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SWR3 Worte

Sind Sie stolz auf Ihre Kultur? Auf das, woran Sie glauben? Der Journalist und Verleger Wolfram Weimer sieht das so.

Ich sehe, dass andere Religionen ganz stolz sind auf ihre Tradition und Kultur. Und das respektiere ich und finde das gut und finde, dass wir Christen das auch könnten.

Wir haben eine wunderbare Tradition, wir haben einen tollen Glauben, wir haben schöne Kirchen, wir haben wunderbare Landschaften.

Ich freu mich zB über Bergkreuze im Schwarzwald und in den Alpen und finde nicht, dass die abgeschafft werden sollten, sondern die sollten ruhig erneuert werden.

Das Schöne an unserem Glauben ist, dass gesagt ist: die Liebe ist stärker als der Hass, du sollst deinen Nächsten lieben und das Gute ein Stück besser machen.

Und deswegen: manche sind stolz, reich zu sein, andere sind stolz, Deutsche zu sein, ich bin stolz, ein Christ zu sein.

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SWR3 Worte

Es gibt die stürmische Liebe auf den ersten Blick und die Liebe auf den zweiten Blick, meint der Theologe Fulbert Steffensky.

Um die erste kreative Liebe braucht man sich kaum zu kümmern. Sie überfällt einen und man kann sich kaum gegen sie wehren.

Am zweiten alltäglichen Blick…, der die Geliebte schön findet, muss man arbeiten. Wir müssen auf den Reichtum eines anderen Menschen achten und ihn sehen lernen. …Der zweite Blick, ist Arbeit.

Ein schönes Wort: Arbeit… Wir werden Subjekte in der Liebe, Gestaltende, Schaffende…. Es gibt übrigens nicht nur die Arbeit, den Geliebten schön zu finden. Eine ebenso große Arbeit ist es, sich schön finden zu lassen. …

Fulbert Steffensky, Gewagter Glaube

 

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SWR3 Worte

Um einen lieben Menschen zu trauern, ist nicht einfach. Besonders, wenn es das eigene Kind ist. Für alle, die um ein Kind trauern, hier ein Segenswort:

Gesegnet sei die Erinnerung an eure Kinder. Dass sie euch begleiten wie Sterne in der Nacht und wie die Sonne am Tag….
Gesegnet sei euer Schmerz. Dass er niemals größer wird als eure Kraft, ihn zu tragen.

Gesegnet seien die Menschen, denen ihr begegnet. Dass sie euch und eure Trauer in ihre Mitte nehmen. Dass sie ihre Furcht vor eurer Trauer überwinden und an euch wesentlich werden.

Gesegnet sei der Weg, der vor euch liegt. Dass er euch durch alle Dunkelheit und Verzweiflung hindurch führt. Dass er euch dorthin führt, wo die Liebe wohnt.

Dazu segne euch der gnädige Gott.

 

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SWR1 Begegnungen

DEKT/ Kay Michalak

Annette Bassler trifft Hans Leyendecker, Journalist

Als Zeitgenosse von Martin Luther wäre er wohl Schreiber von Enthüllungs-Flugblättern geworden. Über das Doppelleben der Geistlichen etwa. Er ist einer der renommiertesten Investigativjournalisten Deutschlands. Flick- Affäre, CDU- Parteienskandal oder die Enthüllungen der Panamapapers sind mit seinem Namen verbunden.  Wie Luther ein Wahrheitssucher und Wortefinder.

Das ist normales journalistisches Handwerk, aber ich denke, dass schon eine Rolle spielt, dass Beruf und Glaube schon ein Stück miteinander zu tun haben. Dass es um so Dinge geht wie Gerechtigkeit und Versuch, sich der Wahrheit zu nähern-

-und hier treffen wir uns. Er auf der Durchreise von der Frankfurter Buchmesse zum Bergischen Land, wo er zu Hause ist. Wir sitzen in einem Studentencafe der Mainzer Neustadt. Mich beeindruckt, wie gelassen und bescheiden er ist. Enthüllungsjournalisten hab ich mir eher sensationshungrig vorgestellt. Ihn hungert vor allem nach - Gerechtigkeit.

Gerechtigkeit meint, dass niemand gleicher als gleich sein darf, dass also Leute bevorteilt wurden, weil sie halt privilegiert waren, weil sie reich waren, weil sie viel bessere Anwälte hatten als die Schwachen, und dass man da auch ein bisschen für so ne Balance sucht. Dass man bei den Großen nicht kuscht  und bei den kleinen nicht tritt, das ist schon für einen Journalisten wichtig.

