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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Ich gebe es zu, ich bin ein Theatermuffel. Aber die wenigen Vorstellungen, die ich besucht habe, waren um so einprägsamer. Eine ganz besonders. Können sie sich vorstellen, sie gehen aus dem Theater und haben nur noch einen Gedanken im Kopf, und zwar: es kann eigentlich nicht anders sein, als dass Jesus wirklich auferstanden ist.
So ist es mir vor Jahren ergangen in dem Theater und der Schauspielschule „Der Keller“ in Köln. Es handelte sich um die Bühnenfassung des Buches „Das Evangelium nach Pilatus“. Dieses stammt von dem meist gespielten französischen Dramatiker Eric-Emmanuel Schmitt.
In dem Stück geht es um Folgendes. Pilatus gerät unter Schock als er erfährt, das Grab Jesu sei leer. Er weiß, dass dies nicht nur den religiösen, sondern auch den politischen Frieden gefährdet. Darum setzt er alles in Bewegung, um die Leiche aufzuspüren und dem Spuk ein Ende zu machen. Zunächst geht er davon aus, dass die Jünger den Leichnam gestohlen haben, um das Gerücht der Auferstehung in die Welt zu setzen. Aber die Jünger trifft er total verängstigt und demoralisiert an, zu nichts fähig. Sie scheiden daher als Täter aus. Der nächste Verdächtige ist Josef von Arimathia, der Jesus bestattet hatte. Aber ihn findet Pilatus selbst als Opfer eines Überfalls. Ebenso Fehlanzeige. Schließlich fällt der ganze Verdacht auf den Hohenpriester. Als Pilatus ihn besucht, findet er ihn völlig aufgelöst vor. Ihn hat gerade die Nachricht erreicht hat, Jesus sei anderen erschienen. Also kann es auch nicht der Hohepriester gewesen sein. Nun bleibt nur eine letzte Variante: Jesus war gar nicht richtig tot. Darum findet man keinen Leichnam und deswegen kann er jetzt wieder den Menschen begegnen. Aber durch die medizinische Erklärung eines Arztes bestätigt sich für Pilatus auch dieser Verdacht nicht. Alle Versuche, das Gerücht der Auferstehung zu widerlegen gehen ins Leere. Was bleibt?
Wie gesagt, der Gedanke setzt sich im Kopf fest, es kann eigentlich nicht anders sein, als dass Jesus wirklich auferstanden ist. Und nur das wäre auch eine ausreichende Erklärung für das spätere mutige Auftreten der Jünger und die Anziehungskraft ihrer Botschaft.
Und übrigens morgen ist wieder Sonntag. Der Tag der Auferstehung Jesu. Deshalb ist es ein Feiertag. Ohne die Auferstehung müssten morgen alle arbeiten. Aber nicht nur wegen dem Feiertag ist es wichtig. Vielmehr lässt sich für jeden eine großartige Hoffnungsperspektive entdecken, die über den Tod hinausreicht.
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Mit meinem muslimischen Freund unterhielt ich mich neulich bei einem Glas Tee über Gott und die Welt. Das heißt eigentlich mehr über Gott. Und dabei habe ich ihm drei Fragen gestellt.
Erstens: Glaubst du, dass Gott heilig ist? Was er bejaht hat. Zweitens: Bist du heilig? Was er verständlicherweise nicht bejaht hat? Wer könnte das auch? Dann haben wir aber ein Problem, meinte ich. Wir entsprechen Gott nicht. Und damit waren wir bei der dritten Frage: Wie kann der Unterschied, diese Entfremdung zwischen Gott und uns überwunden werden? Seine Antwort, wenn die guten Taten die schlechten Taten überwiegen. Dabei hat er seine Unterarme wie bei einer Balkenwaage bewegt. Mal links mal rechts hoch und runter.
Aber dadurch sind die schlechten Taten ja nicht verschwunden, habe ich eingewandt. Ein Weitspringer kann noch so weit springen. Wenn er nur einige Millimeter übergetreten hat, ist der ganze Sprung ungültig. Unsere Übertretungen haben uns von Gott entfremdet. Und diese Entfremdung können wir nicht von uns aus überwinden. Damit wir wieder in die Nähe Gottes kommen können, ist er in Jesus zu uns gekommen.
