Alle Beiträge

Die Texte unserer Sendungen in den SWR-Programmen können Sie nachlesen und für private Zwecke nutzen.
Klicken Sie unten die gewünschte Sendung an.

Filter
zurücksetzen

Filter

Datum

SWR1

    

SWR2

   

SWR4

   

Autor*in

 

Archiv

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

14MAI2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Sind Sie ein starker Mann? Woran machen Sie es fest? Mann kann auf die Hantelbank gehen und Gewichte auflegen. Oder Mann kann sich aufs Fahrrad setzen und 1 Stunde lang 100 Watt treten. Oder 150. Je nach Form und Alter. Ich finde das gut und bewundernswert, wenn Sie als Mann in diesem Sinn „stark“ sind. Ohne Ironie. Ich wäre manchmal gern auf diese Art stärker.

Ich finde, es gibt aber auch andere Qualitäten, die uns Männer „stark“ machen. Z.B. wie wir mit jemand umgehen, der krank ist. Mit mir selber und anderen.

Ich kenne Männer, die werden schwach, wenn sie einen Krankenbesuch machen sollen. Schon gar im Krankenhaus. „Ich weiß nicht, was sagen. Und allein schon der Geruch macht mich fertig.“ Hat ein starker junger Mann zu mir gesagt. Wenn er es vermeiden kann, umgeht er Krankheit. Ich glaube, mancher starke Mann kann auch nicht gut aushalten, wenn er selbst krank ist. Eine Sportverletzung ist oK. Das ist ja beim Starkmachen passiert. Da ist man verletzt. Aber krank. Das ist anscheinend für manchen zu viel Schwäche.

Denn erst mal geht es darum, stark zu sein. Und wenn man krank ist, ist man nicht stark. Anscheinend. Mann selber hält sich nicht gut aus, wenn man schwach ist. Und mancher erträgt auch nicht gut, wenn andere schwach scheinen. Mancher Mann hält Kranksein für schwer vereinbar mit Starksein.

Dabei mache ich oft eine andere Erfahrung. Ich glaube, beim Kranksein müssen Menschen oft stärker sein als beim Gesundsein. Wenn ich strotzgesund bin, bin ich einfach stark. Wer krank ist, muss was aushalten. Schmerzen. Sich mit seiner „Schwäche“. Und Kranksein erfordert oft viel Kraft. Geistige, körperliche und seelische. Es kann anstrengen, gesund zu werden.

Ich finde es darum ein Zeichen von Stärke, wenn man als Mann annehmen kann, wenn man krank ist. Und wenn ich Hilfe annehmen kann. Und es ist auch Stärke, wenn ein Mann zu jemandem hält, der oder die krank ist. Wenn man Kranksein nicht überspielt. Und die, die krank ist, für voll nimmt. Auch wenn wir Menschen schwach sind, sind wir vollwertig.

Ich finde es erstaunlich und stark, dass dieses Bild vom Menschen schon Paulus in der Bibel vor 2000 Jahren gefunden hat. Er war anscheinend nicht der Gesündeste. Erst wollte er seine Schwäche loswerden. Aber sie blieb. Und dann hat er sie annehmen können. „Gott hat mir deutlich gemacht,“ hat Paulus geschrieben: „Du brauchst nicht mehr als meine Gnade. Denn meine Gotteskraft kommt gerade in der Schwäche zur Geltung.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33103
weiterlesen...

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

13MAI2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Die Erde ist nicht perfekt. Nicht nur, weil es Viren gibt. Aber sie ist doch auch ein großes Kunstwerk.
Großartig schöne Landschaften. Eine Pracht und Vielfalt an Leben. Unter einem hohen Himmel. Wir Menschen kriegen es oft nicht gebacken, das Leben so schön sein zu lassen, wie es sein könnte. Wenn man Dummheit, Gier und Gewalt von der Erde ausrotten könnte. Oder sie wenigstens hinter sich lassen? Wieder leicht leben. Menschen umarmen. Wie im Himmel.

Von der Sehnsucht nach Himmel erzählt auch die Geschichte von Christi Himmelfahrt in der Bibel. Ich erzähle sie nach:
Die Römer hatten Jesus hingerichtet und trotzdem ist er seinen Freundinnen und Freunde weiter nah geblieben. Er war da. Auferstanden, nicht tot. Er hatte in sie die Sehnsucht nach Himmel eingepflanzt mit seinen Worten und Taten. Manchmal haben sie ihn körperlich gespürt. 40 Tage lang war Jesus seinen Freunden so nah. Aber dann hat es aufgehört. Auf einmal ist er weg. Die Bibel hat das ein bisschen ausgemalt. Für uns heute vielleicht zu bildhaft. In alten Kirchen gibt es Gemälde davon: Da stehen die Freunde und Freundinnen Jesu und schauen in den Himmel. Sehen aber nur noch eine Wolke, Jesus nicht. Sie gucken ihm nach, sehnen sich nach ihm und seinem Himmel. Aber der scheint unendlich weit weg.

Aber während sie noch gucken, werden sie neu „eingenordet“ in der biblischen Geschichte. Genauer gesagt: „Geerdet.“ Zwei junge Männer haben sie angesprochen, mitten hinein in ihre Himmelsträumerei.

„Ihr Männer, sagen die beiden, „was steht ihr da und schaut in den Himmel? Jesus ist bei Gott, seinem Vater – im Himmel.“ Und ihr seid jetzt seine Botschafter hier, auf der Erde. Seine Zeuginnen. Wendet Euch der Erde und den Menschen zu, wie er das getan hat.“

Zwei Dinge sagt mir die Geschichte heute an Christi Himmelfahrt: Das erste: Es gibt den Himmel. Die Welt Gottes. Die Sehnsucht nach einer neuen Erde ist in uns. Wir Menschen sollten diese Sehnsucht in uns zulassen und aufpassen, dass sie nicht verkümmert. Gott und sein Himmel sind in der Nähe. Auf der Erde noch nicht ganz angekommen. Aber Himmel ist möglich, wenn man auf ihn hofft. Unsere Erde könnte viel Himmel vertragen.

