SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

20DEZ2022
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Das Wort des Jahres 2022 steht fest. Es heißt „Zeitenwende“. Olaf Scholz hat von einer Zeitenwende gesprochen, als Russland den Krieg gegen die Ukraine begonnen hat. Zeitenwende bedeutet in diesem Zusammenhang: Deutschland rüstet militärisch auf, Gas wird zum Luxus, es kommt eine schwierige Zeit. Es ist leider keine Wende zum Guten, sondern eine vom Frieden zum Krieg. Die Sanktionen schränken den Handel ein, viele Menschen werden ärmer und der Hunger nimmt weltweit zu. 

Als Christ denke ich in diesen Tagen noch an eine ganz andere Zeitenwende: Bald feiern wir Weihnachten. Jesus wird in einer Krippe geboren. Dieser Moment war so wichtig, dass wir sogar unsere Zeit danach berechnen. Damit hat etwas Neues begonnen. Die größte Zeitenwende, die es je gab.

Jesus kommt in die Welt, und Christinnen und Christen glauben: Das ist der Wendepunkt. Von der Dunkelheit zum Licht, von der Angst zur Hoffnung. Bis dahin haben böse Kräfte die Welt regiert, nun siegt das Gute.

Wie schön wäre es, wenn wir das heute auch glauben könnten. Spreche ich mit Freunden oder Nachbarn, höre ich andere Stimmen. Da heißt es: „Es kommen schwere Zeiten auf uns zu. Besser wird es nicht.“ Oder: „Unsere Kinder werden es mal ausbaden müssen.“ Das zieht mich oft ziemlich runter.

Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Ich bin lange nicht mehr so optimistisch wie früher. Doch ich merke auch, wie es mich belastet, wenn ich davon ausgehe, dass die Probleme immer weiterwachsen. Da habe ich morgens kaum noch Lust aufzustehen.

Darum will ich dieses Jahr so richtig Weihnachten feiern. Es beginnt etwas richtig Gutes. Gott selbst wendet das Schicksal. Neues Leben wird geboren. Wenn ich daran glaube, setzt das bei mir Energie frei: Frieden ist möglich. Vielleicht entdecken wir neue Mittel gegen Krebs, vielleicht werden Diktatoren gestürzt. Denn es tut sich was: Die Kinderarbeit geht weltweit zurück. Nie zuvor konnten so viele Menschen lesen und schreiben. Die Zahl der Naturschutzgebiete wächst.

Unabhängig davon, was auf der Weltbühne geschieht: Wie wäre es, wenn ich meinen Bruder öfter besuche? Wenn ich in meinem Sportverein neue Aufgaben übernehme oder andere mit meiner Lebensfreude anstecke? Weil ich weiß, dass die Geschichte gut ausgeht. Weil ich glaube, dass noch immer gilt: Weihnachten ist die Zeitenwende. Wir gehen in eine gute Zukunft. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36764
weiterlesen...