SWR2 Wort zum Tag

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14DEZ2022
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„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell“ (Jes 9,1).

Schon vor über zweieinhalbtausend Jahren, erzählt die Bibel, hat ein Mann den Menschen in schwieriger und trostloser Zeit ein solches Licht verheißen. Der Mann hieß Jesaja und war ein großer Prophet. Mit einem Lichtwort hat er seinem Volk und allen Menschen, die das Gefühl gehabt haben, in lichtloser Zeit gefangen zu sein, Trost und Hoffnung zugesprochen.

In Tagen der Dunkelheit wächst die Sehnsucht nach Licht. Besonders jetzt im Dezember. Wenn die Nächte lang und die Tage kurz sind. Wie gut tut da ein Kerzenschein am Abend, ein Licht in dunkler Nacht. Und das Lichtwort des Propheten Jesaja hat auch nach über zweieinhalbtausend Jahren nichts an Strahlkraft eingebüßt. Ich höre es ganz neu am Ende dieses Jahres, das in vielen Bereichen so viel Dunkelheit gebracht hat.

Der Krieg in der Ukraine hat den Traum zerstört, dass wir uns in Europa für alle Zeiten in Sicherheit wiegen können. Die Energiekrise konfrontiert uns mit Sorgen und Nöten, von denen wir dachten, dass sie für immer der Vergangenheit angehören würden. Ganz zu schweigen vom Klimawandel. Dunkle Tage und Zeiten, in denen sich mancher ratlos, hilflos, trostlos fühlt. Und darum voller Sehnsucht ist nach einem Licht, das die Dunkelheit durchbricht.

Licht macht nicht nur hell. Es ist Zeichen, Symbol für Wärme. Für Hoffnung. Für Leben. Wir können viel davon gebrauchen. Weihnachten kündet mit der Geburt Jesu von einem solchen Licht. Der Stern von Bethlehem, die Engel und himmlischen Heerscharen verweisen darauf. Darum ist Weihnachten auch ein Lichterfest. Und die Zeit des Advent ein wärmender Vorschein für die Seele im Warten darauf.

Wenn ich dann im Schein einer Kerze das Lichtwort von Jesaja höre oder lese, bin ich immer wieder berührt. Von der starken Kraft und Intensität, von dem tiefen Trost und der großen Hoffnung, die von dieser Verheißung ausgeht.

Und ich freue mich auf den Heiligen Abend in der Speyerer Gedächtniskirche, wenn Jesajas Worte im Schein von zweitausend Kerzen im Lichtergottesdienst gelesen werden.

Ich weiß, dass damit nicht alle Dunkelheit vertrieben und Welt und Leben auf einmal hell und leicht und unbeschwert wären. Aber dass sich doch eine Gewissheit in mir Bahn bricht, dass es ein Licht gibt, das sich der Finsternis widersetzt und die Dunkelheit auf Erden durchbricht!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36719
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