Das zweite: Manchmal schmerzt es, weil man spürt, wie sehr der Himmel fehlt. Aber es spornt auch an und gibt Energie. Wenn man an den Himmel glaubt, dann kann ich mich auch darum kümmern, dass die Erde besser wird. Dass wir das Leben schöner machen, heiterer und wärmer. Erst recht nach der Virenzeit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33102
weiterlesen...

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

12MAI2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Manchmal reicht ein Ereignis. Und dann steht man da. Positiv überrascht. Oder auch ein bisschen durchgeschüttelt. Je nachdem. Ich vermute, sie kennen das. Ein Ereignis kann mir zeigen: Planen ist nicht. Ich habe grade so etwas hinter mir. Eigentlich war es gar nichts Großes und trotzdem.

Am Anfang des Jahres habe ich meine festen Termine in den Kalender eingetragen. Projekte geplant. OK Urlaub, war unsicher. Aber dass sich beruflich eine Menge ändern wird, auch das hat sich in der Jahresplanung niedergeschlagen. So weit, so planbar. Es ist ja gut, dass wir das können. Ohne Struktur und Aussicht tue ich mich jedenfalls schwer.

Aber dann ist was dazwischengekommen. Stand nicht im Kalender. Hat sich reingedrängt. Und ich weiß, andere erleben viel größere Dinge. Erschütterndes oder Erhebendes. Eine neue Liebe z.B., die unerwartet kam. Klar ist mir geworden:

Manchmal sind unsere Lebenspläne ziemlich wackliges Gebälk.
Und mir ist dieser alte Satz eingefallen. Obwohl ich den eigentlich gar nicht so mag.

„Der Mensch denkt, Gott lenkt“. Inzwischen finde ich, irgendwie ist was dran an dem Satz. „Der Mensch denkt und Gott lenkt.“ Ich will nicht sagen, dass jedes große oder kleine Ereignis, das unsere Pläne verwirrt und unterbricht, quasi von Gott geschickt ist. Manche Ereignisse sind auch einfach zu dunkel.

Aber erinnert hat mich der Spruch: Es gibt Ereignisse, die sind unverfügbar. Die kommen, ich habe sie nicht erdacht, nicht geplant, aber ich kann sie annehmen. Vielleicht sogar von Gott. Als Geschenk oder als Aufgabe. Verbunden mit der Bitte, Gott soll mich begleiten, dass was Gutes daraus wird.

Was mir diese Unverfügbarkeit noch sagt:
Du kannst nicht mit dem Unverfügbaren rechnen. Das macht es ja unverfügbar, dass man es nicht vorherberechnen kann. Aber stell Dich irgendwie darauf ein, dass Unverfügbares kommen kann. Dass das Leben aus der Spur springen könnte, die Du Dir ausgerechnet hast.

Und wie kann man leben mit dem Unverfügbaren, wenn es da ist. „Der Mensch denkt und Gott lenkt.“ Eines geht immer: Ich kann Gott klagen, wenn was passiert, was das Leben durcheinanderbringt. Oder Gott loben, wenn es was Schönes ist.

Und wenn ich so ein Ereignis mit Gottes Hilfe annehmen kann, dann kann ich üben und mir sagen: Ok, so ist es jetzt. Ich hoffe, Gott geht mit. Und lässt mich nicht im Dunkeln tappen. Vielleicht lenkt er ja nicht jeden Schritt, aber dabei ist er, bei den Schritten, die ich versuche. Und plane.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33101
weiterlesen...

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

11MAI2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

„Junge Mütter flunkern sich ihre Mamawelt oft schön. Das war bei uns so und heute auch.“ Hat mir eine mehrfache Mutter gesagt. Und seit ich da hellhörig bin, höre ich das öfter.

Sätze wie: „In so einer Mamagruppe könnte man meinen: Kleine Kinder zu haben das ist immer nur ‚Friede Freude Eierkuchen‘. Dabei weiß jede und jeder, Kinder können einen an den Rand der Kräfte bringen. Nicht alles easy.“

Wenn ich das zuspitze, heißt das: Junge Mamas oder Eltern üben sozialen Druck aufeinander aus und machen einander eine Fassade vor. Nach dem Motto: Was, dein Kleiner schläft noch nicht durch?

Woher dieser Hang zur Fassade. Könnte man die Schattenseiten des Kinderhabens nicht besser aushalten, wenn man von anderen weiß, denen geht es auch nicht immer gut?

Warum der Druck zur Fassade? Ist es immer noch so? Kinderhaben, Mama und Papa sein, muss das Größte und Schönste sein auf der Welt? Ohne Makel und Schatten.

Bloß, dabei geraten die, die das auch anders erleben, in Stress. Dann kann man nicht mal sagen: „Nein bei uns nicht. Ich bin manchmal am Ende mit den Nerven. Ich liebe mein Kind, aber es kann auch furchtbar anstrengend sein.“ Diese scheinbar „Unperfekten“ fühlen sich dann schnell, als könnten sie es nicht. Und machen sich ein schlechtes Gewissen. Zu Unrecht.

Ich glaube, ehrlich macht man es sich leichter. Dann kann man einander helfen. Wenn man sagen kann, heute gehen wir auf dem Zahnfleisch. Und Kinder zu haben, ist manchmal nicht der reine Hort des Glücks.

Überhaupt: Kinder und Glück. „Die Zeit vor den Kindern, die war als Paar oft unbeschwert glücklich. Wir haben so viel zusammen gemacht,“ hat eine Mama gesagt.

Kinder verändern solche Glücksphasen. Vielleicht muss man das annehmen: Entweder, dass Glück mit Kindern sich anders anfühlt als Paarglück.

