SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Ich halte mit dem Auto vor einem Laden. Ich will nur schnell was einkaufen. Die Straße ist eng. Ob ich hier halten darf, weiß ich nicht genau. Ich frage die Verkäuferin. Und die meint: Das ist schon okay. Im Laden schaue ich ständig nach draußen. Ich bin irgendwie besorgt und nicht richtig bei der Sache. Und dann ist es auch schon passiert:  Eine Frau hat mit ihrem Auto meins gestreift. Sie kommt in den Laden und sagt Bescheid.  

Wir gehen nach draußen, um nach dem Schaden zu sehen. Es ist nur ein kleiner Kratzer am Spiegel. Aber, es ärgert mich schon. Wir tauschen die Nummern aus und ich bin froh, dass die Frau nicht einfach weggefahren ist.

Soweit so gut. Doch es dauert nicht lange, da bricht die Frage auf: wer von uns beiden ist denn jetzt schuld am Unfall? Und wer kommt für den Kratzer auf? Keiner will sich die Schuld eingestehen. Habe ich falsch geparkt, im Halteverbot? Oder hat die Frau den Abstand nicht eingehalten? Die Lage verschärft sich. Keiner will einlenken. Tage vergehen.

Ich habe lange überlegt, was ich tun soll. Ich habe versucht, mich in die Frau hineinzuversetzen und mich gefragt: Um was geht es hier überhaupt, worüber wir uns streiten? Ist mein großer Ärger überhaupt angemessen für einen so kleinen Kratzer?

Letztlich habe ich mich dafür entschieden, den Kratzer nicht ausbessern zu lassen. Ich habe der Frau gesagt, dass es für mich so in Ordnung ist und wir die Sache auf sich beruhen lassen können. Sie hat sich sehr darüber gefreut und wir haben beide unsere „Fehler“ eingeräumt.

Ich bin erleichtert gewesen und habe mal wieder gelernt: Wenn alle Beteiligten bereit sind, ihre Fehler einzusehen und für ihr Verhalten Verantwortung zu übernehmen, entspannt sich so manch festgefahrene Situation. Und dann gibt es auch eine Lösung, die für alle in Ordnung ist.

 

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