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SWR2 / SWR Kultur

 

SWR3

  

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SWR3 Gedanken

14JUL2024
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Eigentlich geht es bei uns zuhause heute Abend klassisch zu. Erst schieben wir Pommes in den Ofen und dann schauen wir mit Radler und Limo das EM-Finale zusammen. In solchen Momenten erwische mich ab und zu bei einem verrückten Gedanken: Ich stelle mir vor, wie das wäre, wenn Jesus heute Abend mit auf der Couch sitzen würde. Neben meinem Mann und den Kindern.

Schon sehe ich ihn vor mir, und mir scheint, wir kennen uns schon ewig. Eine unserer Töchter sitzt bei ihm auf dem Schoß, und ab und zu steht er auf und füllt Chips wieder auf oder holt was zu trinken aus der Küche. 

Jetzt zoome ich mich noch näher ran und will wissen: Hat Jesus eigentlich ein Fußball-Trikot an und eine Länderflagge auf die Backe geschminkt? Ja, aber Jesus ist Fan von den anderen. Das ist typisch für Jesus. Er ist schon immer gegen den Strom geschwommen und war für die, die weniger Unterstützung hatten.

Außerdem überlege ich mir: Würde Jesus das Spiel cool verfolgen oder würde er bei jedem Tor aufspringen und laut rummeckern, wenn der Schiedsrichter scheinbar falsch entschieden hat? Ich schätze mal, Jesus wäre leidenschaftlich dabei. Er wäre auf jeden Fall auf Gerechtigkeit aus, und bei irgendwelchen Gewaltattacken würde er eine Riesen-Wut kriegen.

Gleichzeitig weiß ich: Jesus würde sich über jeden Spieler freuen, der leidenschaftlich kämpft und ein weitsichtiger und fairer Teamplayer ist.

Und wenn die Verlierer es heute Abend schaffen am Ende stolz und voller Achtung vor den Siegern den Platz zu verlassen, dann kann ich mir so richtig vorstellen wie Jesus nickend anerkennt: „Nicht schlecht, genau nach meinem Geschmack!“

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SWR Kultur Lied zum Sonntag

14JUL2024
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Ja, unser Lied zum Sonntag heute Morgen ist tatsächlich ein Geburtstagslied. „Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst. Wie schön, dass wir beisammen sind, wir gratulieren dir, Geburtstagskind.“

Der Liedermacher Rolf Zuckowski selbst gibt zu, dass sein Lied paradox klingen kann. Denn wie kann man jemanden vermissen, wenn er nicht geboren wurde? Und gleichzeitig ist es ein wunderbares Kompliment, wenn mir jemand sagt: „Zum Glück bist du geboren, ich hätte dich sonst vermisst.“

Ich habe auch schon gehört wie Eltern nach der Geburt eines Kindes festgestellt haben: „Genau auf dich haben wir noch gewartet.“ Umso mehr kann es schmerzen, wenn man ein ganzes Leben lang einen Menschen vermisst, den es eben nicht gibt - einen Partner, ein Kind oder eine beste Freundin.

Das alles schwingt in diesem Lied zum Sonntag heute Morgen mit, auch wenn es wie ein einfaches Kinder-Geburtstagslied daherkommt und so harmlos klingt. Die, die das Lied singen zelebrieren ihre Dankbarkeit. Sie sind dankbar, dass dieser eine Mensch in ihrem Leben ist.

2)       Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst.

Wie schön, dass wir beisammen sind, wir gratulieren dir Geburtstagskind.

 

 

Klingt alles so fröhlich, aber leider gibt es auch viele Geburtstagskinder, bei denen ich nicht so einfach sagen kann, dass es schön ist, dass sie geboren wurden. Ich denke an einen Mann aus meinem Dorf, der seine Frau und seine Kinder ein Leben lang miserabel behandelt hat. Da kommt schnell so ein Gedanke wie: Wenn dieser Mensch erst gar nicht geboren worden wäre… Und natürlich denke ich auch an die üblen Machtmenschen, die so unendlich viel Leid verursacht haben und es immer noch tun. Diejenigen, die Kriege lostreten, die die Wahrheit verdrehen, die die Menschenwürde ignorieren.

Eigentlich ist jede Geburt ein Geschenk, eine Chance. Diese Chancen können sehr unterschiedlich sein, aber jeder Mensch hat die Aufgabe aus der Fülle an Möglichkeiten, die er oder sie zu Beginn seines Lebens erhalten hat, das Allerbeste zu machen.