Oder vielleicht fängt mit Kindern ja eine Lebensphase an, bei der Glück nicht das Erste ist, sondern Sinn. Wo das Lebensgefühl heißt: Leben ist gut, weil es sinnvoll ist. Kinder können dem Leben einen anderen Grund einziehen. Man ist nicht mehr nur für sich da, sondern für jemand anderes. Vielleicht ist es so, dass das Leben selbst aus einem Kind mich um etwas Grundsätzliches bittet: Sei für mich da, auch wenn es anstrengend ist. Auch wenn es Nerven kostet. Tu es für mich. Für das Leben. Und wenn man es hinkriegt, das Beste zu geben. Ich glaube, das ist Liebe, ganz praktisch. Dann muss man keine Fassade vormachen. Die Kraft spart man besser, um beim Kind zu wachen, wenn es Zahnweh hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33100
weiterlesen...

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

10MAI2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Was will dieser kleine Bagger? Der ist doch total überfordert. Erinnern Sie sich an dieses Bild? Da war dieses Riesencontainerschiff im Suezkanal stecken geblieben. Was hat man nicht alles versucht, um es wieder flott zu kriegen. Hilflos hat es ausgesehen, als ein Bagger vom Ufer aus versucht hat, mit seiner kleinen Schaufel Sand unter dem Riesen herauszubuddeln.

Was soll das bringen, der ist total überfordert? Aber das Verrückte: Am Ende ist der Riese freigekommen. Viele hilflos aussehende Maßnahmen haben gewirkt. Jeder Versuch für sich, wirkte überfordert.

Der kleine Bagger ist für den Journalisten Dirk von Gehlen so etwas wie das Foto unserer Zeit. Es bringt das Lebensgefühl auf den Punkt, das viele von uns haben. „Überforderung ist kein Problem, sondern der Defaultmodus der Gegenwart“, sagt er.

Der Defaultmodus: Also nicht der Ausnahmefall, sondern der Normalzustand. Die Welt und ihre Herausforderungen, jeden Tag. Sie überfordern mich oft als Einzelnen. Wie den kleinen Bagger im Suezkanal. Die Welt ist aus den Fugen, sagen wir. Und der Versuch, sie in Fugen zurückzuzwingen, ist so anstrengend. Oft weiß man nicht, wo man anfangen soll. Wenn an einer Stelle etwas in Ordnung kommt, tun sich neue Baustellen auf.

„Überforderung ist für ganz viele Alltag.“ Vielleicht steckt in dieser Erfahrung von Dirk von Gehlen aber auch etwas Gutes.

Vielleicht ist sie ja nicht mehr so schlimm, wenn ich weiß, den anderen geht es genauso. Und vielleicht muss es uns nicht so schrecken, dass die Welt aus den Fugen scheint. Müssen wir Menschen es wirklich schaffen, diese unendlich komplexe Welt so hinzutrimmen, dass sie am Ende aussieht wie ein frisch verfugtes Badezimmer? Vielleicht geht das gar nicht und wir sind darum so überfordert. Vielleicht ist die Welt so ja gar nicht gemeint. Weil sie dafür viel zu komplex und zu lebendig ist.

„Überforderung ist kein Problem, sondern die Regel.“
Für mich ist das auch ein christlicher Gedanke. Fast ein Glaubenssatz. Er könnte mich gelassener machen und mir Vertrauen schenken. Vielleicht funktioniert die Welt ja, weil sie so ein komplexer Organismus ist. Und die Bauherren sind am Ende nicht Menschen, sondern ein größerer. Diese Welt ist im Werden. Immer neu, jeden Tag. Und ich bin halt ein kleiner Bagger. Und Sie auch. Und am besten baggern wir zusammen an den großen Problemen unserer Welt. Mit Gottes Hilfe. Und vielleicht kommt dann so ein großes Containerschiff immer wieder auch frei. Verrückt ne?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33099
weiterlesen...

SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

09MAI2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Ich mag das Wort „Mama“ immer noch lieber als „Mutter.“ Obwohl meine „Mama“ inzwischen über 90 ist. „Mutter“ oder „Muttertag“ sind mir ein bisschen fremd. Ich hoffe, Sie verstehen das nicht falsch, wenn Ihnen „Mutter“ besonders nah ist. Vermutlich hängt das ja davon ab, woran man sich gewöhnt hat. „Mutter“ oder „Mama“ oder was auch immer.

Jedenfalls, denke ich, für die meisten von uns ist das eine ganz „tiefreichende“ Beziehung im Leben. Erst recht für Sie, wenn Sie selber auch Mama oder Mutter sind.

Dann ist das Wort doppelt gefüllt. Mit dem, was Sie mit Mama oder Müttern erlebt haben. Und wie Sie selbst Mama sind mit Ihren Kindern, das liegt dann auch drin im „MamaWort.“

„Tiefreichend“. Geht es nicht herzlicher, leichter. Ich finde tiefreichend passt. In einer Mama-Kind Beziehung kann sehr viel drin sein. Hohes und tiefes, wunderbar heiter leichtes, aber auch Schatten. Verletzungen, die man einander zugefügt hat. Wir kriegen als Menschen ja nicht immer alles so hin, wie wir gern würden. Tiefreichend ist für mich ein gutes Wort. Und wenn man im Ganzen dankbar und versöhnt sein kann. Dann ist es gut.

Für mich passt zu diesen Gedanken auch ein Satz aus der Bibel. An einer Stelle wird das Wort „Mutter“ oder „Mama“ besonders geadelt. Es wird mit „GOTT“ in Verbindung gebracht. „Du, Gott, tröstest wie einen eine Mutter tröstet.“ Dass Gott als ‚Mutter‘ gelobt wird, wird nicht daran festgemacht, dass Mütter Kinder auf die Welt bringen. Dafür werden Mütter eher mal von Staats wegen gelobt.

