Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

 Teil 6: Gegen die Angst

Ich befand mich auf einem Nachtflug von Los Angeles nach Deutschland. Das dauert ja viele Stunden, und als Reisender bekommt man außer gelegentlichen Turbulenzen nicht viel von dem mit, was draußen geschieht und wo man sich gerade befindet. Als ich irgendwann aus dem Halbschlaf aufwachte, entdeckte ich auf dem Bildschirm über mir, dass das Flugzeug vor kurzem die Route verlassen hatte und statt nach Europa in Richtung Norden flog. „Eine Entführung!“ schoss es mir durch den Kopf. Aber im Flugzeug war alles ruhig. Vom Personal war niemand zu sehen, und die meisten Passagiere schliefen oder dämmerten im Halbdunkel vor sich hin. Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis es endlich eine Durchsage gab. Das Flugzeug musste wegen eines kranken Fluggastes in Kanada zwischenlanden. Ich konnte aufatmen. Und trotzdem war es für mich ein bedrückendes Erlebnis. Ich fühlte mich hilflos und ausgeliefert.

Die Begebenheit ist für mich zu einem Bild für das Leben in unserer Welt geworden. Was weiß ich schon von den Vorgängen hinter den Kulissen? Ich bekomme in der Regel nur die Turbulenzen in Form von Fernsehberichten mit, und ich höre ein paar beruhigende Durchsagen der Politiker. Aber ganz geheuer ist mir die Sache nicht. Haben die Medien wirklich die entscheidenden Informationen und kann ich mich auf sie verlassen? Was wird im Cockpit der Welt, wo die Mächtigen aus Politik, Wirtschaft und Militär zusammensitzen, möglicherweise beraten und entschieden, von dem die Bevölkerung besser nichts wissen soll? Ist das Cockpit überhaupt kompetent besetzt, und funktioniert die Steuerung der Welt überhaupt noch?

Aber diese Grübeleien führen nicht weiter. Sie sind zum Glück auch nicht alles, was mir zu dieser Frage einfällt. Ich glaube nämlich, dass es noch eine ganz andere Dimension gibt: Gott – und die Tatsache, dass er die Welt geschaffen hat und bis zu diesem Tag erhält. Im Alten Testament wird einmal berichtet, was der Prophet Jesaja den Menschen mitten in den gewaltigen Verwerfungen der damaligen Zeit von Gott ausrichten soll. Es heißt dort: „Ich allein bin Gott und sonst keiner, niemand ist mir gleich. Wenn ich etwas plane, dann wird es auch ausgeführt. Alles, was ich mir vornehme, das tue ich auch (Jesaja 46, 9.10)“. Ich glaube, dass das auch heute noch gilt. Gott sitzt im Cockpit. Auch wenn es nicht immer so aussieht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26958
weiterlesen...