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SWR3 Gedanken

13JUL2023
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Don’t feed the troll oder ignorier den Hass. Das ist ein Tipp, den man bekommt, wenn man Inhalte in den Sozialen Medien produziert. Egal wo - Instagram, Facebook oder Twitter – der Hass ist oft nicht weit, sobald die Followerzahlen wachsen.

Denen, die nur Hass für die eigenen Inhalte übrig haben, soll man möglichst wenig Raum geben. Sagen viele. Doch es gibt noch einen anderen Weg:
Eine Künstlerin, Maris Müller (Volaneart) der ich schon eine Weile auf Insta folge, hat eine herrliche Art mit Hass umzugehen. Unter ihren Beiträgen schimpfen Leute über ihre Körperbehaarung, über die Art ihrer Kunst und ihre Ausdrucksweise. Sie nutzt diese Kommentare und macht humorvolle Videos.

Und die sind wirklich zum Lachen. Mit ihrem charmanten Grinsen strahlt sie in die Kamera und geht geduldig immer wieder auf respektlose und übergriffige Fragen ein. Das ist für sie besser, als den Hate einfach zu ignorieren. Denn sie ist der Meinung: „Wenn dir jemand einen Haufen in die Wohnung macht, dann machst du den selbstverständlich weg, weil es sonst stinkt! Und wenn du es ignorierst und so tust, als wäre das sicher nur ein Versehen gewesen, dann denkt sich der Troll: Ha, großartig. Bei der kann ich wieder in die Ecke scheißen!“ Ich finde das klasse.

Ich stelle mir vor, wie es dem Hater entweder ein wenig Schamesröte oder vielleicht sogar ein klitzekleines Lächeln ins Gesicht treibt. Und Lachen ist ja bekanntlich gesund. Maris ist für mich Vorbild. Auch ich möchte geduldig und mit einer guten Portion Humor ehrlich zu meinen Mitmenschen sein. Ich will mir nichts gefallen lassen und trotzdem nicht lockerlassen und den Hatern meine Sicht der Dinge zeigen. Vielleicht tut sich was, in ihren Herzen.

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SWR3 Gedanken

12JUL2023
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Ich liebe Emojis! Ich bin so eine, die WhatsApp-Nachrichten mit vielen bunten Blümchen, Herzchen- und Sternchen -Augen, erröteten Smileys, und lachenden Kackgesichtern verschickt. Ich finde Gefühle lassen sich kaum besser ausdrücken, als mit diesen kleinen Emoticons.

Jetzt habe ich neulich eine großartige Entdeckung gemacht: es gibt eine Emoji-Bibel. Da hat sich jemand die Mühe gemacht die Geschichten der Bibel nur mit Emojis zu übersetzen. Das finde ich genial. Unser Bibelbuch ist ein Werk voller Emotionen und Bildgeschichten. Und ich finde, da passt eine Emojibibel richtig gut.

Hätten die Autorinnen und Autoren der biblischen Texte damals schon Emojis gehabt, wäre die Bibel sicherlich voll davon. Die unterschiedlichsten Gefühle dieser Welt, finden sich in den Erzählungen der Bibel: Menschen die Angst haben und eifersüchtig sind, sowie solche, die sich stark fühlen und voller Freude sind.

Gott selbst betrachtet seine Menschen meist mit Herzchen und Zwinker- Augen. Manchmal auch – und das nicht ohne Grund - mit heruntergezogenem Mundwinkel oder dem leicht genervtem Blick nach oben.

Auf die Emojis, die ich verschicke, antworten meine Freunde fast immer auch mit Emojis. Das geht irgendwie gar nicht anders.

Deswegen finde ich die Emoji-Bibel so wunderbar. Denn sie regt uns dazu an mit eigenen Emotionen zu antworten. Zu sehen, dass es da nicht nur um theoretische Gedankengebäude geht, sondern um Geschichten mitten aus dem Leben. Beim Lesen entstehen Gefühle, die zum Nachdenken anregen und durch die wir uns intensiver mit Gott und unserem Glauben beschäftigen.

Da ist echte Kommunikation mit Gott! Wortlos, aber dafür mit Zwinkersmiley.

