Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wo liegt eigentlich die Zukunft? „Vor uns", behauptet unsere deutsche Sprache. Wir „blicken nach vorne in die Zukunft". Die Vergangenheit dagegen, die „lassen wir zurück". Die „liegt hinter uns".
Ist das wirklich so? Liegt die Vergangenheit „hinter uns"? Immerhin wissen wir etwas von der Vergangenheit. Wir sehen sie. Vor uns, sozusagen. Wir können uns ausrichten an ihr. Die Zukunft dagegen, die sehen wir nicht.
Ich stelle mir das ein bisschen so vor wie im Ruderboot. Wir sehen, woher wir kommen. Die Vergangenheit läuft vor unseren Augen vorbei. Wohin wir fahren, sehen wir aber nicht. Die Zukunft liegt uns im Rücken.
Vielleicht sind sich ja deswegen viele Menschen unsicher im Blick auf die Zukunft. Oder haben sogar Angst. Pläne machen für die Zukunft, das können wir. Ein bisschen lenken. Ab und zu unseren Kurs ändern. Versuchen, uns abzusichern. Aber unsere Blickrichtung bleibt in die Vergangenheit gerichtet. Wir sehen nicht, was in der Zukunft auf uns wartet. Oder vielleicht doch?!
Christen benennen sich nach Jesus Christus. Jesus von Nazareth hat in der Vergangenheit gelebt. Wir wissen etwas von ihm. Viele Geschichten in der Bibel erzählen uns von Jesus: Keinen Menschen hat er ausgegrenzt. Für Gerechtigkeit hat er gekämpft. Leidenschaftlich hat er geliebt.
„Na ja", könnte man jetzt sagen, „schön und gut. Aber auch das ist doch schon längst Vergangenheit. Was ändert dieser Jesus denn an der Zukunft?"
... aber wie wäre es, wenn wir an diesem Jesus nicht nur die Vergangenheit sehen, sondern zugleich auch die Zukunft? Wie wäre es, wenn Gott uns mit diesem Jesus gezeigt hat, wie er sich die Zukunft für uns vorstellt? Dann wäre das beeindruckende Leben Jesu eine Art Vorgeschmack auf die Zukunft. Ein Appetitmacher auf Gottes neue Welt. So geht Gott mit uns in die Zukunft.
Ich denke immer noch an das Ruderboot. Das Leben wie eine Fahrt im Ruderboot. Die Zukunft ist in meinem Rücken. Aber vor mir sehe ich Jesus. Ich sehe, dass er keinen Menschen ausgrenzt, dass er für Gerechtigkeit kämpft, dass er leidenschaftlich liebt. Und darin sehe ich Gottes neue Welt. Gottes Zukunft mit uns. Manchmal sehe ich sie ganz deutlich. Oft nur ganz verschwommen. Aber ich ahne, was auf mich wartet. Und, vor allem: Wer auf mich wartet.

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