Das „Mamalob“ in der Bibel macht sich fest am Trösten. Wie sie durchs Leben begleiten. „Trösten“, also dass sie da gewesen ist, wenn einem das Leben weh getan hat oder tut. Wenn man sich als Kind z.B. die Knie blutig geschlagen hat. Und das beste Pflaster war, dass sie so gut pusten konnte.

Oder wenn einem als Erwachsener das Leben den Boden unter den Füßen wackelig macht. Aber man keine klugen Ratschläge braucht. Sondern einfach nur gefragt werden muss: „Und wie geht es Dir, echt“? Und man weiß dann als Erwachsener: ‚Ihr muss ich nix vormachen. Ihr kann ich auch sagen: Nicht gut, geht’s mir.‘ Und man weiß, sie wird das zulassen und hält das mit aus.“ Weil es so ist, wie es ist. Das ist Trösten.

Ich finde, Mutter oder Mama müssen einen nicht emotional total wärmen. Wenn sie ein Anker war oder ist und verlässlich oder wenn sie Linzertorte backen konnte. Dann ist „Mama“ das richtige Wort, mit dem man auch GOTT loben kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33098
weiterlesen...

SWR2 Lied zum Sonntag

02MAI2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Wir Menschen sind Resonanzwesen. Zu leben bedeutet doch, das Leben, das man in sich trägt, zum Klingen zu bringen. Hörbar für andere. Ich habe mir erzählen lassen, es hat ein paar Klapse gebraucht nach meiner Geburt, bis ich Resonanz gegeben habe. Aber dann.
Und ich erzeuge auch Resonanz bei anderen. Ich schaue andere Menschen an, ich spreche zu Ihnen, ich schäkere mit einem Kind. Und ich sehne mich nach Antwort und freue mich daran. Das Lied, das ich heute mitgebracht habe, singt davon. Auf scheinbar einfache, jedenfalls eingängige Weise. Leben will Resonanz. Lieber eine schrille Antwort als tonloses Schweigen. „Ich sing Dir mein Lied“, diese Zeile kehrt immer wieder. Sie setzt darauf, dass mein Leben seinen alles umfassenden Resonanzkörper in GOTT hat.

Musik 1 Ich sing Dir mein Lied 

Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Die Töne, den Klang hast du mir gegeben
von Wachsen und Werden, von Himmel und Erde,
du Quelle des Lebens, dir sing ich mein Lied.

Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Den Rhythmus, den Schwung hast du mir gegeben
von deiner Geschichte, in die du uns mitnimmst,
du Hüter des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

Der Pfarrer und Liedermacher Fritz Baltruweit hat das Lied in den Kirchen hierzulande bekannt gemacht. In viele neuere Gesangbücher hat es Einzug gefunden. Der Text ist aus dem Französischen übertragen: „Je chante pour toi un nouveau cantique“. „Ein neues Lied singe ich Dir.“ Der Anklang an den biblischen Psalm 96 ist deutlich. Dort werden Menschen animiert, das was sie erleben, vor Gott auszudrücken. Vielleicht um auch Gott zum Klingen zu bringen. Jedenfalls um deutlich zu machen, Leben will Resonanz. Sogar im Himmel.
Die Melodie stammt ursprünglich aus Brasilien. Diesen Rhythmus, in der folgenden Version kann man ihn hören: Leben ist Musik und immer wieder auch Tanz, z.B. wenn ihm das Glück widerfährt, heil zu werden trotz Verletzungen. 

Musik 2 Ich sing Dir mein Lied 

Ich sing dir mein Lied, in Ihm klingt mein Leben.
Die Tonart, den Takt hast du mir gegeben
von Nähe, die heil macht – wir können dich finden,
du Wunder des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Die Höhen, die Tiefen hast du mir gegeben.
Du hältst uns zusammen trotz Streit und Verletzung,
du Freundin des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

Im Psalm 96 werden Menschen inspiriert, ihre Lebenserfahrungen zu singen und sie in Namen für GOTT zu übersetzen. Ähnliches tut das moderne Lied auch: „Quelle des Lebens, Hüter des Lebens,“ wird Gott genannt. „Freundin des Lebens“, die Menschen zusammenhält, trotz Streit und Verletzung. Ja, es kann übel sein, wie wir Menschen auf andere einwirken. Darum ist mir die Perspektive sehr lieb, wie  die letzte Strophe GOTT nennt: „Du Zukunft des Lebens.“ Gute Zukunft, hoffentlich.

Musik 3 Ich sing Dir mein Lied

Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.
Die Töne den Klang hast du mir gegeben
von Zeichen der Hoffnung auf steinigen Wegen
du Zukunft des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

--------

Musik 1
„Ich sing Dir mein Lied“ track 15 aus CD Baltruweit, Gott gab uns Atem
Musiken 2 und 3:
„Ich sing Dir mein Lied“ track 9  aus CD „Carien Wijnen, Leben“, Rainbow Woman Production

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33074
weiterlesen...

SWR1 Begegnungen

18APR2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in
Fabian Vogt Copyright: EKHN / Bonnard

Wolf-Dieter Steinmann, trifft Pfarrer Dr. Fabian Vogt. Pfarrer, Autor und Projektleiter des „Luthermoments“ 2021 in Worms.

 1521 - 2021

Es gibt Momente im Leben, da kommt es drauf an, einzustehen, für das was wichtig ist. Sich nicht zu verstecken. „Luthermomente“ nennt Fabian Vogt sie. Als Projektleiter der Kirche hat er die Erinnerungsfeiern an den „Luthermoment“ in Worms heute vor 500 Jahren gemanagt. Luther sollte widerrufen. Seine Kritik an Kirche und Staat verstummen lassen. Aber: er ist sich treu geblieben, seinem Gewissen, der Bibel und der Vernunft.