Weil unsere Bemühungen, uns vor Gott selbst zu rechtfertigen, unzureichend sind, tritt Jesus auf. Statt uns recht fertig zu machen, will er uns rechtfertigen. Dazu war er bereit, ans Kreuz zu gehen und damit den Weg in die Nähe Gottes zu eröffnen. Wir Christen nennen dieses Angebot Vergebung. Sie ist sogar für einen Mörder nicht ausgeschlossen. So hat der Verbrecher, der mit Jesus gekreuzigt wurde ihn um Gnade gebeten. Und Jesus garantierte ihm, er würde mit ihm ins Paradies kommen. Mein Freund wurde unruhig. Er spürte, dass dies ungerecht war. Ein Mörder ins Paradies, das kann nicht sein. Ja Vergebung ist nicht gerecht. Darum heißt es ja auch Gnade vor Recht. Vergebung ist ungerecht, aber unverzichtbar. Denn ohne sie bleiben wir Gott fern. Darum ist die Vergebung ein einzigartiges Angebot Gottes. Es befreit und jeder kann es in Anspruch nehmen.
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Nun haben wir vom Monatskalender dieses Jahres schon wieder das erste Blatt abgerissen und die Probleme sind nicht weniger geworden.
Trotzdem erwartet jeder vierte in Deutschland, dass dieses Jahr für ihn besser verläuft als das vergangene. Das ist die gute Nachricht. Aber natürlich gibt es auch die, die sich Sorgen machen, weil sie eine Verschlechterung ihrer Lebensverhältnisse befürchten. Das kann berechtigt sein oder auch nicht.
Auch ich mache mir Sorgen, wenn ich an meine Kinder und Enkel denke. Welcher Zukunft werden sie entgegengehen? Für mich ging es Jahrzehnte nur aufwärts. Und nach dem üblichen Elternwunsch sollten Kinder es immer besser haben. Aber danach sieht es nicht aus.
Ich mache mir Sorgen. Unsere Sprache verrät uns viel. Ich mache mir Sorgen. Ich bin der Sorgenmacher. Ich bin für meine Sorgen verantwortlich.
Und wenn ich es bin, der sich die Sorgen macht, kann ich es dann auch einfach lassen so wie ich das Rauchen lasse, was ich mal gemacht habe?
Wenn es so einfach wäre. Nun ich kann mir klar machen, Sorgen sind meist auf die Zukunft gerichtet. Und die Zukunft kennen wir nicht. Im Rückblick muss ich immer wieder feststellen, dass viele Sorgen umsonst waren, weil die Befürchtungen gar nicht eingetreten sind. Aber deswegen kann ich das Sorgen nicht lassen. Sie drängen sich einfach zu zahlreich auf.
Nun gibt es einen, der unsere Zukunft schon kennt – Gott. Und in der Bibel werden wir ermuntert: Alle eure Sorge werft auf Gott, denn er sorgt für euch.
Ja, wenn ich es glauben kann, dass Gott über meinem Leben wacht und er meine Zukunft kennt, dann kann ich bei ihm meine Sorgen aussprechen im Gebet. Und indem ich mich ihm anvertraue und ihm meine Sorgen sage, bin ich schon nicht mehr allein damit.
Dabei sollten wir mit den Sorgen nicht Basketball spielen. Wir werfen den Ball oben in den Korb und dann fangen wir ihn unten wieder auf. Darauf beginnt das Spiel von vorn. Nein, bei Gott dürfen wir die Sorgen nicht nur ablegen, sondern auch lassen, denn er sorgt für uns, für dich. Gottes Fürsorge bedeutet zwar kein rundum Sorglospaket für uns. Aber es bedeutet, je größer das Vertrauen in Gott ist, desto geringer können die Sorgen werden. Wie wäre es, das im zweiten Monat des Jahres mal auszuprobieren?