 

3)       Unsre guten Wünsche haben ihren Grund, bitte bleib noch lange glücklich und         gesund.

Dich so froh zu sehen ist was uns gefällt, Tränen gibt es schon genug auf dieser     Welt.

Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst…

 

Jeder Geburtstag erinnert mich daran, mit wie vielen Möglichkeiten ich geboren wurde, und wie frei! Was da alles in meiner Wiege lag und wie viele Türen seitdem immer wieder offen stehen. Mit jedem Lebensjahr kommen wieder neue Chancen, wie ich meine Freiheit nutzen kann.

Und wenn ich mit meiner Familie schon bald wieder dieses Lied singe, weil eine unserer Töchter ihren Geburtstag feiert, dann denke ich auch noch an etwas anderes. Nämlich wie gut es ist, wenn es mir mit jedem Geburtstag mehr gelingt meine Töchter ein Stück mehr in ihre Freiheit zu entlassen. In ihre Freiheit, die sie mit ihrer Geburt geschenkt bekommen haben.

4)       ...wir gratulieren dir Geburtstagskind, wir gratulieren dir Geburtstagskind.

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SWR3 Gedanken

11MAI2024
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Melanie hat entschieden, dass sie die Sache mit den Geburtstagsgeschenken mal ein Jahr lang grundsätzlich anders macht.

Also steht Melanie vor meinem Mann und gratuliert ihm. Sie übergibt ihm eine selbstgebastelte Karte. Vorne ist eine Foto-Collage drauf und hinten hat sie buntes Tonpapier aufgeklebt. Dazu sagt Melanie: „Lies mal. Ich hoffe du freust dich!“

Mein Mann liest vor: „In einer Zeit, in der wir alles haben und kaufen können, viel Zeug und wenig Zeit haben, ist das Schenken schwierig geworden. Womit kann ich noch Freude bereiten? Nichts zu schenken ist keine Alternative für mich, denn geteilte Freude ist doppelte Freude. In deinem Namen spende ich für ein soziales Projekt in Tansania. Betrag: 15 Euro.“

Mein Mann findet das gut, er freut sich. Und dann kommen wir natürlich ins Gespräch. Melanie erzählt, dass sie bei einem 50. Geburtstag eingeladen war und so ein typisches Sammelgeschenk mitfinanziert hat. Am Ende hat sie das große Geschenk fürs Geburtstagskind einfach nur Panne gefunden. So was will sie jetzt nicht mehr unterstützen. Zumindest mal ein Jahr lang nicht. So lang will sie nicht mehr rumüberlegen müssen, was sie wem schenkt, sie verschenkt einfach immer ihre persönliche Spende.

Von Melanie erfahre ich: man kann sich ganz bewusst entscheiden, und sich selbst dabei sogar noch schonen. Man kann einen guten Zweck unterstützen und gleichzeitig Freude schenken.

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SWR3 Gedanken

10MAI2024
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Ich stehe in unserer Dorfmetzgerei in der Schlange und bin gleich dran. Nur noch der eine Mann in Handwerkerkluft vor mir.

Christine ist die Chefin im Laden. Sie begrüßt ihn gleich herzlich und ruft: „Ah, da ist wieder der Helfer fürs Ahrtal!“ Ich denke sofort: „Hä, das ist doch schon so lange her. Brauchen sie da immer noch Hilfe?“ Währenddessen reden Christine und der Mann weiter. Es ist ein großes Hallo. Der Mann lacht und Christine packt ihm schnell einen Stapel Dosenwurst gratis ein. Dazu meint sie: „Die kannst du brauchen, oder? Verteil sie einfach und sag Grüße von uns.“

Als der Mann aus dem Laden draußen ist, frage ich Christine: „Fährt der echt immer noch ins Ahrtal und hilft?“ Christine erklärt mir, dass der Mann Michael heißt und dass er Zimmerer ist. Am Wochenende fährt er regelmäßig als freiwilliger Helfer ins Ahrtal, und ab und zu schaut er vorher noch bei ihnen ihm Metzgerladen vorbei.

