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SWR3 Worte

25JAN2025
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Wie können wir hoffen in Zeiten voller Angst und Hass? Der Holocaustüberlebende Gidon Lev sagt wie es geht:

 

“Sie sollten sich selbst fragen: Will ich wirklich, dass es besser wird?

Zu oft hängen Menschen in düsterer Stimmung fest – sind süchtig danach.

Gerade auch durch Social Media. Sie tauschen Visionen gegen Bedürfnisse. Und die sollen möglichst schnell erfüllt werden. Aber wir müssen starrköpfiger sein.

Uns immer wieder bewusst gegen die Hoffnungslosigkeit entscheiden; gegen das Bedürfnis, der Angst, der Wut und dem Hass nachzugeben.

Auf Social Media heißt das beispielsweise, immer und immer wieder zu hinterfragen, was wir da sehen, was es eigentlich mit uns und unseren Gefühlen macht.

 

 

Quelle: wochentaz 28.11.2024, S. 13, J. Guggenberger: “Anfangs liebten alle Gidon”

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41447
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SWR3 Worte

24JAN2025
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Der Soziologe Hartmut Rosa hat ein Buch darübergeschrieben, warum Religion für die Demokratie wichtig ist. Er fasst es so zusammen: 

 

„Religion lebt von dieser Notwendigkeit, sich zu öffnen und zu hören.

Das ist eine Welthaltung, sich zu öffnen für etwas anderes, das ich nicht völlig verstehe, das ich nicht sehen kann und schon gar nicht beherrschen kann.

Ich denke da an so etwas wie das Gebet:

Es ist der Versuch, eine Verbindung zwischen dem Innersten und einem umgreifenden Äußeren darzustellen, bei dem ich nicht einfach aktiv Kontrolle oder Beherrschung suche, sondern ich bin gleichermaßen aktiv wie passiv.

Ich bin ganz lauschend, aber auch ganz konzentriert.

Das war der Punkt, warum ich am Ende geschrieben habe, dass Demokratie vielleicht sogar Religion braucht, weil sie diese Haltung der Anrufbarkeit hat: einem anderen ganz zugewandt sein in der Bereitschaft, sich berühren zu lassen – und sich dadurch in ein Gemeinsames hin zu verwandeln.“

Quelle: https://www.ndr.de/kultur/buch/Demokratie-braucht-Religion-Gespraech-mit-Hartmut-Rosa,rosa170.html

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41446
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SWR3 Worte

23JAN2025
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Eva Jung hat eine Designagentur gegründet. Ihre Kreativität schöpft sie aus ihrem Glauben. Sie erklärt das so:

 

„Ich liebe Kreativität.

Jede Person wurde von Gott mit einer gehörigen Portion Kreativität ausgestattet. Jede! Denn Gott selbst ist die Kreativität in Person.

(...) Das Erste, was wir über Gottes Wesen in der Bibel erfahren, ist seine/ihre Schöpferkraft. Und diese Kraft endete nicht nach dem siebten Tag. Sie ist täglich zu spüren. (...)

Und das Leben machte ohne sie keinen Sinn.

 

(...) Gottes Kreativität ist vielen Menschen überhaupt nicht bewusst.

Diese Tatsache in unserer Gesellschaft bekannter zu machen, das sehe ich als meine Lebensaufgabe.“

 

 

Quelle: https://www.jesus.de/nachrichten-themen/personen/eva-jung-ich-liebe-es-von-gott-ueberrascht-zu-werden/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41445
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SWR3 Worte

22JAN2025
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Joana Mallwitz ist eine international bekannte Dirigentin. Musik ist nicht nur ihr Beruf. Sie findet in der Musik immer wieder Göttlichkeit. Sie erzählt:

 

„Ich glaube an Gott. Ich glaube an die Wissenschaft. Und ich glaube an die Idee der Nächstenliebe, sie ist die Antwort auf alles im Leben.

Tut jemand etwas Böses, dann frage ich mich vor allem: Was müssen wir als Gesellschaft tun, damit diese Person zur Nächstenliebe findet?