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Bei dieser Geschichte bekomme ich noch heute Gänsehaut: Der deutsch-französische Kabarettist Alfons mit seinem Markenzeichen, der orangen Trainingsjacke, erzählte einmal von seiner Großmutter, die er außerordentlich geschätzt hat. Als deren alter Schwiegervater von den Nazis ins Konzentrationslager abgeholt wurde, ist sie einfach mitgegangen. Er sollte dort nicht auf sich allein gestellt sein. Während der Schwiegervater aber unter den Qualen im KZ umgekommen ist, hat Alfons‘ Großmutter das Grauen des KZs überlebt.
Nach dem Krieg hat sie die Deutschen gehasst. Als später ein Deutscher mit ihr Kontakt aufnehmen wollte, hat sie das zunächst abgelehnt. Aber dann hat sie überlegt: Will ich weiter hassen, mein ganzes Leben lang hassen? Und sie hat sich entschieden: Ich will keinen Deutschen hassen, ich will überhaupt keinen Menschen hassen. Daraufhin hat sie sich mit dem Deutschen getroffen, der selbst KZ-Aufseher war. Ihrem Enkel Alfons hat sie erklärt. Jeder hat eine Taschenlampe. Und worauf wir den Lichtschein richten entscheidet jeder selbst. Ich habe mich entschieden den Lichtschein nicht auf das Hässliche eines Nazis zu richten, sondern auf einen Menschen. Unter diesen Umständen eine solche Haltung einzunehmen, das ist bewundernswert .
Wenn Jesus sagt: Liebet eure Feinde halten das viele für eine unrealistische Überforderung. Vielleicht weil wir Liebe nur mit Romantik und Sentimentalität verbinden. Aber auf Hass zu verzichten und den Menschen mit seinen guten Möglichkeiten zu sehen ist schon sehr viel.
Alfons Großmutter hatte sich entschieden, den Hass, der ihr und ihrer Familie widerfahren ist, nicht zurück zu geben und so selbst vom Hass gefangen zu bleiben. Sie hat es geschafft, die Hassspirale zu durchbrechen, in dem sie dem anderen eine Chance gab, sich anders zu zeigen. Sie hat es geschafft die andere, menschliche Seite ihres Peinigers zu beleuchten.
Alfons konnte als Kind nicht verstehen, wieso seine Großmutter die Deutschen nicht hasste.
Aber durch ihre Erklärung mit der Taschenlampe und weil sie sich geweigert hat, zu hassen, hat sie ihm eine Botschaft übermittelt, die ihn zeitlebens begleitet und weiter ihre Kreise zieht.
Auch mich bewegt diese Geschichte und sie hilft mir dabei Jesu Botschaft von der Feindesliebe auch so zu verstehen: Schau, ob du deine Taschenlampe nicht auf eine andere Seite deines Feindes ausrichten kannst. Vielleicht hilft dir das, um nicht im Hass stecken zu bleiben, sondern frei zu werden.
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Schnäppchenjäger: Ja, auch ich gehöre zu dieser Spezies. Auf dem Weg durch den Discounter suchen die Augen nicht nur die benötigten Produkte, sondern schweifen gern über den Nonfoodbereich. Was gibt es heute besonders günstig, auch wenn ich es gar nicht unbedingt brauche? Wo kann ich sparen? Allerdings schlich sich neulich ein ganz anderer Gedanke bei mir: Mache ich nicht das größte Schnäppchen, wenn ich mich mit Vergnügen begnüge! Dabei ist Genügsamkeit vielleicht gar keine spartanische Lebensweise mit verkniffenem Gesicht, sondern freier Verzicht um etwas Größeren willen?!
Jesus meinte schon: Niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.
Für Kleinkinder ist es typisch, dass sie in einer bestimmten Phase immer wieder sagen: haben, haben, haben. Das ist beim Kleinkind verständlich. Aber häufig meinen wir noch als Erwachsene, die Lebensqualität würde gesteigert, wenn wir immer mehr haben.
Von diesem Irrtum will Jesus mich befreien : Niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.