Christine erklärt: „Michael hat mir schon Geschichten erzählt. Unglaublich. Dass so viele Hilfen dort jetzt gekürzt sind, dass es schon lange keine organisierten Übernachtungsmöglichkeiten für die Helfer mehr gibt, und dass er das alles jetzt auf eigene Faust macht. Er hat sich jetzt einen Camper gekauft und fährt einfach weiter hin. Die Häuser sind ja trotzdem noch nicht alle wieder aufgebaut.“

Ich gehe aus dem Laden raus und denke: Mein Gott, was brauchen wir Leute, die an einer guten Sache dran bleiben und nicht aufgeben. Auch dann nicht, wenn andere schön längst vergessen haben, was noch alles zu tun ist.

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SWR3 Gedanken

09MAI2024
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Müssen Freundschaften für immer halten? Ich finde nicht. Das gibt es zwar ab und zu mal, aber oft hat man Freundinnen oder Freunde nur für ein paar Jahre oder Monate.

Jedenfalls kann ich mich gut an Marius erinnern, mit dem ich während meines Auslandsemesters jeden freien Abend verbracht habe. Und kaum war ich wieder zuhause, ist der Kontakt abgebrochen.

Oder meine Freundin Elena aus der Schulzeit. Wir waren jahrelang jeden Tag zusammen und nach der Schulzeit ist jede ihren eigenen Weg gegangen. 

Ich bin überzeugt: Freunde muss man loslassen können! Man darf sie niemals festhalten. Denn auch Freundschaften, die ein Ende haben, sind ja wertvoll.

Der heutige Feiertag Christi Himmelfahrt hat auch damit zu tun, Freunde loszulassen. Genau das hat Jesus nämlich an diesem Tag gemacht. Nach Ostern ist er seinen Jüngern und Jüngerinnen ja immer wieder erschienen, um ihnen zu zeigen, dass er auferstanden ist, und um ihnen Mut zu machen. Und dann nach 40 Tagen ist er ihnen ein letztes Mal erschienen, um sich endgültig zu verabschieden. Da hat er gesagt: „Ihr Lieben, wir hatten unsere Zeit zusammen. Ihr und ich, wir haben eine Menge mitgenommen. Jetzt schafft ihr es ohne mich, und trotzdem bleiben wir für immer verbunden.“

So ist es auch mit Marius. Er hat mir ein halbes Jahr lang einen ganz besonders sensiblen Blick auf die Welt mitgegeben. Daran denke ich noch oft. Und mit meiner Freundin Elena bleibe ich auch verbunden. Denn dank ihr weiß ich wie viel Halt das geben kann, wenn eine alles mit dir durchsteht.

Freunde müssen nicht für alle Zeiten im Leben bleiben. Freunde geben dir was mit, und das ist einfach wunderbar.

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SWR3 Gedanken

08MAI2024
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Wenn ich ein Problem lösen muss, stelle ich mir oft vor, ich würde mit Jesus drüber reden. So hab ich es auch gemacht, als ich mich gefragt habe, ob meine Tochter ein Smartphone bekommen soll. Mir ist schon klar, dass Jesus nicht der Experte für das Thema „Smartphones und Kinder“ ist.

Meine Tochter will am liebsten jetzt sofort eins, und spätestens zur 5. Klasse. Wir Eltern sind unentschlossen. Pädagoginnen und Psychologen sind dagegen ziemlich klar: Handy so spät wie möglich.

Und der Ratschlag von Jesus? Er hat ja Kinder in den Mittelpunkt gestellt und sich darüber geärgert, wenn sie einfach übersehen wurden. Vermutlich würde er zur mir sagen: „Lass deine Tochter mitreden!“ Gut, das kann ich machen, aber trotzdem kann sie bestimmte Gefahren nicht überblicken, das muss schon ich abschätzen.

Und weil Jesus sich immer für die Freiheit jedes Einzelnen eingesetzt hat, höre ich, wie er mir gleich noch etwas Zweites zuraunt: „Vertrau deiner Tochter! Lass sie los.“

Da muss ich erstmal überlegen, was das heißen soll. Ich kenne genug Eltern, die ihren Kindern ständig hinterher telefonieren, oder die das Handy ihres Kindes einfach tracken, wenn sie wissen wollen, ob der Bus Verspätung hat. In so ein Fahrwasser will ich auf keinen Fall kommen.

Je mehr ich nachdenke, umso klarer wird mir: die Sache ist komplizierter als ein ja oder nein.

Von Jesus nehme ich auf jeden Fall zwei Sachen mit. Erstens: dass ich meine Tochter mitreden lasse. Und zweitens: dass ich meiner Tochter vertraue. Mit oder ohne Handy. Aber vermutlich besser so lange wie möglich: ohne.   

