SWR1 3vor8
Was tut Ihrer Seele gut? Ganz tief innen drin. Was lässt Sie im Alltag aufatmen, auftanken? Bei mir ist es zum Beispiel meine Familie. Wie vor ein paar Tagen. Da war ich auf einer Fortbildung. In der Mittagspause ruft mich meine Frau an. Unsere Tochter will mir etwas erzählen: „Papa, mein Zahn wackelt.“ Der erste Wackelzahn bei unseren Kindern! Das hat mir einen richtigen Glücksschub verpasst. Anderes Beispiel: Ich spiele Trompete. Es tut mir gut, mit Anderen Musik zu machen. Da kann ich abschalten. Das tut meiner Seele gut.
Deswegen haben mich Sätze irritiert, die Jesus mal gesagt hat. „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert“ (Mt 10,37). Darüber wird heute in vielen evangelischen Gottesdiensten gepredigt. Wie soll ich das verstehen? Meine Familie ist für mich eine Kraftquelle. Warum will mir Jesus das madig machen?
Ich musste dann an Martin Luther denken. Der hat mal gesagt: „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.“ Mich hat das auf eine Spur gebracht. Vielleicht wollte Jesus einfach verhindern, dass ich von Menschen zu viel erwarte. Dass ich von Menschen erwarte, was nur Gott geben kann. Also von meiner Familie oder auch von meiner Trompete. Denn meine Seele nimmt Schaden, wenn ich falsche Hoffnungen oder Erwartungen habe. Das wissen alle, die schon mal Liebeskummer hatten. Das tut weh und muss dann erst wieder heilen.
Es ist ja auch immer wieder ziemlich anstrengend, zwei kleine Kinder zu haben. Meine Frau und ich reden mal aneinander vorbei. Und das Musikmachen mit anderen kostet manchmal richtig Kraft, wenn es nicht so richtig zusammenstimmt. Das tut meiner Seele dann nicht immer gut.
Dann kann ich enttäuscht sein. Und wenn das zu oft vorkommt, dann würde ich womöglich alles hinschmeißen. Ich glaube, davor will mich Jesus bewahren. Er wählt dafür drastische Worte, finde ich. Aber eigentlich ja auch zu recht. Denn wenn ich zu oft enttäuscht werde, verliere ich die Freude, die Liebe. Und das will ich nicht. Deswegen genieße ich die Zeit mit meiner Familie und mit meiner Trompete. Manchmal ist diese Zeit aber auch einfach anstrengend. Dann denke ich daran, dass das normal ist und bitte Gott um Kraft, diese Zeit durchzustehen. Eben bis ich sie wieder genießen kann, weil sie meiner Seele guttut.
Nicht zu viel von anderen, aber immer Hilfe von Gott erwarten. Das heißt für mich, Jesus mehr zu lieben. Und das tut meiner Seele immer gut".