Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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In vielen Unternehmen werden gegenwärtig die Beschäftigten an die Urnen gerufen. Sie wählen Frauen und Männer aus ihren Reihen in den Betriebsrat, der als gesetzliches Organ die Belegschaften vertritt. Betriebsräte werden nun in den nächsten vier Jahren Gesetze und Tarife überwachen und Sorge tragen für gerechten Lohn und humane Arbeitsbedingungen.  

 

„Kein Honigschlecken“, sagt mir einer. Im einen Fall wird man als Streitschlichter gerufen, im anderen muss sich der Betriebsrat für jene verwenden, die – krank und angeschlagen – einfach nicht mehr mithalten können oder sich benachteiligt fühlen. Betriebsräte bekommen viel mit an Freud und Leid der Beschäftigten, sind oft sogar Anlaufstelle für ihre privaten Sorgen und Nöte. Wer diese Aufgabe ernst nimmt, erfüllt in meinen Augen das Gebot Christi: „Einer trage des anderen Last“ (Galaterbrief 6,2). 

Nun kommen auf Betriebsräte noch neue Herausforderungen zu. Flüchtlinge finden sich in dieser modernen und hoch komplexen Arbeitswelt nur schwer zurecht und müssen intensiv begleitet werden.   

Gleichzeitig krempelt die Digitalisierung die Unternehmen um. Von einer neuen, der  „Vierten industriellen Revolution“ ist gar die Rede. Sie wird alle Abläufe elektronisch verknüpfen. Neue, intelligente und lernfähige Roboter kommen zum Einsatz. Das wird Arbeitsplätze kosten und gleichzeitig neue schaffen. Doch dieser Prozess darf niemals  allein den Ingenieuren und Ökonomen überlassen werden, sonst kommt die Arbeit einmal mehr unter die Räder. Betriebsräte brauchen hohe Kompetenz, um den digitalen Umbau der Arbeitswelt sozial und menschengerecht zu gestalten.   

Schade nur, dass nicht einmal die Hälfte der Betriebe einen Betriebsrat hat. Sei es, dass die Belegschaften sich nicht rühren, sei es, dass Arbeitgeber auch heute noch Betriebsratswahlen behindern oder gar verhindern. Sie sind dabei selber die Dummen, denn Belegschaften mit gewählten Betriebsräten arbeiten nachweislich produktiver, flexibler und innovativer, weil sich die Menschen nicht als Untertanen fühlen, sondern mitreden und mitgestalten können.  

In einem eigenen Aufruf zur Betriebsratswahl bedanken sich die beiden großen Kirchen  bei allen, die sich dieser Verantwortung stellen und eintreten „für eine menschliche, solidarische und gerechte Arbeitswelt“.

 

    

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26405
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