Und auch für mich als Theologin. Und noch etwas verbindet uns: die Liebe zur Sprache.

Man muss immer auf Sprache achten, das hat nun auch immer was mit Reformation zu tun, dass die Sprachkraft, die Sprachwucht eines Luther, der ja der größte deutsche Schreiber war, im 16. Jahrhundert-  ein Drittel aller Texte, die auf Deutsch erschienen sind, sind von ihm.

Mit dem heutigen Reformationstag endet ein Jubiläumsjahr, in dem viel passiert ist in den Kirchen. Das erste Jahrhundertjubiläum mit Frauen in Pfarrämtern und sogar Bischofsämtern. Hans Leyendecker ist seit Jahren Mitglied im evangelischen Kirchentag, war selber in diesem Jahr auf vielen Podien und Kanzeln unterwegs. Als Protestant, der mit einer katholischen Frau verheiratet ist. Und als „Enthüller“- auch gegenüber seiner eigenen Kirche.

Das war schon ein gewaltiger Einschnitt, wenn man zurückschaut, wie früher Jubiläumsfeste gewesen sind. Wie martialisch, wie männlich, wie nationalistisch zum Teil, wenn Sie mal gucken, was da alles so war 1917, also Luther und die Reformation sind oft missbraucht worden.

Und deshalb wird er die Reformation weitertreiben. Als Kirchentagspräsident in Dortmund 2019. Sensibel für Sprache. Und was an Haltung dahintersteckt- auch zu aktuellen politischen Fragen.

Ich glaube, man muss klarer werden als man es gewesen ist. Und dieses ganze Verschwiemelte was da so rumläuft, ob man jetzt nicht auch Kompromisse machen muss. Kirche muss keine Kompromisse machen.

Die Liste seiner Preise und Ehrungen für seine journalistische Arbeit ist lang: Hans Leyendecker, zuletzt leitender politischer Journalist bei der Süddeutschen Zeitung. Jetzt hat der 68 jährige seine Arbeit als Präsident des evangelischen Kirchentags in Dortmund 2019 aufgenommen. Und will den Schwung des Reformationsjubiläums weiterführen. Was da alles passiert ist in diesem Jahr, hat ihn doch beeindruckt.

Überrascht hat mich, wie viel doch die Gemeinden auf die Beine gebracht haben und das Besondere, was auch gelungen ist: da sind auch Leute dazugekommen, die mit Kirche gar nichts am Hut haben, das ist ja auch ein bisschen der Sinn, die nicht in Kirche sind, zu gewinnen oder dafür zu interessieren,  was man gesellschaftlich macht.

Und hier sieht er eine erste Aufgabe für die Zeit nach dem Reformationsjubiläum- deren Botschaft weiterzutragen. Ob man die hören will oder nicht.

Die ganze Gesellschaft ist politischer geworden, ich denke, Kirche muss das auch. Kirche muss auch scharf die Konflikte benennen, muss auch klarmachen wo sie steht. Und wenn wir die Bibel ernst nehmen, steht Kirche nicht auf der Seite der Starken, der Reichen, Jesus Christus hat versucht, einen Reichen zu überzeugen, nur es ist ihm nicht gelungen , ihn zurückzuholen. Kirche hat auf der Seite der Schwachen zu sein und für die Rechte der Schwachen auch zu kämpfen.

Und das kann Kirche nur tun, wenn sie über Konfessionsgrenzen hinweg sich für die Menschen im Land engagiert.

Reformation ist ein immerwährender Prozess gewesen. Ich denke, dass sich dieser Prozess auch beschleunigen wird. Was man versuchen muss ist, diejenigen die nichts mit Kirche meinen zu tun zu haben oder nicht zu tun haben, mittlerweile doch eine gesellschaftlich sehr große Gruppe, dass man versucht, die zu gewinnen zumindest für die Aktivitäten. Ohne dass sie jetzt Kirchenleute werden.

Was zum Beispiel heißt: Ehrenamtliche begleiten und sie unterstützen. Wenn sie sich für Geflüchtete oder sozial Schwache einsetzen. Egal ob sie zur Kirche gehören oder nicht. Und es heißt: sensibel bleiben für die Macht der Sprache. Als Präsident des nächsten evangelischen Kirchentags in Dortmund ist Hans Leyendecker heute schon klar: Politisch scharf muss es auf jeden Fall sein.

Da müssen die Themen benannt werden. Dortmund ist ein guter Punkt, um sehr intensiv über die Schwierigkeiten von Migration, Integration zu reden. In der Dortmunder Nordstadt bekam die AfD 17 % und da leben Menschen aus 100 Ländern mittlerweile in der Nordstadt.