Ich muss nicht erst am Lebensende erkennen, worauf es wirklich ankommt, wovon ich eigentlich lebe. Auch das Kind merkt bald, dass Mama und Papa wichtiger sind als das Spielzeug vom Bruder. Ja, Beziehungen sind wichtiger als Besitz. Eine erfüllende Partnerschaft, gute Freunde, mit denen man Freud und Leid teilen kann, bereichern das Leben mehr als irgendwelche Besitztümer. Menschen sind wichtiger als eine Menge Dinge. Darum lohnt es sich, Beziehungen zu pflegen und sich Zeit für Menschen zu nehmen.
Nach Schnäppchen jagen, Gewinne maximieren, immer zu schauen auf das, was mir fehlt, als auf das, was ich habe, das kostet Zeit und Kraft. Zeit und Kraft, die ich gerne in das investieren möchte, was wirklich wichtig ist: tragfähige Beziehungen.
Wenn Jesus davon spricht, dass niemand davon lebt, dass er viele Güter hat, dann fordert er mich auch auf, ihm zu vertrauen. Er weiß, was wir brauchen. Aus dem Vertrauen zu Gott, aus der Beziehung zu ihm kann eine Freiheit erwachsen, die sich wirklich mit Vergnügen begnügen kann. Das bedeutet nicht, krampfhaft zu verzichten, sondern ist ein Erlebnis besonderer Freiheit.
Und wer auf diese Weise spart, verfügt über Reserven. Die können eingesetzt werden für die Hilfe anderer, für Freundschaften, für gemeinnützige Initiativen und vieles mehr. Somit ist es möglich, dass unter dem Strich alle gewinnen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=35388Anstöße sonn- und feiertags
Das Leben ist kurz. So kommt es mir in letzter Zeit immer häufiger über die Lippen. Vielleicht weil ich in wenigen Wochen 70 Jahre alt werde. Die längste Zeit liegt hinter mir. Es geht auf die Zielgerade zu. Allerdings kommt mir diese Zeit gar nicht so lang vor. Deswegen wohl die Feststellung: das Leben ist kurz.
Und weil mir bewusst wird, wie kurz das Leben ist, kommt auch das Ende immer schneller in Sicht. Und dann?
Eine Kaffeerunde in meinem Elternhaus werde ich nie vergessen. Ganz unvermittelt hat mein Onkel meine Mutter gefragt: Was ist eigentlich der Sinn des Lebens? Und meine Mutter hat ihrem Schwager ohne lange zu zögern geantwortet: Die Vorbereitung auf die Ewigkeit. Macht es einen Unterschied im Leben, ob wir vertrauensvoll auf eine Ewigkeit zugehen oder damit rechnen, dass mit dem Tod alles aus ist? Mir kommt es so vor.
Wenn Christus sagt, dass er mich zu sich nehmen will, damit ich bei ihm bin, dann führt der Tod nicht nur bis zur Urnenwand auf dem Friedhof. Vielmehr bildet der Tod den Eingang in Gottes Zuhause. Mit der Geburt bekommt unser Leben ein irdisches Zuhause. Doch es soll nicht unter der Erde enden. Es soll ein Zuhause bei Gott finden. Unser Leben soll dort eine himmlische Verlängerung erhalten, die kein Ende hat.
Mit dieser Erwartung kann ich entspannter leben. Das nimmt mir den Druck, dass in meinem Leben alles gelingen muss. Alles möglich gemacht werden muss. Jede Gelegenheit genutzt werden muss. Nichts darf verpasst werden. Und am Ende muss ich doch alles zurücklassen. Dann bleibt mir nichts mehr, wenn da nicht die Hoffnung ist, dass Christus sein Wort wahr macht. Mit der Perspektive auf die Ewigkeit lässt sich Versäumtes leichter hinnehmen. Trotz geplatzter Träume geht die Puste nicht aus. Und Misserfolge wiegen nicht so schwer.
Meine Mutter ist jetzt 96 Jahre alt. Mit der Bibel blieb sie zeitlebens in Gottes Rufweite. Das ist ihre Vorbereitung auf die Ewigkeit. Bei ihren abnehmenden Kräften sagte sie kürzlich: Weißt du, welcher Satz aus der Bibel mir jetzt immer wichtig ist? „Von allen Seiten umgibst du mich“. Diese Nähe Gottes wird ihr bleiben, glaube ich, denn sie wird ihr neues Zuhause bei Gott finden.