Und das ist auch noch mal neu die Geburtsstunde der Idee: Jeder Mensch hat das Recht auf eine eigene Meinung. Und damit wirklich ein großer Moment der Zivilcourage und der Haltung.

In der Nacht zuvor muss was passiert sein. Gestern, am 17. war Luther noch geschockt von der geballten Macht. Er wollte diskutieren. Sie ihn ruhigstellen.

Am nächsten Tag ist er auf einmal selbstbewusst. Ich glaube, irgendwie hat ein Perspektivwechsel für ihn stattgefunden: ‚Nein, ich will mutig sein.‘ Ich glaube, Luther hatte Grund zur Angst und gleichzeitig Grund zur Hoffnung und er hat sich für die Hoffnung entschieden.

Wie kann man sich entscheiden? Fabian Vogt geht davon aus, Luther hat seine Freiheit aus dem Glauben gezogen. Und er wollte die schlimmen Missstände einfach nicht mehr hinnehmen.

Aufzustehen, wenn ich merke, es läuft etwas im Gesamtsystem Gesellschaft schief. Für Luther war das klar, die Botschaft von der Liebe Gottes ist eine befreiende wunderbare schöne Botschaft. Und die Strukturen und Traditionen der Kirche haben ganz viel davon verdunkelt.

Optimismus: ‚Na, es wird schon gut gehen.‘ Der reicht in so einer gefährlichen Herausforderung nicht. Man muss sich an etwas fest machen können. Weil man nicht weiß, ob es gut ausgeht.

‚Ich weiß, von meinem Gott bin ich geliebt und das gibt mir die Kraft.‘ Heute wünsche ich mir, dass viele Christinnen und Christen diese Erfahrung machen, auch zu sagen: „Ich lass mich von der Welt nicht so leicht beunruhigen, weil ich da einen inneren Halt hab.

Fabian Vogt feiert den Luthermoment damals, weil es ihm um heute geht. Er wünscht sich mehr Christenmenschen, die liberal und fromm gleichzeitig sind.

Ich finde, dass wir oft dazu neigen, zu gucken, mögen uns alle? Für Luther, alles was er tut, kommt aus seinem Glauben heraus. Und wenn Kirche sich zu gesellschaftlichen Herausforderungen äußert – was alles wichtig und alles gut ist – möchte ich gern, dass sie deutlich macht, warum ihre Meinung aus einer Glaubensperspektive kommt.

Ich sage darum als Christ zu Klimaschutz lieber „Verantwortung vor Gott für die Schöpfung“. Das ist für mich umfassender. Oder Fabian Vogt erinnert sich, was ein Verantwortlicher vom Radio von ihm erwartet hat.

Sagt der damalige Wellenchef zu mir – gar nicht kirchlich sozialisiert: „Wenn wir Ihnen schon unsere wertvolle Sendezeit zur Verfügung stellen müssen, habe ich nur eine Bitte an Sie: reden Sie von Gott.“

Wenn man von Gott redet, geht es ums Ganze, um Leben, Liebe, Gerechtigkeit und die eigene Meinung ins Gespräch zu bringen mit anderen. Fabian Vogt würde es auch gefallen, wenn so ein Luther am Familientisch sitzen würde.

So ein guter Opa Luther wäre da toll: „Sei mutig, weil Du Dich getragen weißt, und das b) „lebe Dein Leben selbst, lass das Leben nicht von irgendjemand leben. Du brauchst ein Wertesystem, auf dem Du lebst, aber Du bist Dir selbst und Deinem Gott gegenüber verantwortlich.

„Luthermomente“ gibt es auch heute, findet Fabian Vogt.

Mein, dein „Luthermoment“

Heute vor 500 Jahren war Worms der Nabel der Welt. Martin Luther stand vor dem Kaiser. Er sollte widerrufen. Hat er nicht. Ein wagemutiger „Luthermoment“. Fabian Vogt ist Pfarrer, Autor und Projektleiter für die Feiern zum Luthermoment. Manches hat Corona „verhagelt“. Trotzdem: Auch die kreativen medialen Formen miteinander zu feiern bergen für ihn kostbare Momente:

Wir haben z.B. so ne social media Aktion gemacht, wo wir Leute eingeladen haben: „Erzählt doch mal, was sind denn für Euch so Momente, in denen ihr gemerkt habt: ‚Jetzt kommts darauf an.‘“ Toll, wenn dann ein Kind zurückschreibt: ‚In meiner Klasse ist jemand gemobbt worden und da habe ich gesagt: Jetzt sag ich mal was, ich guck nicht weg.‘

Darum ist für ihn auch die entscheidende Frage, die er sich und mir und vielleicht auch Ihnen stellt:

Was ist mein Luthermoment heute, was ist Dein Luthermoment? Wo können wir selber was dazu beitragen, dass Fehlentwicklungen in der Gesellschaft behoben werden?

Luther-Moment, sagt er bewusst. Es geht nicht um die Person. Der hatte viele Schattenseiten. Hat die Bauern hängen lassen, Juden verteufelt. Gut, dass wir Kirchen das klar bekennen und revidieren. Es ist darum kein Zufall, wenn Fabian Vogt an Oskar Schindler erinnert, der im Zweiten Weltkrieg Juden gerettet hat.

Es gibt diesen wunderbaren Satz, den Oscar Schindler von den Juden, die er gerettet hat, gesagt bekommen hat: „Wer nur ein Menschenleben rettet, der rettet die ganze Welt.“
Und man rettet Menschen auch nicht nur, indem man sie sozusagen vor dem Tod bewahrt, sondern vielleicht auch vor Traurigkeit, vor Angst, vor Unentschlossenheit, vor Kleinmut.

Wir leben in einer Nachheldenzeit. Viele, die man zu Helden machen will, strahlen nicht lupenrein. Aber das kann sie mir vielleicht sogar näherbringen und mich selbst herausfordern.