Aber auch Sport wird 2019 eine Rolle spielen, oder die Ethik von Roboter. Inzwischen freut sich Hans Leyendecker darauf, Akzente zu setzen mit dem Kirchentagsteam. Aber zugleich ist er auch hier schonungslos realistisch- mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Da können Sie sich ganz dolle bemühen, dass man ganz neue Schwerpunkte findet und wenn Sie nachher die Leute fragen, was sie von den Schwerpunkten halten, dann sagen viele: jaja, war ganz  gut, aber das dollste war wirklich das Gemeinschaftserleben.

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SWR3 Gedanken

Was machen Sie, wenn Sie Glück haben? Aber so richtig Glück. Mehr Glück als Verstand?
Vor kurzem ging mir das so. Es war Samstag. Ich stecke Wäsche in die Waschmaschine und fahre zum Baumarkt. Wieder zu Hause zurück höre ich, wie es im Keller rumpelt. Genauer gesagt: in der Waschmaschine. Normalerweise rumpelt meine Wäsche nicht. Also stoppe ich den Waschgang und ziehe den Rumpler aus der Trommel: mein neues I-phone. Es flimmert wie ein Herz vor dem Stillstand.

Beim Föhnen und frottieren merke ich: meine Tasche ist weg. Mit Geldbeutel, Führerschein, Personalausweis, Bankkarten, Mitgliedsausweisen, alles. Ich also zurück zum Baumarkt. An der Kasse: Nichts. Zwischen den Regalen. Nichts. Vielleicht kauft jemand schon auf meine Kosten hier ein! Vielleicht muss ich Urlaub nehmen, um alle Ausweise neu beantragen zu können!

Irgendwann lande ich bei der Frau am Infopoint. Die lässt mich minutiös meine Tasche beschreiben und reicht sie mir dann über die Theke. Mit allem drin. Als ich der Frau zitternd einen Geldschein reichen will, meint sie nur: „Beruhigen Sie sich, junge Frau, gehen Sie nach Hause. Alles gut!“

Zu Hause sacke ich auf einen Stuhl, hole tief Luft und denke: Das kann doch alles gar nicht wahr sein! So viel Glück gehabt! Mein Herz hüpft meine Seele sprudelt über vor Dankbarkeit. Und wohin jetzt damit? Mit meiner Dankbarkeit?

Die ist nämlich so groß, dass sie eigentlich nur im Himmel Platz hat. Danke Gott! Sage ich. Natürlich ist so eine Sache kein Beweis dafür, dass es Gott gibt. Und wenn es ihn gäbe, hätte er sicher in der Welt wichtiger Dinge zu tun, als meine Handtasche zurückzuholen. Trotzdem bin ich dankbar. Und ein Psalm verleiht meinem Gefühl Sprache. „Lobe den Herrn, meine Seele- und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“

Übrigens- auch mein I-phone war am nächsten Tag wieder startklar. Kitschig aber wahr. Werde ich nie vergessen.

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SWR3 Gedanken

Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir. Amen. Das sind wohl die berühmtesten Worte von Martin Luther. Gesprochen vor Kaiser und Papst auf dem Reichstag zu Worms. Seitdem steht er da- in Bronze und Stein und in Plastik. In Kirchen und auf Marktplätzen. Der standhafte Luther.

Dass er hierzulande noch einen Stand hat, haben wir in diesem Jahr gesehen und gefeiert. Mit Ausstellungen, Theaterstücken, Diskussionsforen, mit einem Luthermusical, einem Tanztheater und vielem anderen mehr. Am kommenden Dienstag geht das Reformationsjahr zu Ende und wir 500 Jahre Reformation.

Viele fragen jetzt: und- was hat uns das gebracht? Außer einem nationalen Feiertag mit nationalen Festakten und Gottesdiensten?

Ich glaube, es hat uns Martin Luther ein bisschen näher gebracht. Dem Mann mit der Standfestigkeit, die so viel in Bewegung gebracht hat. Mit diesem „hier stehe ich…“ hat sich Luther ja zum Staatsfeind Nummer 1 gemacht. Weil er ein überaus einträgliches Geschäftsmodell vermasselt hat. Eines, das es bis heute noch gibt.

