt kommt.

Das alles steckt im Weihnachtsfest. Und klar, wenn ich in den Nachrichten von Krieg und Katastrophen höre, dann kommen mir Zweifel, wie ich das mit diesem liebenden, menschgewordenen Gott zusammendenken kann. Kümmert der sich wirklich? Ich kann verstehen, wenn jemand das nicht oder nicht mehr glauben kann. Ich selbst weiß es ja auch nicht, aber ich spüre gerade an Weihnachten, dass ich dieser Botschaft trauen will. Dass ich mich danach sehne, dass es so ist. Und ich erlebe immer wieder, dass schon diese Hoffnung mir Kraft für mein Leben gibt. Weil ich dann manches nicht mehr so schwarz sehe oder meine Sorgen irgendwo abladen kann. Und auch wenn die Weihnachtszeit nun endet, will ich mir diese Hoffnung im neuen Jahr lange bewahren.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36830
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