Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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13DEZ2022
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Ans Simonsbrünnchen direkt neben der alten Abteikirche in Bendorf-Sayn am Fuß des Westerwalds bin ich als kleiner Junge mit meinem Opa spaziert. Da wuschen wir uns die Augen. Denn es sollten Wunderkräfte im Wasser vorhanden sein. Pech nur, dass mein Opa ausgerechnet am nächsten Tag irgendeine Entzündung ans Auge bekam. Mein Vater hat sich damals köstlich amüsiert. An diese Anekdote muss ich denken, als ich an einem anderen Brunnen stehe, dem man auch solche heilenden Kräfte zuspricht. Es ist der Odilienbrunnen am Odilienberg im Elsass. „Der Odilienberg ist einer jener Orte, an denen der Geist der Ewigkeit weht…“. So steht es im offiziellen Reiseführer über den Odilienberg. Und da ist was dran. Niemand, scheint es, kann sich dem Zauber dieses Ortes entziehen. Pilger und Touristen sind das ganze Jahr über da, besuchen das Kloster, beten und singen oder gehen einfach nur spazieren und genießen die Landschaft. Und sie waschen sich das Gesicht und füllen sogar Behälter mit dem Wasser der Quelle ab. Seinen Namen haben Kloster, Berg und Quelle von der Hl. Odilia, die im 7. Jahrhundert das Kloster auf dem Berg gegründet haben soll. Sie soll auch mit ihrem Stab das Wasser der Quelle zum Fließen gebracht haben. Heute, am 13. Dezember ist Odilias offizieller Gedenktag. Als Schutzpatronin der Blinden und Augenkranken wird Odilia seit dem Mittelalter verehrt. Vor allem aber ist es dieser Ort, der mich beeindruckt. Ein wirklich spiritueller Platz, an dem Odilia ihr Kloster bauen ließ. Wer sich die Zeit nimmt, kann hier wirklich auftanken und der Seele etwas Gutes tun. Wichtig in diesen stürmischen Zeiten. Solche Orte gibt es viele auf der Welt. Deshalb muss man nicht unbedingt ins Elsass fahren. Die Menschen haben schon immer ein Gespür dafür gehabt, wo man Gott irgendwie ein Stück näher sein kann als anderswo. Und genau deshalb mache ich, wenn ich mal in meine alte Heimat fahre, so oft es geht einen Abstecher zur alten Abtei in Sayn mit dem Simonsbrünnchen.

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