Wie gut, dass jedes Leben, ob es einem kurz oder lang vorkommt, bei Christus in die Verlängerung gehen kann.
Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Peter ist regelmäßig zu uns an die Haustür gekommen. Er hat sich dann die Fernsehzeitschiften der vergangenen Wochen abgeholt, um sie durchzublättern. Er wohnte in einer diakonischen Einrichtung am Ortsrand. Dort leben und arbeiten Männer mit einer geistigen Behinderung. Die Männer gehören zum Ortsbild. Einmal hat Peter meine Mutter auf dem Heimweg von einer Beerdigung begleitet. Von der Beerdigung hat meine Mutter fast gar nichts erzählt. Was sie aber berichtet hat, war ein Satz von Peter, der sie sehr beeindruckte hatte. Peter hatte nach der Beerdigung zu ihr gesagt: „Ich bin so dankbar, dass ich lebe“.
Peter hatte einen guten Start ins Leben gehabt. Aber ein Unfall oder eine Krankheit hatte seine geistigen Fähigkeiten stark beeinträchtigt. Trotz dieser Einschränkungen wusste er das Leben zu schätzen. Er war dankbar für das, was er hatte und was er konnte. Seine Lieblingsbeschäftigung war nicht das Klagen.
Psychologen haben in den letzten Jahren wiederentdeckt, wie hilfreich es ist, Dankbarkeit zu praktizieren. In zahlreichen Zeitschriften begegnet einem das Thema. Autoren empfehlen Tagebücher speziell fürs Danken. Dort kann man jeden Abend drei Dinge eintragen, wofür man an diesem Tag dankbar ist. Sich im Danken üben hebt die Lebensqualität. Wir nehmen bewusster wahr, was wir haben und an Schönem erleben. Wir bleiben nicht problem- und defizitorientiert.
Peter hat das schon immer gewusst. Dadurch habe ich das Gebet von Jesus besser verstanden, wenn er sagt: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen und es Unmündigen offenbart hast“.
Ja wir können von den Unmündigen durchaus etwas lernen. Sonntags hat Peter auf seinem Platz in der Kirche dankbar die Lieder mitgesungen. Wer seinen Dank gegenüber seinem Schöpfer zum Ausdruck bringt, der naht sich Gott und kann sich als reich beschenkt erleben.
Zu den Unmündigen gehören ja auch die Kinder. Von denen können wir ebenfalls lernen. Kürzlich habe ich gehört, wie unsere fünfjährige Enkeltochter spontan so vor sich hinsagte: „Ich bin froh, dass es mich gibt“. Auch das sagt leider nicht jeder Erwachsene so selbstverständlich von sich.
Wir können uns von Peter und dem kleinen Mädchen an die Hand nehmen lassen, um das Danken zu üben und darin Fortschritte zu machen. Dann erstrahlt die Welt in einem helleren Licht und wir merken, jemand meint es gut mit uns.
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Fischzucht in der Wüste, eineinhalb Millionen gepflanzte Bäume, 18.000 gerettete Straßenkinder – kein Märchen, sondern die wahre Geschichte eines Mannes, der selbst Straßenkind war und Millionär wurde. Dann aber alles verkaufte, um Straßenkindern ein Zuhause zu geben. Die Rede ist von dem Kenianer Dr. Charles Mully. Sein Leben und Wirken wurden erfolgreich verfilmt. Als ich den jetzt auf Youtube veröffentlichten Film gesehen hatte war ich tief bewegt.
Von seiner Familie verlassen muss sich der Junge allein auf der Straße durchschlagen. Sein Leben erscheint ihm sinnlos und er möchte es beenden. Bei einer gut situierten Familie in Nairobi findet er Arbeit und Aufnahme. Sie entdecken seine Begabungen und er schafft es dort bis zum Vorarbeiter auf der Plantage. Aber er will mehr. Nach und nach baut er sich ein Taxi- und Transportunternehmen auf und steigt ins Immobiliengeschäft ein. Er wird einer der reichsten Männer Kenias.