Das Geschäftsmodell geht so: Mach den Leuten Angst. Rede ihnen ein, dass nur du ihre Angst nehmen kannst. Und dann verkaufe deine Idee. Du kannst ihnen auch sagen, dass sie hässlich sind und dass nur du sie wieder schön machen kannst. Du kannst ihnen sagen, dass sie Hab und Gut verlieren, wenn sie dir nicht folgen. Rede ihnen ein, dass du Gott bist. Der einzige, der ihnen helfen kann.

Gegen dieses Geschäftsmodell ist Luther aufgestanden. Und hat die Freiheit eines Christenmenschen ausgerufen. Wir sollen nicht so sein, wie Andere uns gerne hätten. Wir sollen so sein, wie Gott im Himmel uns gemeint und wofür er uns geschaffen hat. Und Gott wird uns durch unsere Ängste hindurch in die Freiheit der Kinder Gottes führen.

Dafür steht Martin Luther. Steht überall im Land auf unseren Marktplätzen. Zurecht.

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SWR3 Gedanken

Seit ich Großmutter bin, zeige ich allen die Bilder meiner Enkel. Ob die wollen oder nicht. Und wehe, jemand findet sie nicht süß! Als ich wieder mal bei einer geselligen Runde Enkelbilder herumreiche, fragt mich ein junger russischer Musiker: Was ist der Unterschied zwischen einem Terroristen und einer Großmutter? Der Unterschied zwischen einem Terroristen und einer Großmutter? Komische Frage. Er grinst und sagt: „Der Unterschied ist: Mit einem Terroristen kann man verhandeln!“

Alle lachen und ich denke: gar nicht so verkehrt. Wenn es um das Wohl meiner Enkel geht, ist mit mir nicht zu verhandeln. Natürlich weil ich sie liebe. Und weil sie die Zukunft sind. Vielleicht auch deshalb, weil ich durch sie so viele Wunder erlebe. Wenn sie zum ersten Mal einen Käfer krabbeln sehen, wenn sie die ersten Schritte alleine tun. Wie ihre Menschenseele erwacht. So zart, so verletzlich. Als Mutter war ich oft so angespannt, dass ich das gar nicht so deutlich sehen konnte. Schlicht auch deshalb, weil mir vor Müdigkeit oft die Augen zugefallen sind.

Aber jetzt – als Großmutter sehe ich es viel deutlicher. Was Kinder wirklich brauchen. Es ist gar nicht so viel. Sie brauchen nur, dass wir sie wahrnehmen. Dass wir ihnen nährende Geschichten und Lieder mitgeben und ihnen eine intakte Natur hinterlassen. Das sehen übrigens viele Großeltern so.

Deshalb gibt es die Internetplattform „Fuer- unsere- enkel.org“. Da tun sich Großeltern zusammen mit ihren Beziehungen, Ressourcen und Kontakten. Und starten gemeinsame Aktionen gegen den Klimawandel und für eine ökologische, nachhaltige Wirtschaft. Eine Graswurzelbewegung von Leuten, mit denen nicht zu verhandeln ist. Weil es um die Zukunft ihrer Enkel geht.

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SWR3 Gedanken

„Einischkeit und Rescht und Freiheit …“  ich höre sie immer noch singen, die beiden jungen Musiker. Es war beim diesjährigen Tag der Deutschen Einheit in Mainz. Wir saßen nebeneinander beim Festakt und haben der Rede des Bundespräsidenten gelauscht. Dann stehen alle auf und singen die deutsche Nationalhymne. Und während ich mir noch überlege, wie ich das grade finde, höre ich die beiden neben mir laut mitsingen- mit deutlich hessischem Akzent: „Einischkeit und Rescht und Freiheit für das deutsche Vaterland…“

Ganz fröhlich und unverkrampft singen sie das. Dabei sind sie gar keine Deutschen. Sie sind Israelis. Aufgewachsen in Jerusalem. Ihre Eltern sind nach Israel ausgewandert, weil die Generation der Großeltern fast alle umgekommen sind in Auschwitz, Birkenau und all den anderen furchtbaren Lagern.

Und jetzt singen sie die jungen Israeli die deutsche Nationalhymne. Warum? Hab ich sie gefragt. „Weil der Bundespräsident uns versteht.“ Haben sie gesagt. „Wir haben zwei Heimaten. Eine in Israel. Und eine hier, im Rhein-Maingebiet. Wir lieben die jüdische Kultur und Tradition unserer Eltern. Und wir lieben die rheinhessische Lebensart. Wir bewundern eure Gewissenhaftigkeit und Lebensfreude. Und ja- wir würden auch gern in Deutschland leben.“

Mich hat das sehr berührt und ich empfinde es als ein großes Geschenk. Das Vertrauen, das die beiden jungen Israeli uns Deutschen entgegenbringen. Dass sie einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen und mit uns etwas Neues aufbauen wollen. Mit Einigkeit und Recht und Freiheit.