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SWR3 Gedanken

07MAI2024
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Meine Freundin Lena sagt: „Urlaub im Kinderhospiz?! Das ist genau das Richtige für uns!“

Lena lebt mit ihrer Familie auf dem Land, aber Urlaub macht sie in Stuttgart, mitten in der Stadt. Denn dort ist Lenas Tochter Mathilde im Kinderhospiz gut versorgt, weil sie sehr viel Pflege braucht. Und der Rest der Familie kann endlich ausspannen. Ausschlafen, in Ruhe shoppen gehen und abends noch ins Kino.

Mathilde ist fünfzehn Jahre alt und meistens gut drauf. Wenn ich Lena frage wie es Mathilde geht, sagt sie: „Für ihre Verhältnisse geht es ihr echt gut, ich glaube sie ist glücklich. Trotzdem hat sie viele Baustellen.“

Immer wenn ich bei Lena und ihrer Familie zu Besuch bin, ist das eine Riesenfreude. Weil sie viel Humor haben und so bodenständig sind. Gleichzeitig machen mich die Besuche dort auch traurig. Denn Lena muss so kämpfen! Für ein Mindestmaß an Betreuung, so dass Mathilde zumindest jeden Tag zur Schule kann. Bei ihrem Pflegedienst fehlen einfach immer Leute, und dann muss Mathilde daheim bleiben und Lena ran.

Mathilde hat eine schwere mehrfache Behinderung. Keiner weiß wie alt sie wird. Ihr Papa Max hat nach dem letzten Urlaub im Stuttgarter Kinderhospiz erzählt: „Es war schön, Mathilde hat voll Party gemacht. Aber es war auch hart. In unserer Woche sind gleich zwei Kinder gestorben. Eins davon war auch nur zum Urlaub dort, so wie wir. Und als ich den Kindersarg gesehen hab, ist mir echt viel durch den Kopf gegangen.“

Wer ein Kind mit komplexen Beeinträchtigungen begleitet, der beackert eine Mammutaufgabe. Womöglich schafft das nicht jeder, und auf keinen Fall schafft man das alleine.

Familien mit so besonderen Kindern müssen deswegen einfach überall willkommen sein. Zum Urlaub im Kinderhospiz sind sie das auf jeden Fall.

Und sonst hoffentlich auch überall!

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SWR3 Gedanken

06MAI2024
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Alex will ein nagelneues Pflegeheim bauen und knapp dreißig Anwohner sind dagegen. Die gehen gegen Alex und sein Vorhaben mit einem Anwalt vor.

Ich treffe Alex alle paar Wochen. Er leitet gleich mehrere Einrichtungen: Pflegeheime, Wohngruppen und auch ein Hospiz. Er versteht seinen Job, und er brennt für ihn.

Ich frage Alex: „Mein Gott, wie schaffst du das? Bei so viel Gegenwind trotzdem dieses Heim zu bauen!“ Darauf Alex: „Das ist in Ordnung. Wenn sie dagegen sind, sollen sie dagegen sein. Wir haben uns getroffen und alles besprochen. Jetzt ist es so. Ich bin ja auch gegen manche Sachen, und ich bin froh, dass ich das in unserem Land sein darf. Also dürfen sie das auch.“

Das hört sich weise an, was Alex mir da erzählt, aber so konkret muss das doch anstrengend und auch ärgerlich sein. Das denke ich auch, als Alex noch ein bisschen weiter erzählt: „Die Anwohner haben Angst vor Lärm. Also erstellen wir gerade ein Lärmgutachten. Das hab ich bisher noch nie gemacht, ganz schön interessant.“ „Ernsthaft?“, frage ich zurück. „Ein Pflegeheim ist doch nicht laut.“ „Naja“ sagt Alex. „ Da kommen LKWs und da donnert dann immer die Laderampe auf den Asphalt, es knallen jede Menge Autotüren auf dem Parkplatz und bestimmt ruft auch mal jemand, der sich nicht mehr so gut orientieren kann.“

Alex kann mir viel erklären, ich finde es immer noch befremdlich, dass Nachbarinnen und Nachbarn gegen ein Pflegeheim sein können. Jeder von uns möchte alt werden. Und jeder von uns braucht dann irgendwo einen guten Platz zum Leben.