 

Manchmal habe ich eine Idee von Göttlichkeit, wenn ich Meisterwerke (der Musik) studiere. Dann habe ich oft das Gefühl: Das hat sich der Komponist nicht ausgedacht, der hat etwas am ­Universum freigekratzt und rausgeholt.

Man spürt es, wenn ein Stück größer ist als man selbst.“

 

Quelle: https://chrismon.de/artikel/56397/joana-mallwitz-chefdirigentin-des-konzerthausorchesters-berlin

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41444
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SWR3 Worte

21JAN2025
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Eine Wohnungssuchanzeige der besonderen Art hat die junge Alessa geschrieben. Sie hat überlegt, nach was für einer Wohnung wohl Gott suchen würde. Das klingt dann so:

 

„Suche eine neue Wohnung.

Hell soll sie sein, viel Sonnenschein soll es darin geben.

Menschen sollen sich darin zuhause fühlen. Es gibt Hausschuhe in allen Größen. Die Wohnung sollte außerdem barrierefrei sein und einen kleinen Garten dabeihaben.

Wünschenswert ist eine Solaranlage auf dem Dach und eine Wärmepumpe.

Parkplatz brauche ich keinen. Aber eine Abstellmöglichkeit für EBikes und eine gute Anbindung an den ÖPNV. Danke fürs Suchen-Helfen! Gott*“

 

Quelle: https://www.futur2.org/article/gott-wohnt-nicht-im-tabernakel/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41443
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SWR3 Worte

20JAN2025
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Der Bischof Augustinus hat seine Gedanken über Gott und die Menschen vor rund tausend-fünfhundert Jahren aufgeschrieben. Aber manches liest sich topaktuell. Zum Beispiel dies:

 

“Die Menschen machen weite Reisen,

um zu staunen über die Höhe der Berge,

über die riesigen Wellen des Meeres,

über die Länge der Flüsse,

über die Weite des Ozeans

und über die Kreisbewegung der Sterne.

An sich selber aber

gehen sie vorbei, ohne zu staunen.”

 

Quelle: abgedruckt in: F. Schorlemmer (Hg.): Das soll dir bleiben, Radius Verlag 2012, S. 84

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41442
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SWR3 Worte

19JAN2025
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‘Ohne zu lügen’ heißt das Gebet, das ich in mein Notizbuch eingeklebt habe und überall hin mitnehme. So sind die Worte von Dorothee Sölle zu meinen geworden:

 

“Schaffe in mir Gott ein neues Herz

das alte gehorcht der Gewohnheit.

Schaff mir neue Augen,

die alten sind behext vom Erfolg.

Schaff mir neue Ohren,

die alten registrieren nur Unglück (…)

Eine neue Zunge gib mir

statt der gewaltverseuchten, die ich gut beherrsche.

 

Mein Herz erstickt an der Ohnmacht aller, die deine Fremdlinge lieben.

Schaffe in mir Gott ein neues Herz.

 

Und gib mir einen neuen Geist,

Dass ich dich loben kann ohne zu lügen.

Mit Tränen in den Augen, wenn’s denn sein muss,

Aber ohne zu lügen.”

 

 

 

Quelle:

Dorothee Sölle: Loben ohne Lügen, Gedichte. Fietkau-Verlag 2000, S. 17

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41441
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SWR3 Gedanken

14DEZ2024
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Schon beinahe dritter Advent! Höchste Zeit für die Transparent-Sterne! Zuerst nehme ich den großen roten Stern aus der flachen Schachtel. An einer Stelle sind die Zacken zu eng geklebt, dadurch ist er ein wenig asymmetrisch. Ich erinnere mich: Die jüngere Tochter hatte mit roten Backen und großem Eifer den ganzen Nachmittag gefaltet und geklebt. Und dann ist ihr am Ende was verrutscht beim Kleben. Eine Lücke klafft zwischen zwei der Zacken. 