Die gilt ja nicht nur für uns, die wir einen deutschen Pass haben. Sondern für alle, die mit uns in diesem Land leben und arbeiten. Ich hoffe sehr, dass wir ihr Vertrauen nie wieder enttäuschen.

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SWR3 Gedanken

Der liebe Gott ist ein alter Mann mit Rauschebart und wohnt im Himmel. Das Gerücht hält sich leider hartnäckig. Aber es stimmt nicht.
Gott hat keinen Rauschebart, Gott hat eine Glatze. Und er wohnt auch nicht im Himmel, sondern in Atlanta. Als ich ihn gesehen habe, war ich tief berührt. Wie er ein Baby in den Armen hält. Es hin und herwiegt, über den Kopf streichelt und dazu singt. Was will ein alter Mann, sichtlich über die 70 mit einem Baby? Habe ich mich gefragt.

Aber- er will gar nichts. Ist einfach da. Hält das Kind in den Armen, streichelt es und singt so zärtlich, wie seine alte, verknarzte Männerstimme das vermag: „You are my sunshine, my only sunshine.“ Zweimal die Woche macht er das. Seit 12 Jahren. Besucht Babies, die ihre ersten Lebenswochen oder sogar –Monate im Krankenhaus verbringen müssen. Ohne Mutter und Vater. Weil die zu weit weg wohnen, weil sie zu arm sind, um täglich bei ihrem Kind im Krankenhaus sein zu können.

Gestreichelt und gehalten werden- für Babies in den ersten Lebenswochen ist das überlebenswichtig. Deshalb ist er da. David Deutchmann, der Baby Buddy, der professionelle Snuggler- also „Baby Kuschler“. Unter seinen Händen hören die Babies auf zu schreien, entspannen sich, schlafen besser, nehmen an Gewicht zu. Die Krankenschwestern messen das nach und bestätigen es.

„Warum machst du das bloß?“ wird er oft von seinen Freunden gefragt. Die ihre alten Tage lieber in ihrer Rentnergemütlichkeit verbringen. Denen sagt David Deutchmann: „Ihr habt keine Ahnung, wie groß das ist, was ich erlebe! Manchmal pinkeln mich die Babies an, manchmal spucken sie Milch über meinen Pullover. Aber es ist der beste Job, den ich je hatte.“
Ja, ich glaube, der liebe Gott ist ein alter Mann mit Glatze. Und er singt: „You are my sunshine, my only sunshine.“

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SWR3 Gedanken

Husten, Schnupfen, Fiebergrippe- jetzt im Herbst kann man sich wieder mit allerhand Krankheiten anstecken. Und nicht nur damit. Auch schlechte Laune, schlechte Manieren und unflätige Sprache sind hochgradig ansteckend. Am besten, man macht einen großen Bogen darum.

Man kann sich aber nicht nur mit Krankheiten anstecken. Auch Gesundheit ist ansteckend. Ja, die gibt’s nämlich auch! Und viele tragen sie in sich. Leute, die einem am zB. am Morgen mit einem Lächeln begrüßen. Sehr ansteckend, das Lächeln. Oder die, die einem die Tür aufhalten, einen Platz im Bus freimachen. Oder den Kinderwagen die Treppe runtertragen. Sehr schwierig, da noch muffelig zu bleiben. Und ganz schlimm: Leute, die lauthals lachen. Im Bus, im Büro. Schier unmöglich, sich vom Gelächter nicht anstecken zu lassen.

Aber es geht noch krasser. Im Herbst 1989 zB. , als in Leipzig tausende auf die Straße gegangen sind und demonstriert haben, als russische Panzer schon in Stellung waren, als die Welt den Atem angehalten hat. Da hat die Polizei Demonstranten zusammengeknüppelt und weggekarrt. Aber die Gewalt war nicht ansteckend.  

Warum? Weil alle gerufen haben: Keine Gewalt! Keine Gewalt! Der Politiker Rainer Eppelmann war damals mittendrin und er hat zu mir gesagt: „Keine Jewalt! Det war wie ne ansteckende Jesundheit!“ 

So eine Gesundheit wünsche ich mir öfter. Keiner hat sie für sich allein. Man hat sie gemeinsam. Wird von ihr ergriffen und inspiriert. Die Bibel nennt es den „Heiligen Geist“. Ein Spirit, der gesund macht.

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