SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

07JAN2022
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Die kirchliche Weihnachtszeit geht mit dieser Woche zu Ende. Ich genieße die Festzeiten meistens sehr und will danach gerne noch davon zehren und das Schöne und Positive mit in den Alltag nehmen, der nun wieder folgt. Und auch jetzt am Ende der Weihnachtszeit nehme ich einen Gedanken mit, der mich ermutigt.

Für mich ist es in diesem Jahr die Aufforderung Jesu: „Richtet euch auf, und erhebt euer Haupt. Denn eure Erlösung ist nahegekommen.“

Das Interessante daran ist, dass Jesus auch sagt, wann wir uns aufrichten sollen. Nämlich dann, wenn alles um uns herum bedrohlich wird und die Welt aus den Fugen gerät. Wenn Grund zu Sorge und Angst besteht, soll ich mich als Christ nicht davon beeindrucken lassen. Jesus richtet gerade dann den Blick auf das, was die Lösung bringt.

Es gab viele Ereignisse und Situationen in der letzten Zeit, die mich bedrückt haben. Ich fand es zermürbend, dass wir immer noch wie unvorbereitet von Infektionswelle zu Infektionswelle kommen.

Der Kampf um die Gesundheit aller hat wieder dazu geführt, dass die Menschen, die in den Kliniken arbeiten an ihr Limit kommen, dass wir das wirtschaftliche und kulturelle Leben eingeschränkt haben. Und es hat mich besonders Kraft gekostet, die Tatsache zu akzeptieren, dass wir alle es doch hätten besser machen können. Es war ja seit dem letzten Sommer vorhergesagt, dass eine vierte Welle kommen wird. Von der fünften Welle ganz zu schweigen. Es war klar, dass es für alle riskant ist, wenn wir nicht überwiegend geimpft sind und wenn wir die Menschen in den ärmeren Ländern nicht mit Impfstoff versorgen. Wenn von dort neue gefährliche Varianten zu uns kommen, zeigt das in meinen Augen, dass wir Corona nur dann besiegen, wenn wir alle Menschen mit einbeziehen.

Wenn die Welt so aus den Fugen gerät, empfiehlt Jesus, dass ich mich nicht von Sorgen unterkriegen lasse. Er sagt, ich soll mich aufrichten, „Kopf hoch“, jetzt ist die Erlösung nah. Also gerade dann, wenn ich mich am stärksten ängstige, muss ich mich nicht niederdrücken lassen. Gott ist mir dann besonders nahe. Sogar erst Recht. Denn jetzt wird ja erst deutlich, dass wir Menschen uns nicht selbst erlösen können. Erlösung erhoffe ich mir von Gott.

Dass auf Gott vertraue, heißt aber nicht, dass ich nichts tue. Dass ich auf Gott vertraue, zeige ich, indem ich beitrage, dass das Gute stärker wird. Und dazu gehört, dass wir Menschen zusammenhalten und füreinander einstehen. In unserem Land, aber eben auch auf der ganzen Welt. Denn es gilt für die ganze Welt: Gerade dann, wenn die Zeichen schlecht stehen: „Kopf hoch, die Erlösung ist nahe!“

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