Sie war den Tränen nahe. Ihre ältere Schwester hat damals die Situation gerettet: „Das ist doch prima so. Da können die Engel viel besser durchspickeln.“ Lächelnd bekommt der Engelstern seinen Platz am Fenster. Dann hänge ich ein paar bunte Sterne auf. Jeder ist anders, alle haben eine kleine Macke. Die Kinder haben sie gebastelt, als Perfektion noch nicht wichtig war. Schließlich der große weiße Stern! Das war eine Gemeinschaftsarbeit von mir und den Kindern. Wir haben ihn kurz vor Weihnachten gemacht, und dann hatten wir Probleme beim Zusammenkleben. Der Klebstoff war aus! Mit den allerletzten Resten aus der Tube haben wir die Zacken zusammengefügt. Seither habe ich jedes Mal, wenn ich ihn aufhängen will, einzelne Teile in der Hand. Ich klebe sie auch dieses Mal wieder einzeln ans Fenster; am Ende ist es doch ein ganzer Stern.

Ich betrachte mein Sternen-Fenster. Es lässt die Engel durchspickeln, ignoriert die Perfektion und lässt Gott aus unserem Stückwerk ein großes Ganzes machen – das ist Advent!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41184
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SWR3 Gedanken

12DEZ2024
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„Christenhoroskop“, so nennt es meine Freundin Anke. Damit meint sie die sogenannten Tageslosungen. Viele Menschen haben diese Losungen als kleines Büchlein bei sich zu Hause liegen. Am Morgen oder auch am Abend lesen viele Menschen dann daraus die Tageslosung – Bibelverse, die einen durch den Tag begleiten sollen. Losung heißt es, weil der Bibelvers für jeden Tag ausgelost wurde. Der Blick in das kleine Büchlein prägt den Tag von vielen Menschen. Auch ich lese das jeden Morgen, noch vor der Tasse Kaffee. Oft freue ich mich über einen ermutigenden Bibelvers. Und dann gehe ich beschwingt in den Tag. Manchmal klingt es eher wie eine Mahnung. Dann achte ich besonders darauf, wie ich mit anderen umgehe.

Christenhoroskop – die eher spöttische Bezeichnung von Anke finde ich eigentlich passend: Die Tageslosung lese ich, weil ich überzeugt bin, dass biblische Worte auch für heute eine Rolle spielen. Zumindest dann, wenn ich mich davon leiten lasse. Und ich glaube, es verändert sich etwas, wenn Menschen sich von solchen Worten leiten lassen.

Für heute lautet die Losung übrigens: „Gott erhöht die Niedrigen und hilft den Betrübten empor.“ Dabei kann Gott bestimmt noch Hilfe gebrauchen. Ich bin dabei!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41183
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SWR3 Gedanken

11DEZ2024
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„Stronger than bombs“ – stärker als Bomben, so heißt die Ausstellung, die bis vor kurzem in der Dresdner Frauenkirche zu sehen war. Rund 20 großformatige Fotos aus verschiedenen ukrainischen Städten waren da zu sehen. Ein Projekt eines grenzüberschreitenden Netzwerks von Foto-Journalistinnen und Journalisten. Die Bilder zeigen zerstörte Kirchen und Kulturbauten. Und sie zeigen die Gesichter von Menschen, die dort in und mit dem Krieg leben. Und die um Normalität kämpfen. Um zu überleben. Physisch und seelisch.

Mein Lieblingsfoto: Eine Aufnahme in einer U-Bahnstation, die auch als Schutzbunker dient. Jemand hat Musik und Boxen mitgebracht. Und viele Leute sind hierher zum Tanzen gekommen. Sie bilden Paare und tanzen. Und haben ein Lächeln im Gesicht. Diese kurze Zeit voller Lebensfreude ist auf dem Foto spürbar.

Die Dresdner Frauenkirche ist aus dem Schutt und den Trümmern ihrer Zerstörung durch den letzten Krieg in Deutschland erbaut worden. Seither ist sie ein Hoffnungszeichen: Frieden ist möglich. Auf besondere Weise hat die Ausstellung das Kriegsgeschehen in der Ukraine mit dem Wiederaufbau der Frauenkirche verknüpft. Und die für viele auch heute noch ein Wunder. Auf dass es auch für die Menschen in der Ukraine ein Wunder geben wird. Und sie auf den Straßen tanzen. Ohne Gefahr. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41182
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