Eines Tages parkt Mully seinen Wagen in einer Problemzone. Jungs, die ihn anbetteln, weist er schroff ab. Als er zurückkommt ist sein Auto nicht mehr da, geklaut. Statt Wut und Ärger überkommen ihn Reue und Erbarmen mit den Straßenkindern. Er fängt an zu beten und ringt mit Gott. Dabei nimmt er die Aufforderung von Gott wahr, er solle alles verkaufen und für die Straßenkinder sorgen. Als er das bekannt gibt stehen seine ganze Familie und seine Freunde unter Schock. Aber Nacht um Nacht bringt er Waisenkinder von der Straße aus dem Slum in sein großzügiges Anwesen.
Als das zu klein wird ziehen sie in eine sehr trockene, ländliche Gegend. Kinder erkranken schwer durch das verunreinigte Wasser. Da fleht er nachts zu Gott, dass sie sauberes Wasser brauchen. Und Gott macht ihm deutlich, er solle an einer bestimmten Stelle graben.
Und nach etlichen vergeblichen Versuchen sprudelt unter einer Steinschicht tatsächlich Wasser hervor, das die zukünftige Versorgung sichert. Und dabei geht es noch weiter. Mullys Ziel ist es, Kenia von ausländischer Hilfe unabhängig zu machen. Sie bauen Gewächshäuser und pflanzen über eine Million Bäume zur Klimaverbesserung. Der sich einstellende Regen wird in Fischteichen aufgefangen. Die landwirtschaftlichen Produkte werden bis nach Europa exportiert.
Inzwischen haben viele der Straßenkinder die eigenen Schulen besucht und verschiedene Universitäten absolviert.
Die Geschichte von Mully hat mich tief beeindruckt und Hoffnung geweckt. Zu sehen, dass Veränderung möglich ist und was geschehen kann, wenn Menschen sich Gott zur Verfügung stellen mit allem, was sie haben. Im Abspann des Films singt eine deutsche Band: Verschwende deine Liebe, verschwende dein Geld. Gib, was du kannst, denn das ist alles, was zählt.
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Jesus hatte keinen Dachschaden, aber das Haus hat einen bekommen. Jesus war in einem überfüllten Privathaus zu Besuch. Dichtgedrängt hingen die Menschen dort an seinen Lippen.
Plötzlich sind vier Störenfriede aufgetaucht. Sie hatten gehört, dass Jesus Kranke heilt. Und deshalb wollten sie ihren Freund, der schon lange gelähmt war, zu Jesus bringen. Dazu haben sie ihn zu viert auf einer Liegematte getragen. Aber aufgrund des Gedränges konnten sie gar nicht in das Haus kommen. Daher sind sie auf das Dach geklettert und haben etliche Dachziegel entfernt, um ihren Freund herunterzulassen. Der Gelähmte landete genau vor Jesus. Der hat das aber gar nicht als Störung empfunden, sondern nur zu dem Kranken gesagt: „Deine Sünden sind dir vergeben“. Plötzlich war es totenstill. Jesus wollte damit nicht sagen, dass die Krankheit eine Folge der Sünde sei. Gegen diesen Trugschluss hat sich Jesus öfter deutlich verwehrt. Vielmehr wollte er die anwesenden Pharisäer herausfordern. In ihnen kochte es. So etwas zu sagen war Gotteslästerung. Nur Gott kann Sünden vergeben. Wer ist denn dieser? Es war immer noch mucksmäuschenstill.
Nun stellte Jesus die Frage: „Was ist leichter, zu sagen ‚dir sind deine Sünden vergeben‘ oder zu sagen ‚steh auf, nimm deine Matte und geh nach Hause‘? Jeder konnte sich denken, dass es schwerer ist einen Lahmen zum Gehen zu bringen als solch eine Zusage zu machen.