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SWR3 Gedanken

11JUL2023
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Seit gut einem Jahr beschäftigt mich was: Gleichzeitigkeit. Damit, wie absurd es ist, was alles auf der Welt gleichzeitig geschieht. Im letzten Sommerurlaub wurde es mir zum ersten Mal so richtig bewusst.

Da hatte ich drei Wochen Wanderurlaub in den Bergen Österreichs. Es war eine intensive Mutter-Tochterzeit. Kuscheln, streiten, erziehen und lieben. Gleichzeitig brennt in Berlin der Grunewald. Ein paar Tage später, kann ich mein Glück kaum fassen und finde das erste Mal im Leben Edelweiß auf 2750m Höhe, währenddessen wird der jugendliche Mouhamed D. in Dortmund erschossen. An einem Abend spiele ich im Ferienhaus mit meiner Familie "Wer-bin-ich“, in dieser Zeit bekommt meine beste Freundin ein Kind und ein Freund in Berlin stirbt. Einfach so. Er ist genau so alt wie ich.

Elende Gleichzeitigkeit. Das „Sowohl – als - auch“ der Welt ist manchmal kaum auszuhalten und damit immer auch die Frage, wie Gott das zulassen kann.

Ich habe oft das Gefühl, von Religionen – nicht zuletzt von Pfarrerinnen wie mir – wird Klarheit eingefordert. Auf jede Frage soll eine plausible Antwort, eine Erklärung oder wenigstens eine Deutung, kommen. Nur: eine richtig gute gibt es nicht.

Wir haben keine Wahl: wir müssen die Gleichzeitigkeit aushalten!
Es gibt keine eindeutigen Erklärungen für das, was alles gleichzeitig passiert in der Welt. Ich merke an mir, wie sehr mich das belasten kann. Oft weiß ich gar nicht, ob ich mich über etwas freuen darf, wenn doch nebenan jemand gleichzeitig Leid erfährt.

Ich denke jeder von uns muss herausfinden was ihm in solchen Momenten gut tut. Wenn ich das Gefühl habe, ich kann das alles nicht ertragen, dann bete ich. Voller trotziger Hoffnung. Und ich bitte Gott da zu sein, bei aller Gleichzeitigkeit.

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SWR3 Gedanken

10JUL2023
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Ich habe schon viele Male Menschen die Hände aufgelegt und sie gesegnet. Das ist ein besonderer Moment für viele. Ein Moment, der Hoffnung und Zuversicht. Doch jetzt ist es anders: Ich habe einen Anruf bekommen. Ein Gemeindeglied meiner Kirchengemeinde ist plötzlich verstorben. Völlig überraschend. Ohne Vorwarnung.

Ich bin ev. Pfarrerin und so hat mich die Familie gebeten vorbeizukommen. Ich fahre also hin. Im Wohnzimmer liegt er friedlich auf dem Sofa. Auf Kissen gebetet. Seine Hände sind gefaltet und ein gelbes Blümchen liegt auf seiner Brust. Seine Familie und auch Freunde stehen um ihn herum. Niemand kann es fassen.

In solchen Augenblicken kann ich nicht viel mehr tun, als da sein. Ich kann beten und ein Ritual für den Verstorbenen und die Hinterbliebenen abhalten: eine Art kleine Andacht. Ich lege meine Hände auf den Kopf des Toten und segne ihn.

"Es segne Dich Gott, der Vater, der Dich nach seinem Bild geschaffen hat. Es segne Dich Gott, der Sohn, der Dich durch sein Leiden und Sterben erlöst hat. Es segne Dich Gott, der Heilige Geist, der Dich zum Leben gerufen und geheiligt hat. Gottes liebevolle Hand führe Dich den Weiten des Himmels zu. Dort mögest Du von der Fülle Gottes leben. Amen"

Wenn jemand zuhause stirbt, wird oft sehr schnell der Bestatter gerufen. Viele Leute wissen gar nicht, dass man den Leichnam noch eine ganze Weile daheim haben darf und dass man die Pfarrerin oder den Pfarrer für einen Segen, anrufen kann. Ich stelle immer wieder fest, wie gut dieses kleine Abschiedsritual im Moment der Ohnmacht und Fassungslosigkeit, tut! Es ist ein intimer Moment. Ich spüre das Leben und den Tod gleichermaßen. Und jedes Mal weiß ich ganz sicher, dass Gott anwesend ist. Ich muss zugeben, ganz am Anfang hatte ich Berührungsängste. Ich empfand leichtes Unbehagen bei der Vorstellung, einen Toten anfassen zu müssen. Mittlerweile ist es für mich ganz natürlich und ein letzter Akt der Nächstenliebe.

