Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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11NOV2022
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Vor einer Weile habe ich mit einer Gruppe die Deutsch-Israelische Industrie- und Handelskammer in Tel Aviv besucht. Unser Gastgeber hat von den vielen Start-Ups erzählt, für die Israel berühmt ist. Das fand ich beeindruckend. Doch was mir seitdem nicht aus dem Kopf geht, ist noch etwas anderes: Wenn in Israel ein Unternehmensgründer mit seiner Entwicklung scheitert und er hat später eine neue Geschäftsidee und geht damit zur Bank, um einen Kredit zu bekommen, dann bekommt er den in der Regel auch.  Der Bankmitarbeiter wird sinngemäß sagen: „Sie haben schon Erfahrungen und sind nun einen Schritt weiter als beim ersten Mal.“ I

n Deutschland gilt Scheitern oft als Makel, der einem noch lange anhängt. Ich wünsche mir, dass Scheitern nicht länger als schlimm angesehen wird. In der Bibel - gibt es große Persönlichkeiten, deren Geschichte man als Geschichte des Scheiterns oder als Erfolgsgeschichte erzählen kann. Ich denke an Leute wie Petrus. Petrus wollte der größte Unterstützer für Jesus zu sein, und ist gleich dreimal an seinem Anspruch gescheitert, weil er Jesus im Stich gelassen hat. Doch abgeschrieben hat Jesus ihn deshalb nicht. Und nach Ostern hat sich Petrus zu einem furchtlosen Gemeindeleiter entwickelt.

Es muss erlaubt sein, Fehler zu machen. Fehler zu machen ist nie angenehm. Weder für den, der sie macht, noch für die, die darunter zu leiden haben. Doch sie sollen wenigstens nicht umsonst gewesen sein. Ich will es für mich mit dem Spruch halten: „Entweder du hast Erfolg, oder du hast etwas daraus gelernt.“ Deshalb heißt der erste Schritt für mich: Den Fehler eingestehen. Es bringt nichts, wenn ich mich rausrede oder es so hindrehe, dass andere schuld gewesen sein sollen. Und der zweite Schritt heißt für mich: mich bei den Leuten zu entschuldigen, die unter meinem Fehler zu leiden hatten. Der dritte Schritt, der viel Überwindung und Vertrauen kostet, ist, anderen von dem Fehler zu erzählen, damit sie davor bewahrt werden, denselben Fehler zu machen. So war mein Fehler wenigstens für was gut.

Übrigens gibt es seit 2012 eine richtige Bewegung dazu, die in Mexiko entstanden ist. In sogenannten F*ck-up Nights berichten gescheiterte Unternehmerinnen und Unternehmer, wie sie ihr Business an die Wand gefahren haben. Sie erzählen von ihren zerplatzten Lebensträumen und dem verlorenen Eigenkapitel. Ich finde, - wer zu seinen Schwächen stehen kann, ist richtig stark.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36499
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