Mir geht’s darum zu sagen, ich feiere einen Moment, in dem ein Mensch etwas vorgeführt hat, von dem ich denke, da ich kann heute was lernen.

Drei Grundsätze findet Fabian Vogt deshalb immer neu beherzigenswert und zum Umsetzen.

Wenn ich erkenne, bestimmte Werte sind richtig, dann kann es sein, dass es manchmal wichtiger ist für diese Werte einzustehen, als an die eigene Sicherheit zu denken.

Und wenn ich Unrecht entdecke, dann nicht wegzuschauen, sondern zu benennen. Zu sagen: ‚sorry, ich geh dazwischen.‘ Bei Luther war auch immer im Vordergrund, nicht nur zu sagen: ‚Ich bin dagegen, ich mach auch was.“

Ich habe manchmal das Problem, dass mir die Widerstände oder die Gegenüber zu groß vorkommen und mich einschüchtern. Fabian Vogt findet, da kann auch Theresa von Avila Mumm geben. Eine toughe Christin, Zeitgenossin von Luther. Die hat mal gesagt:

 „Gott und ich, wir beiden sind immer die Mehrheit.“ Ich glaube, dass das Luther auch irgendwie geholfen hat. Das Wissen, ich habe einen noch höheren Herrscher auf meiner Seite: Möglicherweise wird er mir nicht helfen, wenn ich jetzt hier irdisch angegangen werde. Aber das, wofür er steht, ist so viel größer, dass dann diese Menschen, die vor mir sind, doch einfach nur Menschen sind.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33001
weiterlesen...

SWR4 Sonntagsgedanken

11APR2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Ach schön, dass wieder Frühjahr ist! Wärmer und heller. Und wenn man nachts aufwacht und nicht mehr einschlafen kann, dann dauert es nicht mehr ganz so lang, bis es hell wird

Vielleicht kennen Sie das auch, im Winter können Nächte arg lang werden. Tausend Sachen beschäftigen einen und im Kopf geht es zu wie einem Affenkäfig. Es will keine Ruhe einkehren. Dabei kann man die Dinge in der Nacht eh nicht lösen. In solchen Nächten kriecht die Zeit manchmal wie eine Schnecke. Aber, Gott sei Dank haben wir die langen Nächte hinter uns. Gott sei Dank ist Frühjahr. Mir tut das gut. Ich hoffe, Ihnen auch.

Mit dem Frühjahr ist Ostern gekommen und hat sich von Corona nicht aufhalten lassen. Ostern ist für Christen der Frühjahrsbote an sich. Das höchste Fest. Und das wichtigste. Eigentlich die Überschrift über das Leben überhaupt. Als Christ glaube ich nicht, dass das Leben sich immer nur im Kreis rumdreht:
So etwa: Mal ist es halt dunkel, dann hell und dann wieder dunkel.
Bei Gott geht es grundsätzlich ins Helle. Es bleibt nicht auf ewig dunkel.
Das erzählt mir Ostern.

Es gibt ein Lied, da ist das schön ausgedrückt. Das Leben will und führt ins Helle. Die Nacht geht rum und es wird Morgen. „Harre meine Seele“, heißt das Lied. Darin gibt es diese zwei Zeilen:
„Sei unverzagt, bald der Morgen tagt, und ein neuer Frühling, folgt dem Winter nach.“

Eigentlich wäre es gut, wenn man das Lied immer parat hätte, wenn man nachts aufwacht. „Sei unverzagt, bald der Morgen tagt.“ Aber manchmal drückt einem alles Mögliche auf die Seele. Und dann tut man sich schwer zu glauben, dass es „heller Morgen“ werden kann. Manchmal überwiegt die Nacht.

Das haben schon die Freunde von Jesu erlebt. Eigentlich hätten sie wissen können, dass Jesus auferstanden ist. Wird in einer Geschichte in der Bibel erzählt. (Joh 21)

Sie hätten wissen können, dass er nicht im Tod geblieben ist. Ein paar Frauen hatten es ihnen ja erzählt. Aber in ihnen war das noch nicht angekommen. Manchmal braucht man mehr Zeit, um etwas zu begreifen.
Und wenn die nur langsam rumgeht, dann sucht man nach Auswegen wie man sie rumkriegt. Petrus hat das auch so gemacht. Er ist nach dem Tod von Jesus mit den anderen dorthin zurück, wo sie hergekommen waren. An den See Genezareth. Sie waren ja Fischer von Beruf. Und jetzt sitzen sie da. Wissen nicht so recht wie weiter. Da sagt Petrus: „Ich geh fischen.“ Bevor man nur rumsitzt, macht man besser das, was man immer gemacht habe. Manchmal hilft es, in der Nacht, wenn man was tut. Dann geht die Zeit schneller vorbei. Bis zum Morgen. Bis es hell wird.

„Sei unverzagt, bald der Morgen tagt; und ein neuer Frühling folgt dem Winter nach,“ heißt es in einem Lied im evangelischen Gesangbuch. Ein bisschen ähnlich klingt für mich auch, was Udo Lindenberg gesungen hat: „Hinter dem Horizont; gehts weiter.“ Beide Lieder sagen mir: Das Leben ist kein ewiger Kreislauf.

Im christlichen Glauben steckt die Überzeugung: Am Ende der Zeit wird es hell. Und das hat mit Ostern zu tun, diese Zuversicht. Ostern, da ist Jesus auferstanden. Gott hat ihn ins Licht geholt. Das ist der Schluss.

Ja es stimmt: Manchmal ist Gott nah und freundlich, und manchmal ist der helle Gott verborgen. Aber Jesus ist das Gesicht Gottes und der war freundlich zu uns verletzlichen Menschen. Gott meint es mit uns Menschen gut. Auch wenn manche Nacht lang sein kann.