Und was hat Jesus getan? Er hat tatsächlich zu dem Gelähmten gesagt: „Steh auf, nimm deine Matte und geh nach Hause“. Allen hat der Atem gestockt. Der Gelähmte rührte sich, rappelte sich auf und konnte tatsächlich gehen. Jetzt waren alle aus dem Häuschen. War dieser Jesus kein Gotteslästerer? Hatte er keinen Dachschaden sondern nur das Haus? Die Leute haben sich gefragt, wenn er das Schwerere kann, einen Lahmen heilen, kann er dann tatsächlich auch das vermeintlich leichtere, Sünden vergeben? Das steht eigentlich nur Gott zu.
Diese Frage musste jeder für sich beantworten: Ist in diesem Jesus wirklich Gott zu uns gekommen? Und wenn ja, was folgert daraus für mich? Diese Frage stellt sich bis heute. Wer ist er und was kann er für mich sein?
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Man trägt wieder Hut. Ich jedenfalls. Bei meiner Verabschiedung aus dem Gemeindedienst haben mir die Kinder vom Kindergottesdienst das Lied gesungen: Herr, dein guter Segen ist wie ein großer Hut. Und dazu schenkten sie mir einen richtigen Hut. Bisher habe ich fast nie eine Kopfbedeckung getragen. Aber das hat sich geändert. Bei Regen ersetzt der Hut sogar fast einen Schirm.
Herr, dein guter Segen ist wie ein großer Hut. Wenn die Leute wüten, wirst du mich behüten. Wir sind in deiner Hut, und das gefällt uns gut. So sangen die Kinder. Ja mit einem Hut ist man gut behütet. Allerdings schützt er nicht vor Viren. Da vertrauen wir auf Masken, das Einhalten der Hygieneregeln. Trotzdem bleibt aber eine gewisse Unsicherheit, die wir aus der Vergangenheit nicht gewohnt sind. Durch das fehlende Maß an Sicherheit spüren wir unsere Grenzen deutlicher. Es steht nicht in unserer Macht, den nötigen Schutz wirklich zu gewährleisten. Und was nicht in unserer Macht liegt, liegt vielleicht in eines anderen Macht.
Herr, dein guter Segen ist wie ein großer Hut. Viele wenden sich in der Verunsicherung an Gott und beten, dass er sie behütet. In der letzten Zeit habe ich einen alten Abschiedsgruß wiederentdeckt und übernommen. „Behüt Sie Gott“ oder „Behüt dich Gott“. Auch manche E-Mail schicke ich raus mit freundlichen Grüßen und einem Behüt Sie Gott.
In Bayern und Österreich ist das gleichbedeutende Pfiat di oder Pfiat eich zum Abschied noch ganz geläufig. Fast alle Grußformeln von Grüß Gott über ade bis tschüss haben die religiöse Bedeutung, dem Gegenüber Gottes Schutz und Segen zu wünschen. Sie gehen zurück auf ein altes Wissen. Das Bewahren und Gelingen unseres Lebens liegt nicht allein in unserer Hand. Früher waren die Menschen viel größeren Lebensrisiken ausgesetzt. Daher vertrauten sie nicht nur den eigenen Möglichkeiten oder irgendwelchen Mächten. Das Vertrauen und die Bitte galt Gott, dem man sich gegenseitig anbefehlen konnte. Sein schützender Arm ist nicht zu kurz. Er hat ihn uns entgegengestreckt. In Jesus ist er uns ganz nah. Schließlich hat er zugesagt: Ich bin bei euch alle Tage und habe alle Macht.
Immer wenn ich den Hut aufsetze spüre ich körperlich, es ist etwas über mir, auf mir. Der Hut kann zum Zeichen werden, dass ich in Gottes Hut bin, dass er mich behütet. Dass ich nicht schutzlos bin. Wenn ich Gott vertraue, können Sorgen und Ängste kleiner werden. Und wenn ich zu ihm bete, entlastet das die Seele.
Das ist eigentlich auch andern zu wünschen. Darum versuchen Sie es mal mit der alternativen Verabschiedung. Statt tschüss oder ade sagen Sie mal „Behüt Sie Gott“ und achten Sie auf die Reaktion. Also „Behüt Sie Gott“ - auch heute.
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