Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

19NOV2022
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

In einer Gesprächsgruppe geht es um die Frage: „Was macht mich satt?“

Die herzhafte Kartoffelsuppe wird da genannt. Der Sonntagsbraten. Das Glas frische Milch. Alles nahrhaft und sättigend. Aber dann reden wir weiter. Und schnell wird klar: Das ist längst nicht alles. „Was nützt mir der Sonntagsbraten, wenn ich alleine am Tisch sitze und davon essen soll. Ne, das macht mich nicht satt. Im Gegenteil, da bekomm ich kaum ein Stück runter,“ meint eine ältere Frau. „Aber ein Tisch voller Leute, die mir Gesellschaft leisten, ja das sättigt mich. Davon zehre ich ein paar Tage.“

An das Gespräch denke ich heute, am sogenannten „Elisabethtag“. Die Heilige Elisabeth lebte im 13. Jahrhundert und war mit dem Landgrafen Ludwig von Thüringen verheiratet.  Als Adlige war sie privilegiert und wohlhabend. Doch sie zieht sich nicht auf die Wartburg, wo sie damals lebt, zurück und badet in Reichtum und Macht. Nein, ganz im Gegenteil. Die Not, die sie in ihrer Umgebung wahrnimmt, berührt sie zutiefst. Und sie kann gar nicht anders, als zu helfen und zu teilen. Sie verteilt Korn aus der Vorratskammer des Hofes, verleiht Geld aus der Staatskasse – tut alles, damit die Menschen satt werden. Den Ärger der Familie nimmt sie dafür in Kauf.  

Und eine Legende erzählt noch etwas Anderes: Elisabeth wird mit einem Korb erwischt. Ein Tuch verbirgt, was sie davonträgt. Klar, kann ja nur Brot für die Armen sein. Aber als sie aufgefordert wird, zu zeigen, was im Korb liegt, kommen Rosen zum Vorschein.

Ich mag dieses Rosenwunder der Heiligen Elisabeth. Elisabeth stillt die ganz elementaren Bedürfnisse der Menschen in Not. Sie will, dass alle satt werden. Dafür riskiert sie einiges. Aber sie sieht auch, dass die Menschen nicht nur vom Brot satt werden. Sie brauchen auch Zuneigung. Menschen, denen sie wichtig sind. Denen sie am Herzen liegen. Und genau das drücken für mich die Rosen in der Legende aus: Die Rosen stillen den Hunger nach Ansehen. Nach geborgen und geliebt sein. Denn das macht eben auch satt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36541
weiterlesen...