Ich habe schon erzählt, auch die Freundinnen und Freunde von Jesus haben das mit Ostern nicht gleich intus gehabt. Petrus und die anderen sind zurück an den See Genezareth. Nach dem Tod von Jesus. Und die ersten Nächte waren arg lang. Trauernächte. Und dann sind sie halt fischen gegangen, damit die Zeit rumgeht. Und das ist auch in Ordnung. Es kann einem helfen, wenn man sich beschäftigt.

Und manchmal kriegt so eine frühe Morgenzeit auch ihre eigene Ruhe und Kraft. Wenn man die Zeit nicht nur „totschlägt“, sondern spürt, Zuversicht kommt zurück und Leben.

Und dann man kann sich vielleicht auch auf den kommenden Tag freuen. Petrus und seine Kollegen, die waren zuerst ohne Zuversicht und ohne Freude beim Fischen. Da lag dann auch kein Segen drauf, wird in der Bibel erzählt. Sie haben nichts gefangen. Das ist nicht schön, wenn das was man tut, verpufft.

Aber dann passiert ihnen etwas Merkwürdiges:
Am Ufer taucht eine Gestalt auf. Es ist Jesus. Aber sie erkennen ihn nicht. Manchmal sehe ich nicht, dass Gott in der Nähe ist. Halte es nicht für möglich. Aber die Gestalt ruft ihnen zu. „Probiert es mal anders. Nehmt einen neuen Anlauf. Nicht bloß trostlos weitermachen, wie ihr es immer gemacht habt. Werft doch mal das Netz auf der rechten Bootsseite aus.“

Petrus und die anderen haben das gemacht. Das gibt es: Dass mich das Leben irgendwie neu anruft. Und ich bekomme Mut. Und die Zuversicht kommt zurück und auf einmal trägt das was ich tue, auch Früchte. Weil ich mich eingelassen habe darauf, dass das Leben und vor allem Gott es gut meinen.

Am Ende führen die Wege Gottes ins Helle. Auf den Winter folgt neuer Frühling. Nach Tod kommt Auferstehung. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen einen schönen Sonntag und eine gute erfreuliche Woche.

 

Johannes 21, 1-14

211Später zeigte sich Jesus seinen Jüngern noch einmal.
Das war am See von Tiberias und geschah so: 2Es waren dort beieinander: Simon Petrus, Thomas, der Didymus genannt wird, Natanael aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei weitere Jünger. 3Simon Petrus sagte zu den anderen: »Ich gehe fischen!« Sie antworteten: »Wir kommen mit.«
Sie gingen zum See und stiegen ins Boot. Aber in jener Nacht fingen sie nichts.

4Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Die Jünger wussten aber nicht, dass es Jesus war.
5Jesus fragte sie: »Meine Kinder, habt ihr nicht etwas Fisch zu essen?« Sie antworteten: »Nein!« 6Da sagte er zu ihnen:
»Werft das Netz an der rechten Bootsseite aus. Dann werdet ihr etwas fangen!« Sie warfen das Netz aus. Aber dann konnten sie es nicht wieder einholen, so voll war es mit Fischen.
7Der Jünger, den Jesus besonders liebte, sagte zu Petrus:
»Es ist der Herr!« Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr war, zog er sich seinen Mantel über und band ihn hoch.
Er war nämlich nackt. Dann warf er sich ins Wasser.
8Die anderen Jünger folgten im Boot und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Sie waren nicht mehr weit vom Ufer entfernt, nur etwa 100 Meter.9Als sie an Land kamen, sahen sie dort ein Kohlenfeuer brennen. Darauf brieten Fische, und Brot lag dabei.10Jesus sagte zu ihnen: »Bringt ein paar von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt.« 11Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war voll mit großen Fischen – genau 153 Stück. Und das Netz zerriss nicht, obwohl es so viele waren.
12Da sagte Jesus zu ihnen: »Kommt und esst!« Keiner der Jünger wagte es, ihn zu fragen: »Wer bist du?« Sie wussten doch, dass es der Herr war.
13Jesus trat zu ihnen, nahm das Brot und gab ihnen davon. Genauso machte er es mit dem Fisch.
14Das war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern zeigte, nachdem er von den Toten auferstanden war.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32922
weiterlesen...

SWR1 Begegnungen

21MRZ2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in
Gisela Schneider

Wolf-Dieter Steinmann trifft Dr. Gisela Schneider, Tropenärztin, Direktorin des DIFÄM (Deutsches Institut für ärztliche Mission) Tübingen

Mit Viren leben?!

Ich habe das Gefühl, im letzten Jahr ist meine Welt geschrumpft. Die Pandemie fordert meine Kraft hier, regt mich schon genug auf. Ich vermute, Gisela Schneider versteht das, aber gut finden? Sie war als Ärztin oft in Afrika, und es berührt sie, was Menschen im Regenwald von Guinea grade erleben: Ebola.

Die sind so arm, immer vergessen, und jetzt haben sie nicht nur Corona und Malaria und was sonst noch alles. Und jetzt kriegen sich auch noch Ebola obendrauf. Das führt dann schon zu einem gewissen Mitleiden, weil so einfach ist die Situation ja nicht zu ändern.

Sie macht mir deutlich, irgendwie ist es paradox. Ich gucke nur noch mit meinem deutschen oder europäischen Blick. Dabei:

Corona zeigt uns, dass es die Eine Welt ist. Das Virus hat sich in drei Monaten über den Globus verbreitet. Vergesst die andere Seite nicht.

Als wir uns getroffen haben, hatte sie den ganzen Tag Ärztinnen, Ärzte, Hebammen, Pfleger für Afrika, online weitergebildet. Wenn es um was so Persönliches geht wie Gesundheit, muss Medizin kultursensibel sein. Wir verstehen Gesundheit ganz individuell. Anders in Afrika.