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SWR3 Gedanken

09JUL2023
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„Was? Du bist immer noch nicht über deinen Ex hinweg? Das ist doch jetzt mehr als zwei Jahre her! Du musst ihn endlich vergessen und nach vorne schauen.“
Ich hatte es gewagt einer Freundin zu erzählen, dass ich noch sehr oft an meinen Exfreund denke. Das war ihre Reaktion.

Ja – es ist verrückt – aber für Liebeskummer gibt es eine Frist. Eine Weile darfst Du schon traurig sein. Eine Weile haben auch alle Verständnis. Aber wehe, das dauert etwas länger mit dem Herzschmerz! Dann wirst Du belächelt oder bemitleidet oder mit vermeintlichen Ratschlägen bombardiert. Trübsal blasen und Weinen nicht erlaubt.

Aber egal ob bei der Trauer um eine verstorbene Person, oder um eine zerflossene Liebe: Trauern braucht Zeit. In beiden Fällen geht eine wichtige Person verloren. Auch bei einer Trennung verlierst du jemanden, von einem Tag auf den anderen, der Teil deines Lebens war. Den Du geliebt hast. Der mit Dir Alltag und Bett geteilt hat.

Alle Menschen brauchen unterschiedlich lang, um diese Trauer zu verarbeiten. Und es kann passieren, dass es noch Jahre danach weh tut. Auch wenn mich das manchmal überfordert, versuche ich solche Gefühle bei mir und anderen ernst zu nehmen.

Ein großer Trost für mich ist, dass Gott nicht überfordert ist, mit meinen Gefühlen. Egal wie heftig sie sind. Egal wie lange sie dauern.

Bei Gott ist es okay, wenn ich mich auch noch lange Zeit nach der Trennung nachts in den Schlaf weine. Um die Tränen in der Nacht ist es nicht schade! Im Gegenteil, meine Tränen sind kostbar; so kostbar, dass ich Gott bitten kann sie für mich zu sammeln. Das hat vor langer Zeit mal jemand gebetet: „Gott, sammle meine Tränen in deinem Krug; ohne Zweifel, du zählst sie.“ (Ps 56,9)

Ich bin überzeugt der Krug Gottes ist so groß, dass jede Träne, die geweint werden muss, da noch reinpasst. Bei Gott gibt es jederzeit Fristverlängerung für Liebeskummer. So lange es eben braucht, bis man es überstanden hat.

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SWR3 Worte

17JUN2023
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Frauen sollten zusammenhalten und solidarisch sein. wünscht sich Carolin Kebekus. Sie schreibt:

„Es gibt viel zu wenige weibliche Vorbilder für junge Frauen. Du kannst eine sein. Öffne Türen, lenke in die richtige Richtung, solidarisiere dich mit der Praktikantin (…). Empfiehl junge Kolleginnen. Sei die Frau, die die Krone der anderen Frau repariert, ohne der Welt zu erzählen, dass sie kaputt war. (…) Wir brauchen mehr Verbündete und weniger Konkurrentinnen. Lasst uns Banden bilden. Oder halt Social-Media-Gruppen. Meinetwegen sogar Whatsapp-Gruppen. Aber lasst uns vernetzen. Ich würde mir auch wieder ein Faxgerät anschaffen, wenn es sein müsste.“

Carolin Kebekus: Es kann nur eine geben.

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SWR3 Worte

16JUN2023
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Anna Nicole Heinrich ist als Präses des Rats der EKD ein Gesicht der Evangelischen Kirche in Deutschland. Auf Instagram fordert sie: „Jetzt ist die Zeit für Klimaschutz“ und zeigt sich solidarisch mit denen, die täglich auf die Straße gehen. Sie begründet das so:

„Viele sind extrem genervt von den Blockaden, weil sie jetzt noch öfter im Stau stehen. Und manche Autofahrer sind so wütend, dass sie sogar zuschlagen. Die Demonstrant:innen lassen es mit sich geschehen. Sie sind duldsam, sie sind unbeirrt. Tag für Tag gehen sie raus auf die Straße und ertragen alles – die Häme und den Hass, genauso wie die Geldbußen und Gefängnisstrafen. Und jetzt noch die krassen Razzien.
Ich schaue in ihre Gesichter. Ich sehe ihre Angst vor der Zukunft in der Klimakatastrophe – und ihre Liebe für unsere Welt, die so wunderbar gemacht ist. Ich fühle das auch. Und deswegen will ich sagen: Danke, dass ihr da seid und euch nicht entmutigen oder einschüchtern lasst. Denn leider braucht es eure Mahnung für eine schnelle, entschiedene Klimapolitik.“

Anna-Nicole Heinrich, Instagram: @annanicoleheinrich Post vom 27.05. 2023
Anna-Nicole Heinrich (@annanicoleheinrich) | Instagram

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SWR3 Worte

15JUN2023
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Pubertierende Kinder erziehen, ist schwer. Kurt Krömer kann ein Lied davon singen und rät:

„Es ist (…) gar nicht wichtig, bei pubertierenden Kindern immer eine Lösung zu finden, sondern es ist einfach auch mal gut, die pubertierenden Kinder alles scheiße finden zu lassen. (…) Ich wurde zum Beispiel oft „Kacka-Papa“ genannt, weil ich irgendwelche Sachen nicht so gemacht habe, wie sich das meine Kinder vorgestellt haben. Und dann ist man einfach mal vierundzwanzig Stunden am Tag der „Kacka-Papa“ und dann muss man sich auch mal anhören, dass der Papa von gegenüber, der Feuerwehrmann ist, alles viel besser macht als man selber und erziehungstechnisch kann der Feuerwehrmann auch über Wasser gehen. Wahrscheinlich ist es gegenüber so, dass die Kinder in der Feuerwehrmannfamilie sagen: „Ey, ich hätte viel lieber, dass Kurt Krömer mein Vater ist, denn der ist Komiker und da kann man vierundzwanzig Stunden am Tag lachen.“

Kurt Krömer: Du darfst nicht alles glauben, was du denkst. Meine Depression.

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SWR3 Worte

14JUN2023
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Nicht nur Menschen mit einer ärztlichen Diagnose brauchen Psychotherapie. Dieser Meinung ist die Autorin und Influencerin Jana Crämer. Warum es alle verdienen, sich eine Psychotherapie zu gönnen, begründet sie so:

„Wir leben in einer Zeit mit riesigen Erwartungsansprüchen. Zum einen setzen wir uns enorm selbst unter Druck, weil wir das Gefühl haben, unglaublich viele Dinge tun zu müssen. Zum anderen passieren weltweit immer neue Katastrophen, auf die wir nur begrenzt Einfluss haben. Wir erleben aktuell einen Kontrollverlust auf allen Ebenen. (…) Und dazu dieser permanent steigende Selbstoptimierungswahn. Es reicht nicht mehr, nur zufrieden zu sein, Du musst dauerhaft glücklich sein.“ (…) Jeder verdient Hilfe. Jemandem der zu einem sagt: Du hast hart gekämpft und lange durchgehalten, aber du kannst jetzt aufhören, stark zu sein. Es ist genug.“

Jana Crämer: Jana, 39, ungeküsst. Eine wahre mutmachende Geschichte.

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SWR3 Worte

13JUN2023
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Lange Zeit wurde in den Kirchen die Meinung vertreten, Sexualität diene primär der Fortpflanzung. Die Pastorin Ina Jäckel möchte, dass Christinnen und Christen Sexualität als etwas entdecken, das Freude bereitet:

Sex ist mehr als bloß Fortpflanzung. Es macht auch Spaß (…). Und wenn wir (…) in die Bibel schauen: Jesus bringt doch die gute Nachricht, dass wir keine Sklaven religiöser Gesetze sind, sondern freie Menschen, solange wir uns von Liebe bestimmen lassen. - Das ist das Herz christlicher Überzeugung! Dafür hat Jesus Christus gelebt und dafür ist er gestorben. So lange also Sexualität in gegenseitiger Achtung gelebt wird, einvernehmlich und ohne dass jemand zu Schaden kommt, ist alles wunderbar.“

Ina Jäckel, Instagram: @dingens.von.kirchen Post vom 01.02.2023
Ina Jäckel (@dingens.von.kirchen) | Instagram

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