SWR2 Wort zum Tag

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10FEB2022
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„Lasst uns dem Leben trauen, weil wir es nicht alleine leben, sondern weil Gott es mit uns lebt.“ Ein großartiger Satz! Alfred Delp hat ihn geschrieben, im Februar 1945, kurz bevor er von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Wer war dieser Mann? Und wie hat er es geschafft, im Angesicht des Todes solche Sätze zu schreiben?

Selbstbewusst war er, mutig, klug und humorvoll. Direkt nach dem Abitur beschließt er, Jesuit zu werden. Er arbeitet mit Jugendlichen, sie reden bis spät in die Nacht über Gott und die Welt. Für viele wird er ein Impulsgeber, ein Vorbild - auch wenn er jeden Tag eine erstaunliche Menge an Zigarren raucht. Im Dritten Reich vermittelt ihn ein Vorgesetzter in den Kreisauer Kreis hinein, eine Widerstandsgruppe um den ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister Carl Goerdeler. Wie soll sich Deutschland entwickeln, wenn die Nationalsozialisten besiegt sind? Diese Frage diskutieren sie im Kreisauer Kreis, bis die Gestapo Wind davon bekommt und alle Mitglieder verhaftet. 

Delp kommt im Juli 1944 ins Gefängnis nach Berlin. Er lebt unter härtesten Bedingungen. Meist ist er ganz isoliert. Aber Delp darf schreiben, in Handschellen. Diese Briefe und Schriften berühren mich auch heute noch durch ihr inneres Ringen. Einerseits will er weiterleben. Seine Ideen für ein Deutschland nach dem Krieg weiterentwickeln. Andererseits entsteht in ihm eine ganz neue Glaubensstärke. Er will sein Schicksal annehmen. Denn er glaubt, dass ihm das von Gott her zukommt. Er schreibt: In den letzten Wochen „ist mir Gott so viel wirklicher geworden… Und wenn der Herrgott diesen Weg will – und alles Sichtbare deutet darauf hin – dann muss ich ihn freiwillig und ohne Erbitterung gehen.“

So erringt er am Ende eine eindrückliche innere Freiheit. In einem Brief an seinen Patensohn schreibt er: „Das habe ich mit gefesselten Händen geschrieben; diese gefesselten Hände vermach‘ ich Dir nicht, aber die Freiheit, die die Fesseln trägt, die sei Dir […] geschenkt.“

Im Januar 45 kommt es zur Gerichtsverhandlung. Der Richter ist der berüchtigte Roland Freisler, der alle Nazi-Gegner hasst und viele Todesurteile verhängt. Delp wird erst beschimpft und dann zum Tode verurteilt. Anfang Februar wird er in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Im Gedenken an ihn stehen seine Worte heute über meinem Tag: „Lasst uns dem Leben trauen, weil wir es nicht alleine leben, sondern weil Gott es mit uns lebt.“       

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34819
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