Gesundheit heißt nicht, mir geht es gut. Gesund bin ich nur, wenn es auch meiner Familie gut geht. Wenn meine Beziehungen zu meinem Nächsten stimmen, und das ist für den Afrikaner auch wichtig, dass auch seine Beziehung zu Gott in Ordnung ist.

Gisela Schneider leitet das DIFÄM, ‚Deutsche Institut für ärztliche Mission‘. Der Verein unterhält in Tübingen eine Tropenklinik, baut mit anderen ein Hospiz und unterstützt 70 Projekte in Afrika. Dabei geht es hier wie dort um dasselbe: Im Mittelpunkt der Medizin soll der Mensch stehen.

Ein afrikanisches Sprichwort: „der Mensch ist die Medizin des Menschen“ ist das Leitwort. Wir bauen gemeinsam auch das Hospiz. Ich glaube, ich kanns nicht zulassen, dass Menschen allein sterben.

2014/15 war ich in Liberia in der Ebolaepidemie. Und da wurde ich von ´nem Bischof gefragt: „Sollen wir unsere Gottesdienste aufhören?“ Da habe ich gesagt: „Nein; wo Menschen Angehörige so verlieren, jetzt muss Kirche lebendig sein.“

Aus solchen Erfahrungen gewinnt Gisela Schneider auch ihre Haltung für hier.

Wir müssen mit dem Virus leben, verantwortlich, mit allem, was wir können. Aber auch lebensnotwendiges Sharing und mit Menschen teilen das muss es - glaube ich - geben.

Vor 40 Jahren, als junge Medizinstudentin, war sie zum ersten Mal in Westafrika. Sie beeindruckt mich, die Vision, die sie immer noch bewegt.

Ich habe sehr früh gesagt, ‚ich möchte mein Leben für etwas einsetzen, was sich lohnt.‘ Diese Welt, die eigentlich heil sein sollte und die verletzt ist und die leidet. Und hier einen Beitrag leisten zur Mission Gottes, diese Welt ein bisschen heiler, ein bisschen gesünder, gerechter zu machen. Ich glaube, das lohnt sich.

Impfgerechtigkeit

Dr. Gisela Schneider ist Ärztin, beseelt von der Vision: Diese Welt Gottes kann heiler werden. Für diese Vision hat sie lange in Afrika gearbeitet. ZB. mit HIV-Kranken. HIV war dort eine schlimme Krise: Kranke wurden ausgegrenzt. Der Westen hat Medikamente lange für sich behalten. Aber dann hat sie miterlebt, wie heilsam es war, dass sich beides geändert hat.

Ich erinnere mich an einen Mann, 59 Jahre alt, hatte seine Frau, eine Farm verloren, alles wegen HIV. Kam herein und sagte, ‚heute habe ich mir wieder eine Kuh gekauft und jetzt geht das Leben wieder los.‘
Mitzuerleben, wie Menschen ausgegrenzt waren und auch Kirche gemerkt hat: ‚Das sind nicht die Sünder und wir die Gerechten‘. Da haben wir schon ein Stück heil werden auch erlebt, und heil werden heißt für mich nicht immer, gesund werden.

Ich verstehe sie so: Ein Mensch kann krank sein und trotzdem aufgehoben, bei Menschen und Gott. Sie erzählt von einem 12 -jährigen Mädchen mit einem Tumor.

Dann haben Gemeindeälteste für diese Mädchen gebetet. Die Krankheit war immer noch da. Aber plötzlich war dieser Friede spürbar. Innerlich konnte sie etwas loslassen und ein paar Tage später in Frieden sterben.

Gisela Schneider zieht aus ihren Erfahrungen auch Schlüsse für den Umgang mit Corona: Ja, es ist eine ernste weltweite Krankheit. Aber sie hört auch, was viele ihrer Partner in Afrika sagen: Neben Malaria, Tuberkulose, HIV ist Corona eben ein weiteres Problem. Und der radikale Lockdown hat vielen in Afrika die Lebensgrundlage zerstört, vor allem Frauen.

Das wird ´ne massive Auswirkung für junge Frauen haben, die dann irgendwann ein Kind haben und der Weg zurück in die Ausbildung sehr sehr schwierig wird. Da versuchen wir gegenzusteuern. Es ist einfach so, im Windschatten von Corona sind viele Konflikte hier in den Medien einfach nicht mehr vorgekommen.

Das legt sie mir nahe: Es steht viel auf dem Spiel für uns als westliche Welt: Haben wir aus der HIV-Krise damals gelernt und handeln heute human und christlich?

Ich glaube, das Impfen wird ein Lackmustest für unsere christlichen Werte Europas werden. Wenn wir es wirklich meinen, dass alle Menschen gleiche Würde haben, dann müssen auch alle Menschen den gleichen Zugang zu diesem Impfstoff bekommen.

Sie kämpft mit ihrem christlichen Institut - wie viele Organisationen und Länder - dafür, dass Impfstoffe nicht nur in Amerika und Europa produziert werden dürfen. Hier mauert der Westen noch, auch Deutschland. Dabei ist klar, die Pandemie ist erst besiegt, wenn sie weltweit besiegt ist. Zumindest einen Schritt könnte die EU tun.

Warum macht die EU nicht ein commitment, dass jede Krankenschwester, jeder Arzt in Afrika jetzt geimpft wird, damit ich wenigstens die Infrastruktur aufrechterhalten kann. Da wäre schon ganz viel gewonnen.

Gisela Schneider hat in der Pandemie aber auch erfahren: Die Verbindungen zu Christen und Kirchen in Afrika tragen. Es lohnt mitzuhelfen, dass unsere Welt eine wird.

Dass wir ein Netzwerk haben und dass Kirche ein Netzwerk hat, ohne dass wir überall hinfliegen müssen, und wenn wir als Partner unterwegs sind, dass sich dann auch vor Ort tatsächlich was tun kann.

https://difaem.de/das-difaem/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32802
weiterlesen...