SWR3 Gedanken
Dolores sieht toll aus: Cremefarbener schmaler Rock, ein passendes luftiges Oberteil, Schuhe mit Absatz und dazu die dunklen Locken – Wow! „Ich hab‘ mich schön gemacht für meine Taufe“, sagt die junge Mutter aus Latein-Amerika und sucht sich ihr Tauflied aus.
Dolores hat die Gelegenheit wahrgenommen. Sie ist zur Drop-in-Taufe vorbeikommen. Die Gemeinde March im Breisgau macht’s möglich: Ohne großen Aufwand vorbeikommen, ein Gespräch führen, einen Taufspruch und ein Lied aussuchen – und dann geht’s los.
Dreimal schöpft die Pfarrerin Wasser aus dem Bach hinter der Kirche und lässt es über Dolores Haare fließen. Dazu spricht sie die Taufformel im Namen des dreieinigen Gottes und einen persönlichen Segen. Ein ganzheitliches Ritual. Neben Dolores gibt es noch etliche andere, die sich so unkompliziert und im Freien an diesem Tag taufen lassen. Da ist die über 70-jährige, die bald kirchlich heiraten wird und gerne auch endlich ganz offiziell dazugehören will. Oder der fünfjährige Fabian, der mit seinen Eltern da ist und vor seiner Taufe begeistert eine Kerze gestaltet. Oder die junge Erwachsene Jana. Obwohl Janas Eltern längst ausgetreten sind, ist ihr der Glaube wichtig geworden. Das Besondere an dieser Taufe: die Mutter ist dabei und schenkt ihr eine Kette mit einem Kreuzanhänger trotz der eigenen Distanz.
Über allen Taufen liegt eine fröhliche Feststimmung. Das uralte Wasserritual bekommt hier im Freien eine neue Kraft und wirkt gleichzeitig ganz leicht. Dafür sorgt auch das Musikteam und die vorbereitete Minifeier mit Sekt-Saft-Kuchen Heilige Geist-Atmosphäre, finde ich. Ein junges Paar kommt vorbei. „Schade“, sagt er, „wir sind schon getauft!“ Dann fällt ihm ein: „Aber unsere kirchliche Trauung steht wegen Corona noch aus. Geht das auch?“ Die Pfarrerin lacht. „Heute überfordert uns das ein wenig. Aber: Gute Idee für den nächsten Drop-in-Tag!“
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