Alex bleibt ganz gelassen. Ich bewundere ihn dafür und ich weiß auch warum er so gelassen ist: Alex ist überzeugt davon, dass in einer Demokratie alle Menschen ihre Meinung haben und diese auch äußern dürfen. 

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SWR3 Gedanken

05MAI2024
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Dieser Truck ist wirklich riesig! Genau genommen ist er knapp 20 Meter lang. Und für Leute, die sich auskennen: es ist ein 18-Tonner.

Dieser Riesen-LWK macht heute noch Halt in Remshalden in der Nähe von Stuttgart, und am nächsten Wochenende ist er in Mainz. Kein Wunder, denn dieser Truck ist auf Deutschlandtournee.

Er fährt keine schweren Waren rum, sondern nur eine einzige Botschaft. Die steht auch groß auf dem Sattelanhänger geschrieben: „Eine Welt. Keine Sklaverei.“ In dem Truck verbirgt sich eine Ausstellung. Da sieht man Installationen, die zeigen wie Menschen heute noch ausgebeutet werden. Wer also in Remshalden den LKW betritt, läuft durch fünf verschiedene Räume. Der virtuelle Ausstellungsbegleiter heißt „Chris“ und überhaupt ist alles digital durchdacht. So dass man in weniger als einer halben Stunde eine Menge begreifen kann.

Das ist auch das Anliegen des Hilfswerks „missio“. Missio finanziert den Truck und will seine Message durch ganz Deutschland transportieren. Sie heißt „Beenden wir die Sklaverei.“ Leider ist dieses Thema riesig. Denn für alle möglichen billigen Produkte werden überall auf der Welt Kinder und Erwachsene ausgebeutet. Sie leben wie Sklaven.

Wer durch die Ausstellung im Truck geht, dem kann schnell klar werden: so wie ich lebe und was ich konsumiere, das begünstigt moderne Sklaverei. Deswegen ist ein Raum im LKW auch wie ein Wohnzimmer eingerichtet. Auf dem Tisch steht ein Glas Orangensaft. Das soll auf die unmenschlichen Bedingungen auf den Orangenplantagen hinweisen. Genauso ist es mit der Teetasse, die noch daneben steht. Ach so, und wer näht eigentlich den Fußball, der da im Netz an der Wand hängt?

Der missio-Truck hält dieses Jahr in allen möglichen Städten. Wer ihn sieht, braucht nur reingehen und sich umschauen. Und wer rausgeht, kann dann wirklich was verändern!

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SWR3 Gedanken

30MRZ2024
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Ganze zwanzig Jahre war ich nicht mehr an meiner alten Schule.

Jetzt schlendere ich mit meiner Tochter durchs offene Schultor, denn es ist Tag der offenen Tür, und sie möchte sich das ansehen. Wir machen eine tolle Schulführung mit, und meiner Tochter gefällt die Schule.

Die Schule hat ein eigenes Schwimmbad unten im Keller. Als wir am Ende der Führung die Treppen runtergehen, steigt mir der typische Chlorgeruch in die Nase. Und das beamt mich völlig zurück in meine Schulzeit. Ich greife nach dem Treppengeländer, und auch das erinnert mich sofort an früher. Wie es sich in der Hand anfühlt. Genau wie damals!

Zwanzig Jahre waren diese alten Erinnerungen verschüttet. Das ist nicht schlimm. Es war nicht dran und auch nicht wichtig. Das Leben ist einfach immer weitergegangen.

Aber jetzt stehe ich am Beckenrand und schaue auf mein altes Schulschwimmbad. Und ich begreife: In mir drin ist so viel! Ganz viel davon weiß ich gar nicht mehr, und so viel ist tief vergraben. Aber es macht mich ja trotzdem aus.

Heute ist genau der richtige Tag, genau für das alles. Denn der Karsamstag steht dazwischen. Gestern war Karfreitag, morgen ist Ostern.

Da ist Platz für alte Erinnerungen, frühere Freundschaften oder wichtige Leute, an die ich nie mehr gedacht habe, aber die mich doch geprägt haben. Ich weiß, dass da auch Dinge hochkommen können, die gar nicht gut waren. Da muss ich gut auf mich aufpassen.

Heute, am Karsamstag ist dafür Zeit. Denn heute ist mein „Dazwischen-Tag“. Ein bisschen Zeit für alles in mir drin, was vergraben ist und irgendwann aber doch neu aufblühen kann.

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